Das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Ivor Bolton

Olga Peretyatko singt Gabriel Faurés Orchesterlieder

Stand
AUTOR/IN
Christiane Peterlein
KÜNSTLER/IN
Olga Peretyatko, Benjamin Bruns, Balthasar-Neumann-Chor, Sinfonieorchester Basel

CD-Tipp vom 11.9.2018

Fauré setzt auf Effekte

Der Weg zu Gabriel Faurés Orchestermusik führt ins Odeon-Theater in Paris. Für eine Produktion von Dumas Schauspiel Calligula, schreibt der Komponist im Sommer 1888 eine Bühnen-Musik. Die Tragödie um den römischen Kaiser wird opulent inszeniert: Mit einer Kulisse aus großen Tempel-Gebäuden, geschmückt mit Reiter-Statuen und Götter-Bildern, dazu eine Heer von Komparsen in Legionärs-Kostümen. Und auch Komponist Fauré setzt auf Effekte: Den Auftritt von Herrscher Caligula kündigt seine Musik standes-gemäß an: Mit Trompeten-Fanfaren, wie für einen Märchen-König.

Harfenglitzer und handfeste Töne

Dass sich Calligula im Laufe des Schauspiels zum Macht-besessenen Gewalt-Herrscher wandeln wird, das ahnt das Publikum am Anfang der Geschichte nicht. Und auch Faurés Musik sagt es ganz deutlich: Die Theater-Welt ist hier noch in Ordnung. Ein samtiger Streicher-Teppich, die Klarinetten und Flöten singen versonnen in der Mittel-Lage – und überall wo es passt, garniert Fauré seinen Orchester-Klang mit einer Prise Harfen-Glitzer. Handfeste Töne gibt es bei Fauré aber auch: Ein Marsch begleitet die Parade zu Ehren des römischen Herrschers. Dazu singt der rein weiblich besetzte „Chor der Stunden“, wie eine Art persönliche Cheerleader-Truppe für Kaiser Caligula.

Doch wie mit dem historischen Fürsten Caligula, nimmt es auch mit Dumas Titel-Figur ein schlimmes Ende – Seine Zieh-Schwester lässt er ermorden, weil sie seine Avancen abweist … und auch seine politischen Schurken-Stücke werden irgendwann zu toll. Da zücken seine Gegner dann schlussendlich den in der Antike allzeit griffbereiten Dolch – und selbst der „Chor der Stunden“ wendet sich vom Kaiser ab.

Gelungene Einspielung

Zauberhaft ist diese Bühnen-Musik von Gabriel Fauré. Mit seinen wunderbaren Klang-Farben hätte er den Schauspielern im Odeon-Theater auf jeden Fall die Show gestohlen! Hat er aber nicht. Denn für seine ursprüngliche Bühnen-Fassung hatte Fauré weniger Instrumente zur Verfügung – die eingespielte Calligula-Suite entstand im Nachklapp für den Konzert-Saal – und lag, soweit mir bekannt, bisher nur in einer knisternden Aufnahme aus den 70er Jahren vor. Umso schöner, dass sich nun das Sinfonie-Orchester Basel und Dirigent Ivor Bolton ihrer angenommen haben. Mit dieser wirklich gelungen Einspielung!

Olga Peretyatko singt zart und zerbrechlich

Zu Gabriel Faurés 3 Bühnen-Musiken gesellen sich auf der CD das Prélude zu seiner Oper Pénélope – ein etwas sperriges Werk – sowie seine 4 Orchester-Lieder. Auch hier spielt das Sinfonie-Orchester Basel die schönen Melodie-Bögen ohne Pathos, mit wenig Vibrato, schlanken Tönen und angenehmer Zurückhaltung in den Oberstimmen. Viel Geschmack und Sorgfalt merkt man hier im Umgang mit der Musik. Auch bei Solistin Olga Peretyatko, die ihren strahlenden Opern-Sopran zügelt, und ihre Stimme ganz zart und zerbrechlich klingen lässt.

74 Minuten Musik-Idyll

Knapp 74 Minuten dauert die CD „The Secret Fauré“. 74 Minuten Musik-Idyll, in denen eine schöne Stelle auf die nächste folgt und in denen man die unbekannten Seiten des Orchester-Komponisten Gabriel Fauré kennenlernt. Und diese Bekanntschaft lohnt auf jeden Fall. Mir ging beim Hören der CD das Herz auf – vielleicht geht es Ihnen ja genauso.

CD-Tipp vom 11.9.2018 aus der Sendung SWR2 Treffpunkt Klassik - Neue CDs

Stand
AUTOR/IN
Christiane Peterlein
KÜNSTLER/IN
Olga Peretyatko, Benjamin Bruns, Balthasar-Neumann-Chor, Sinfonieorchester Basel