Kontroverse

Xavier Naidoo in der Kritik: Keine Bühne für Rechtsextremismus?

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AUTOR/IN
Samira Straub

Er verkaufte rund 6,5 Millionen Tonträger, gilt als einer der besten deutschen Sänger und brachte mit Hits wie „Dieser Weg“ ganze Stadien zur Ekstase. Doch Xavier Naidoos Karriere steht mittlerweile im Schatten seiner rechtspopulistischen Aussagen.

Xavier Naidoo im Schatten des Antisemitismus  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, ALEXANDRA WEY)
Die Kritik am Mannheimer Musiker Xavier Naidoo wird immer lauter: Zahlreiche Städte wollen verhindern, dass Naidoo bei ihnen auf die Bühne auftritt. Grund dafür sind immer krudere Thesen des Musikers.

Die Kontroverse um Xavier Naidoos Aussagen ist nicht neu

Die Kontroverse um den Mannheimer Sänger Xavier Naidoo ist keine neue Erscheinung, denn eine Nähe zu Verschwörungsmythen gab es bei Naidoo schon vor vielen Jahren: 1998 zweifelte Naidoo in einem Interview die Legitimität der Bundestagswahl an, später bezeichnete er sich als Rassist „ohne Ansehen der Hautfarbe“ und erklärte wiederholt, dass Deutschland kein freies Land sei, da es keinen gültigen Friedensvertrag gäbe.

Außerdem geriet er immer wieder für von ihm geschrieben Songtexte in Kritik. 2012 veröffentlichte er mit Kool Savas zusammen den Song „Wo sind sie jetzt“, gegen den zahlreiche LGBTI* Verbände wegen homophober Aussagen rebellierten.

Durch die Corona-Pandemie und seine vermehrten umstrittenen Äußerungen wurde die Debatte um den Mannheimer Musiker zum deutschlandweiten Diskussionsthema.

Fake News, Verschwörungstheorien und gefährliche Ansichten auf Naidoos Telegram-Kanal

Auf seinem Telegram-Kanal vertritt er seit 2020 die Ansicht, dass die Erde eine Scheibe sei und Aliens auf der Erde seien, darüber hinaus bezeichnete Naidoo den Zentralrat der Juden als „Zentralrat der Lügen“.

„Auf Telegram beschimpft #Naidoo Juden [..,] verbreitet #Holocaustleugnung. In einem [..]Video wird behauptet, mit Zyklon B. ließen sich keine Menschen vergasen. Sein Konzert in der #Zitadelle soll dennoch stattfinden.“ #XavierNaidoo #ZitadelleSpandau https://t.co/RT45R9FRl3

Es folgten Auftritte bei der Reichsbürgerbewegung, faktenferne Videos zu Flüchtlingen und Klimawandel, die mehrfache Leugnung des Holocaust, eine Unterstützung der QAnon-Bewegung und letztlich die Leugnung der Corona-Pandemie.

In Folge rassistischer Aussagen verlor er bereits im März 2020 seinen Platz in der Jury der RTL-Sendung „Deutschland sucht den Superstar“.

Ein Musikvideo Naidoos zeigt angedeutet die Sprengung eines Impfzentrums

Besonders das Video zu Naidoos neuem Song „Ich mache da nicht mit“ sorgte für Kritik. Darin lässt Naidoo seinem Ärger über Corona-Schutzimpfungen und die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung freien Lauf. Angedeutet wird zudem die Sprengung eines Impfzentrums.

Alarmierend❗Im neusten Musik-Video von Xavier Naidoo und Konsorten wird ein #Anschlag auf das Bremer #Impfzentrum und körperliche Gewalt gegen die Security dargestellt. Wer noch immer glaubt, das seien harmlose #Schwurbler hat wirklich den Schuss nicht gehört. 1/4 https://t.co/CaurmXud6u

Konzertabsagen und kapitulierende Veranstalter*innen: Für Naidoo wird es eng auf Deutschlands Konzertbühnen

Immer mehr Städte wollen Xavier Naidoo aufgrund seiner rechtspopulistischen und antisemitistischen Aussagen keine Bühne mehr bieten. Geplante Konzerte Naidoos in Berlin, Rostock, Mönchengladbach und Mannheim stehen daher auf der Kippe.

Xavier Naidoo im Schatten des Antisemitismus  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, R4981 Daniel Kubirski; )
Auch Naidoos Heimatstadt Mannheim wendet sich gegen ihn: Eigentlich hätte der Künstler am 9. Oktober 2021 in der SAP Arena performen sollen, doch nach der Veröffentlichung des Impfzentrum-Videos hagelte es Kritik. So heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle der Stadt: „Das geplante Konzert in der SAP Arena ist nicht im Sinne der Stadt”.

Städte und Veranstalter*innen prüften in der jüngeren Vergangenheit, ob Konzertabsagen rechtlich durchsetzbar sind. Fazit: Eine ordnungsrechtliche Handhabe gegen die Konzerte gibt es nicht.

Ein Antrag, Xavier #Naidoo in Rostock die Bühne zu verwehren, fand dort gestern Abend keine Mehrheit. Eine Zusammenfassung der Debatte und der problematischen Verstrickungen Naidoos: https://t.co/BrjcO8Gv8o #XavierNaidoo

Im Falle des Konzerts in der Mannheimer SAP Arena prüft die Stadt laut eigener Aussage nun, „ob sie einem Künstler, der immer weiter ins Abseits driftet und nun mit Antisemiten und Rechtsextremisten Musik macht, eine Bühne bieten will, die er erwartbar nicht nur musikalisch nutzen wird.“

Xavier Naidoo im Schatten des Antisemitismus  (Foto: picture-alliance / Reportdienste, R4179 Michael Kremer/Geisler-Fotopress; )
1995 gründete Naidoo zusammen mit sechs anderen Musikern die Söhne Mannheims, 2017 verließ er zusammen mit anderen Gründungsmitgliedern die Band. Zu der Kontroverse veröffentlichte die Band kürzlich folgendes Statement: „Xavier Naidoo hat sich 2017 bewusst dazu entschieden, sich ausschließlich auf seine Solo-Projekte zu fokussieren. Seitdem singt und spricht Xavier Naidoo in seinem eigenen Namen.“

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Samira Straub