Feuerwerk Rhein in Flammen (Foto: IMAGO, IMAGO/Sascha Ditscher)

Kommentar

Bedenkenloses Vergnügen? Feuerwerke lieber den Profis überlassen

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AUTOR/IN
Marie-Christine Werner

Ob „Rhein in Flammen“ am Mittelrhein oder „Flammende Sterne“ in Ostfildern: Der Hochsommer ist die Zeit für Großfeuerwerke. Doch kann man sie angesichts des Klimawandels und der Feinstaubbelastung noch genießen? Ja, meint SWR2-Redakteurin Marie-Christine Werner, solange wir Feuerwerke ganz den Profis überlassen und Innovationen eine Chance geben.

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Ist das noch zeitgemäß?

Natürlich stand ich auch schon mit „Ah“ und „Oh“ da und habe mich über ein aufwendig choreografiertes Feuerwerk gefreut, habe das Farbenspiel der nur für Sekunden zu sehenden Lichtskulpturen bewundert, abgestimmt auf eine Musik. Dahinter stecken eine hohe Kunstfertigkeit, großes Licht- und Musikverständnis sowie eine Ausbildung zum Pyrotechniker.

Doch ist diese Lichtkunst heute noch zeitgemäß? Ist die Belastung für unsere Umwelt durch Feinstaub und Müll nicht so groß, dass man darauf verzichten können müsste? Und wie sehr leiden Tiere unter dem Licht und der Knallerei?  

Feuerwerk: Eine alte Kulturtechnik 

Feuerwerk ist eine schon sehr lange ausgeübte Kulturtechnik. Das Schwarzpulver wurde vor rund 1.000 Jahren in China erfunden. Dort wurden „Rauchblumen“ in die Luft gemalt. In Japan heißt das Feuerwerk „Blumenfeuer“.

Über die Seidenstraße brachten es Händler mit nach Europa. Hier verbreiteten sich Feuerwerke im 14. Jahrhundert von Italien aus. Später blieb es Herrschern und Adeligen vorbehalten, mit solchen Himmels-Shows ihre Macht zu zelebrieren.  

Place de la Concorde Paris 1763 (Foto: IMAGO, IMAGO / piemags)
Feuerwerk war lange Zeit den Mächtigen vorbehalten, die mit den eindrücklichen Shows ihre Macht zelebrierten – etwa am Place de la Concorde in Paris 1763.

Nicht jeder ist ein Pyrotechniker

Heute kann jede und jeder ein Souverän sein und ein eigenes Feuerwerk in der jeweiligen Gemeinde beantragen für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenevents. Und einmal im Jahr an Silvester kann jede und jeder Pyrotechniker*in spielen. Schon viel Geknalle vor Mitternacht und noch lange Zeit danach ist die Folge.

„Ahs“ und „Ohs“ stellen sich da ehrlicherweise bei mir schon lange nicht mehr ein. Warum überlassen wir das Feuerwerk nicht den Profis? Es gäbe viel weniger Verletzte, weniger Feinstaubbelastung, weniger Müll – und wir hätten an ausgewählten Orten trotzdem was zu Schauen und zu Staunen.  

Heidelberg am Neckar Baden Württemberg, Schlossbeleuchtung, Feuerwerk 1935 (Foto: IMAGO, IMAGO / Arkivi)
Die sogenannte „Schlossbeleuchtung“ in Heidelberg fand erstmals 1815 statt und ist bis heute eine beliebte Veranstaltung. Das Bild zeigt eine Postkarte aus dem Jahr 1935.

Neue Raketen und Batterien werden entwickelt 

Die Entwickler und Vertreiber von Feuerwerkskörpern sind dabei, umweltfreundlichere Raketen und Batterien zu entwickeln, mit weniger Feinstaubanteilen durch alternative Effekte oder andere chemische Zusammensetzungen.

Plastikteile werden durch pflanzliche Produkte, Pflanzenfasern und etwa Maismehl ersetzt und sind damit zu hundert Prozent abbaubar. Außerdem gibt es immer mehr zeitgemäße Alternativen, durch den Einsatz von Lasern und Drohnen.  

Feuerwerk-Festival Flammende Sterne (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance / AA | Omer Sercan Karkus)
Können eine zeitgemäße Alternative zum rauchenden, lauten und heißen Feuerwerk sein: Lasershows.

Privates Böllern ist bereits vielerorts verboten

Und warum orientieren wir uns nicht an anderen europäischen Ländern, etwa Frankreich oder Dänemark, in denen ein privates Feuerwerk unüblich oder stark eingeschränkt ist? Privates Böllern ist in vielen europäischen Großstädten verboten, dafür gibt es große öffentlich organisierte Feuerwerke.  

Überlassen wir dieses Feld doch getrost den Profis und freuen uns auf Großevents wie „Rhein in Flammen“ und „Flammende Sterne“. Die Umweltbelastung solcher einmaliger Events ist weitaus geringer als bundesweit an Silvester. Und dann könnten wir guten oder zumindest besseren Gewissens wieder „Ah“ und „Oh“ sagen. 

 

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