Zeitgenossen

Maja Göpel: „Wir müssen die Fakten ehrlich auf den Tisch legen“

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AUTOR/IN
Doris Maull

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Krisen als Chance

„Krisenmomente sind immer auch Fenster der Möglichkeit“, sagt die die deutsche Politökonomin Maja Göpel. „Wir sind alle Routinewesen und diese Routinen haben wir in Alltagspraxen umgesetzt und in Institutionen und Infrastrukturen gegossen“. Deshalb seien Krisen Momente, die Routinen aufschütteln.

Die Welt ist nicht schwarz oder weiß

In der Art, Probleme und Krisen zu bearbeiten, hätten wir uns, auch medial durch die Algorithmen in den sozialen Medien, darauf fokussiert, Schuldige zu identifizieren. „Dann sind wir nur noch dabei, uns gegeneinander abzugrenzen und dieses Schwarz/Weiß zu praktizieren: „Du bist für eine Impfung, Du bist gegen eine Impfung, Du bist für Waffen, Du bist gegen Waffen“. Dadurch existierten quasi nur noch zwei Kategorien, in die wir versuchten, alles einzusetzen, um daraus Sicherheit zu gewinnen.

Transformationsforschung für gesellschaftlichen Wandel

Transformation bedeute, dass etwas seine Form verändert – und deshalb beschäftige sich die Transformationsforschung mit großen, meistens auch gesamtgesellschaftlichen Veränderungsprozessen über einen längeren Zeitraum, erklärte Göpel. „Agrarwende, Energiewende, Mobilitätswende, das alles sind Begriffe, mit denen verdeutlicht werden soll, dass es hier um ein Neudenken der Abläufe, des Systems gehen muss und nicht um den Austausch von kleinen Teilen.“  Gerade in Zusammenhang mit der Energiewende sei lange gedacht worden, wenn wir Gas gegen Geld tauschen, wird der Rest schon irgendwie hinhauen. Jetzt aber würden wir erkennen: „Wenn es da nicht eine gemeinsame Vision gibt, geht das nicht.“

Vorausschauend Politik machen

Es sei erstaunlich zu sehen, sagte Göpel, wie unglaublich schwierig es seit Beginn des Ukraine-Krieges gewesen ist, überhaupt mal an das Energiesparen zu appellieren, anstatt das gleich am „Tag eins“ einzubringen. „Die Versorgungssicherheit ist unser Ziel und je mehr Gas wir einsparen, umso schneller haben wir die Speicher wieder voll und umso weniger müssen wir importieren – stattdessen macht man Tankgutscheine.“  „Das Wichtige an antizipatorischer Politik ist es zu sagen, ich erkenne, wo ich auf eine Krise zulaufe und deshalb handle ich frühzeitig, um einen gut navigierten Übergang zu erreichen“.

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Doris Maull