Zeitgenossen

Cornelia Weigand: „Es geht nicht nur ums Überleben“.

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AUTOR/IN
Marie-Christine Werner

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„Das Leben an Flüssen muss neu gedacht werden“ – mahnt Cornelia Weigand, parteilose Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr an, beim Staatsakt für die Opfer der Flutkatastrophe. Mitte Juli waren bei den Überschwemmungen im Norden von Rheinland-Pfalz 138 Menschen getötet worden, tausende Häuser wurden zerstört. Hochwasserwarnungen hatte es am 14. Juli für das Ahrtal gegeben, erinnert sich Cornelia Weigand. Doch dass die Flut ein solches Ausmaß annehmen würde, damit hat niemand gerechnet. Beim letzten Hochwasser im Jahr 2016 war das Wasser knapp vier Meter gestiegen, im Juli waren es zehn Meter.

Die Rettungshubschrauber konnten nicht starten.

Erschwerend kam hinzu, dass durch den Starkregen Rettungshubschrauber nicht fliegen konnten. Auch die Feuerwehren kamen nirgendwo mehr durch. Cornelia Weigand und ihr Katastrophenteam wussten an dem Abend, dass keine Hilfe mehr ins Tal kommen können würde: „Das macht verzweifelt. Wir haben einfach gehofft, dass am nächsten Morgen die Menschen noch dort sind, wo sie ihre Hilferufe absetzen konnten.“

Im Laufe der Nacht sei dann aber jegliche Kommunikation zusammengebrochen, so dass eine Kontaktaufnahme auch unter den einzelnen Feuerwehren nicht mehr möglich gewesen sei. In den frühen Morgenstunden sind die Bürgermeisterin und ihr Team dann runter in den Ort gegangen, um sich ein Bild der Lage zu machen.

Marathonlaufen als Kraftquelle.

Seit der Katastrophe ist Cornelia Weigand pausenlos im Einsatz, um den Wiederaufbau voranzutreiben und die Situation der Menschen zu verbessern. Immer wieder fordert sie öffentlich schnellere und unbürokratische Hilfe. Die Kraft dafür nimmt die 50-Jährige aus ihrer Erfahrung als Marathonläuferin. Einen Marathon durchzustehen sei Kopfsache, erzählt: „Wir Menschen sind was anderes als nur Überleben, es gibt noch etwas anderes, das uns Kraft gibt, das kann in der Kultur sein, in der Natur sein, in der Musik sein. Das gehört zu uns untrennbar dazu“.

Sie erinnert sich, dass es unmittelbar nach der Katastrophe einen Trompeter gab, der durch die Orte gezogen ist und gespielt hat. „Sowas gibt uns Menschen in Extremsituationen Kraft und Zuversicht“.

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Marie-Christine Werner