Zeitwort

7.10.1903: Alice von Battenberg heiratet einen Prinzen

Stand
AUTOR/IN
Daniela Wakonigg

Alice ist die Mutter von Prinz Philip; die Queen ist ihre Schwiegertochter. In ihrem sehr turbulenten Leben hat Alice unter anderem einen Nonnenorden gegründet.

Audio herunterladen (4 MB | MP3)

Eine der schönsten Prinzessinnen von ganz Europa

Es ist ein attraktives Adelspaar, das sich am 7. Oktober 1903 in Darmstadt das Ja-Wort gibt: Prinz Andreas, vierter Sohn von Georg dem Ersten, König von Griechenland, und die deutsch-englische Prinzessin Alice von Battenberg, Ur-Enkelin der englischen Königin Viktoria.

"Schon als Kind war Alice sehr schön. Mit siebzehn war sie dann eine der schönsten Prinzessinnen in ganz Europa, ohne jede Frage", sagt der britische Adels-Experte Hugo Vickers über die Braut. Das Paar erhält einen dreifachen Ehesegen: standesamtlich, protestantisch und orthodox. Man erzählte, die Braut sei so aufgeregt gewesen, dass sie während der Zeremonie "Ja" und "Nein" verwechselte und zur Erheiterung der Gäste erklärte, dass sie bereits vergeben sei und den Prinzen nicht heiraten wolle.

Eine echte Liebesheirat

Kennengelernt hatte sich das Paar erst ein Jahr zuvor bei der Krönung von Edward dem Siebten, der Königin Viktoria auf den englischen Thron folgte. Auf den ersten Blick verliebte sich Andreas in die schöne Alice. Dass sie seit ihrer Kindheit taub war, störte ihn nicht.

"Die beiden haben sich tatsächlich verliebt", erzählt Hugo Vickers. "Auch wenn das Ganze auf einem dieser Adelstreffen passierte, wo solche Verbindungen üblicherweise arrangiert werden. Aber das war echte Liebe."

Fünf Kinder gingen aus der Verbindung hervor, vier Töchter und ein Sohn: Philip, der es später zur Berühmtheit als Gemahl von Königin Elisabeth der Zweiten bringen würde.

Nach der Trennung wurde Alice Battenberg immer religiöser

Andreas und Alice erlebten mit ihren Kindern im Süden Europas turbulente Zeiten. "Griechenland war damals sehr düster", erzählt Hugo Vickers. "Die griechische Königsfamilie war dort nie besonders beliebt, weil man sie im Grunde aus Dänemark importiert hatte. Dann kamen die Balkan-Kriege, und die Königsfamilie musste ins Exil gehen. Und als sie zurückkam, wurde Prinz Andreas fast von den Kommunisten erschossen."

Ab den 1920er -Jahren ging das Paar getrennte Wege. Andreas' Hang zu Alkohol und Frauen belastete die Beziehung. Er zog nach Monaco, Alice lebte mit den Kindern in Paris und wurde immer religiöser. Sie trat zum griechisch-orthodoxen Glauben über und fing an, sich ziemlich merkwürdig zu benehmen, so Hugo Vickers: "Sie fastete, las religiöse Traktate und glaubte, dass sie heilende Kräfte in ihrer Hand hatte. Es war sehr beunruhigend."

Sigmund Freud bescheinigt Alice Wahnhaftigkeit

Als bei Alice auch noch religiöse Visionen einsetzten, ließ ihre Familie sie ins Sanatorium einweisen. Unter anderem Sigmund Freud bescheinigte Alice Wahnhaftigkeit.

Ihren Hang zum Religiösen behielt sie allerdings auch nach dem Klinikaufenthalt. In Griechenland arbeitet sie für das Rote Kreuz und versteckte während des zweiten Weltkriegs Juden vor den Nazis, während Andreas 1944 in Monte Carlo den Tod eines Lebemanns starb und einem Herzinfarkt erlag.

Überraschung nach dem Krieg: Sohn Philip heiratet die englische Thronerbin

Nach dem Krieg wartete auf Alice eine überraschende Neuigkeit. Ihr Sohn Philip hatte sich inzwischen zu einem schneidigen Navy-Offizier gemausert und das Herz der englischen Thronerbin Elisabeth erobert. 1947 heiraten die beiden. Zur Krönung sechs Jahre später erschien die königliche Schwiegermutter Alice im Habit eines von ihr selbst gegründeten Nonnenordens. Bis zu ihrem Tod 1969 im Buckingham Palast blieb sie das exzentrische schwarze Schaf der königlichen Familie.

Hugo Vickers erinnert sich an eine Anekdote, nach der die eigene Mutter über Alice verärgert sagte: "Was soll man schon von einer Nonne halten, die raucht und Canasta spielt?" Einer aus der Familie hatte damals nämlich gerade gesehen, wie sie in ihrem wallenden Gewand mit dem König von Schweden Karten spielte und ihm vorwarf, er würde betrügen.

Stand
AUTOR/IN
Daniela Wakonigg