Licht im August

Gespräche mit Faulkner

Stand

Gespräche mit Faulkner bezieht sich auf die Hörspielproduktion "Licht im August" nach dem gleichnamigen Roman von William Faulkner, die ab dem 12.4.2020 wiederholt wird.

In Wirklichkeit existiert kein 'Es war', die Vergangenheit ist ein 'Es ist'. Denn sie ist niemals tot. Sie ist ein Teil jedes Menschen, jedes Augenblicks.

Von 1957 bis 1958 war William Faulkner als "Writer in Residence" an der Universität von Virginia zu Gast und hielt 37 Kolloquien, in denen er über 2000 Fragen beantwortete. Fast jedes gesprochene Wort wurde auf Band aufgenommen. Einige Auszüge:

Zum Titel "Licht im August"

FRAGE: Sir, man hat mir erzählt, daß der Titel Licht im August ein volkstümlicher Ausdruck der Umgangssprache für das Ende der Schwangerschaft wäre, ist das wahr?

FAULKNER: Nein, im August hat das Licht meiner heimatlichen Landschaft eine besondere Eigenschaft, etwas anderes bedeutet der Titel nicht. Im gewissen Sinne hat der Titel mit dem Buch, mit der Geschichte überhaupt gar nichts zu tun.

Zum Stil

FRAGE: Mr. Faulkner, welche Absicht verbinden Sie damit, daß Sie mehr lange als kurze Sätze verwenden? Geschieht dies der Stream-of-Consciousness-Technik wegen, oder haben Sie das Empfinden, daß Sie dadurch Ihre Gedanken besser zum Ausdruck bringen können?

FAULKNER: Nein, es handelt sich wieder darum, daß der Handwerker das im Augenblick für ihn passendste Werkzeug verwendet. Dazu kommt, daß jeder das Wissen um seinen Tod mit sich herumträgt, er weiß, daß ihm nur eine verhältnismäßig kurze Zeitspanne für seine Arbeit zur Verfügung steht, und daher versucht er, sozusagen die gesamte Geschichte des menschlichen Herzens in einem Stecknadelkopf unterzubringen. Auch ist meiner Auffassung nach kein Mensch allein aus sich selbst, was er ist, sondern er ist die Summe seiner Vergangenheit. In Wirklichkeit existiert kein 'Es war', die Vergangenheit ist ein 'Es ist'. Denn sie ist niemals tot. Sie ist ein Teil jedes Menschen, jedes Augenblicks. Seine Vorfahren, seine gesamte Herkunft sind in jeder Sekunde in ihm lebendig. Daher ist ein Mensch oder eine Romanfigur in jedem einzelnen Augenblick des Handelns die Summe alles dessen, das diesen Menschen oder jene Romanfigur geschaffen hat. Und die langen Sätze sind ein Versuch, die Vergangenheit und die mögliche Zukunft in den Augenblick des Handelns mit einzubeziehen.

FRAGE: Mr. Faulkner, viele Leser wundern sich über den Stilwechsel in Licht im August. Sie verwenden zum Beispiel mehr die Gegenwartsform als die Form der Vergangenheit, um die Geschichte zu erzählen. Verfolgten Sie eine besondere Absicht damit, oder wandten Sie hier nur ein neues Mittel an, um das Dramatische der Handlung zu steigern?

FAULKNER: Nein, es erschien mir einfach als die beste Art, das Ganze zu erzählen. Es war kein bewußter Stilwechsel. Ich weiß überhaupt nichts von Stil. Ich glaube, daß ein Schriftsteller, der von vielen Gedanken, Bildern und Vorstellungen in seinem Innern bedrängt wird, die ans Licht wollen, keine Zeit hat, sich viel um den Stil zu kümmern. Wenn er einfach Vergnügen am Schreiben findet, jedoch nichts in ihm wirklich zur Aussage drängt, dann mag er wohl ein Stilist werden. Aber die anderen, die von vielem in ihrem Innern bedrängt werden, das sie los sein möchten, haben keine Zeit, sich Gedanken um den Stil zu machen, und kommen dann zuweilen ein wenig tolpatschig daher — wie zum Beispiel Balzac.

Zu Joe Christmas

FRAGE: Sir, in Licht im August rühren' die inneren Kämpfe und Qualen der Hauptfigur, Joe Christmas, davon her, daß er zur Hälfte Negerblut in sich zu haben glaubt, aber dennoch wird niemals klar ausgesprochen, daß dies tatsächlich der Fall ist. Sollte er nun wirklich zur Hälfte Neger sein, oder sollte sein ständiges Suchen, herauszufinden, wer er ist, die tragische Ironie der Erzählung nur verstärken?

FAULKNER: Seine Tragik bestand darin, daß er nicht wußte, wer er war. Und daher war er überhaupt niemand. Absichtlich stellte er sich außerhalb der menschlichen Rasse, weil er nicht wußte, wer er war. Darin bestand seine Tragik, und dies war für mich auch die tragische Zentralidee des ganzen Romans. Er wußte nicht, wer er war, und er sah keine Möglichkeit vor sich, dies in seinem Leben jemals herauszufinden. Mir erscheint dies als die tragischste Situation, in der sich ein Mensch befinden kann: nicht zu wissen, wer man ist, und gleichzeitig dabei zu wissen, daß man es niemals erfahren wird.

FRAGE: Sir, wenn er nicht bestimmt Negerblut in sich hat, welche Bedeutung hat dann Gavin Stevens' Vermutung zum Schluß, da er erklärt, es bestünde hier ein Konflikt des Bluts? Ist das nur eine Vermutung oder ein endgültiges Wissen —?

FAULKNER: Nein, es ist nur eine Annahme, eine Überlegung, die Stevens anstellt. Die Menschen, die Christmas vernichteten, stellten Überlegungen darüber an, wer er war. Sie entschieden schließlich, wer er war. Doch Christmas selber wußte nicht, wer er war, und stellte sich außerhalb der Menschheit.

FRAGE: Auf eine frühere Frage zurückkommend, sagten Sie nicht, dass in Licht im August ein unabwendbar tragisches Geschick, eine tragische Lebensanschauung zum Tragen kommt?

FAULKNER: Nein. Die einzige Person im Buch mit einer tragischen Lebensanschauung war Christmas, weil er nicht wusste, wer er war, deshalb fühlte er sich schließlich überhaupt nicht mehr zur menschlichen Rasse gehörend und schloss sich bewusst vom Menschentum aus. Die anderen hatten meiner Ansicht nach alle einen sehr schönen Glauben an das Leben, an die grundsätzlichen Möglichkeiten zum Glück und zur Güte –, zum Beispiel Byron Bunch und Lena Grove.

Zu Lena Grove

Lena Grove und der Titel

FRAGE: Sie sprachen vorhin von Titeln, Mr. Faulkner. Ich hätte Sie gerne nach dem Ursprung des Titels Licht im August gefragt.

FAULKNER: Während des Augusts gibt es in der Mississippigegend meist so ungefähr um die Mitte des Monats einige Tage, die plötzlich ein Vorgefühl des Herbstes in sich tragen. Es ist dann kalt, und auch das Licht ist anders als sonst, es hat auf einmal eine seltsame leuchtende Eigenschaft, die es vordem nicht besaß, gerade so als stamme dieses Licht überhaupt nicht aus unseren Tagen, sondern irgendwie aus einer fernen Vergangenheit, in denen es noch Faune und Satyrn und die alten Götter Griechenlands gab. Dies dauert nur ein oder zwei Tage, dann ist es vorüber, doch es geschieht bei uns zu Hause jedes Jahr im August, und etwas anderes hat der Titel nicht zu bedeuten. Ich beschwor durch ihn nur die Erinnerung an jenes seltsame Leuchten im August herauf, das älter ist als unsere christliche Zivilisation. Vielleicht bestand dabei auch ein gewisser Zusammenhang mit der Gestalt jener Lena Grove, die etwas von jener heidnischen Eigenschaft besaß, alles schon im voraus zu ahnen, und die sich nicht schämte, daß sie jenes Kind hatte, ob es nun einen Vater besaß oder nicht, und die nur den Konventionen der Zeit folgte, in der sie lebte, wenn sie nach dem Vater des Kindes suchte. Denn soweit es sie selber betraf, so hätte sie den Vater gar nicht nötig gehabt, ebensowenig wie die Frauen, mit denen Jupiter Kinder zeugte, auf einem Heim und einem Vater bestanden hatten. Es genügte ihr, das Kind zu haben. Und weiter sollte der Titel nichts bedeuten, nur diese funkelnde und leuchtende Eigenschaft eines Lichtes, das älter ist als das unsere.

FRAGE: Sir, in Licht im August kehrt die Handlung oft zu dem Thema oder dem Bild des sich aus Joanna Burdens Hütte emporkräuselnden gelben Rauches zurück. … Vielleicht war … der aus der Hütte aufsteigende gelbe Rauch etwas, das Sie gesehen hatten und Ihnen den Gedanken eingab, das Buch zu schreiben.

FAULKNER: Nein, den Gedanken hierzu gab mir Lena Grove ein, jenes junge Mädchen, das, schwanger und bar aller Geldmittel, sich so entschlossen auf die Suche nach ihrem ehemaligen Geliebten machte. Ich schrieb das Buch aus meiner Bewunderung heraus, die ich für den Mut und die Ausdauer der Frauen hege. Ich mußte, während ich an dem Roman schrieb, im Laufe der Zeit noch immer mehr anderes mit hineinbringen, aber in der Hauptsache war es die Geschichte der Lena Grove.

Gail Hightower

FRAGE: Können Sie mir sagen, welche Absicht Sie damit verfolgen, daß Sie das Kapitel von Hightowers früherem Leben erst am Ende des Romans bringen statt gleich anfangs bei seinem ersten Auftreten?

FAULKNER: Vielleicht aus folgendem Grund: Wenn ein Buch eine einfache unmittelbare Entwicklungslinie einhält wie im Abenteuerroman, wird es zu einer bloßen Kette aufeinanderfolgender Szenen. Es ist sehr ähnlich wie die Aufgabe, ein Schaufenster zu dekorieren. Man braucht dazu, um die verschiedenen Sachen in wirkungsvollster Weise aufeinander abzustimmen, einen gewissen Teil Erfahrung und Geschmack. Und dies war der Grund, daß ich jenes Kapitel erst am Ende brachte. Es schien mir der wirkungsvollste Platz zu sein, das Tragische in Christmas' Geschichte wird so durch die Tragik des Gegensatzes noch unterstrichen — Hightower war ein Mensch, der besser sein wollte, als er an sich war. Seiner Frau gegenüber hatte er bereits versagt, und hier war nun eine neue Chance für ihn. Und als Priester verletzte er seinen Priestereid und flüchtete sich schließlich in die Vergangenheit, in der einige Mitglieder seiner Familie dem Leben gegenüber Tapferkeit bewiesen hatten. Aber ich erzählte dies an jener Stelle des Buches, die ich hierfür am wirkungsvollsten hielt.

FRAGE: Stirbt Reverend Hightower in Licht im August in dem Bewußtsein, in gewisser Weise seine Seele gerettet zu haben?

FAULKNER: Er starb nicht. Er hatte sein Leben ruiniert. Er hatte seiner Frau gegenüber Schuld auf sich geladen, er hatte dem Leben gegenüber Schuld auf sich geladen. Doch etwas besaß er noch immer, und das war die Erinnerung an seinen tapferen Großvater, der damals an der Spitze seiner Leute in die Stadt geritten war, um die Läden der Yankees in Flammen aufgehen zu lassen. Diese Erinnerung war das einzige, was ihm noch geblieben war. Alles andere war fort, und da er ein Mann Gottes, ein Priester gewesen war, versuchte er das immer noch zu sein und brachte sich nicht um. Er hatte sich zwar sein Leben zer­stört, doch er konnte sich nicht das Leben nehmen. Er mußte aushalten und weiterleben, und er besaß noch etwas, das rein und schön war: die Erinnerung an seinen tapferen Großvater.

Yoknapatawpha

FRAGE: Wie wird der Name Ihres sagenhaften Landes eigentlich ausgesprochen?

ANTWORT: Wenn Sie ihn in einzelne Silben zerlegen, ist das sehr einfach. Yok-na-pa-taw-pha. Es ist ein Wort der Chickasaw-Indianer und bedeutet langsam durch Flachland fließendes Wasser. Yok-na-pa-Taw-pha.

Das Wichtigste

FRAGE: Sir, in welchem Umfange versuchten Sie, ein Bild des Südens, der Zivilisation der Südstaaten im ganzen anstatt nur ein Bild des Mississippigebiets zu geben?

FAULKNER: Ich versuchte es überhaupt nicht. Ich versuchte nur, von Menschen zu erzählen, und dabei benutzte ich das einzige Werkzeug, das ich kannte: das Land, in dem ich aufgewachsen bin. Nein, ich wollte auch keine soziologische Studie schreiben. Ich versuchte lediglich, über Menschen zu schreiben, sie sind für mich das Wichtigste. Das menschliche Herz halte ich für wichtiger als irgendwelche Ideen. Ich verstehe nichts von Ideen und habe zu ihnen nicht viel Vertrauen.

FRAGE: Ich hätte gerne gewußt, ob Ihre Gestalten vorzugsweise aus einer bestimmten Gegend des Mississippi stammen.

FAULKNER: Ich halte die Menschen nicht für dermaßen verschieden. Ich glaube nicht, daß zwischen einem Bewohner der Süd- oder der Nordstaaten, zwischen einem Amerikaner, Russen oder Chinesen ein großer Unterschied besteht. Ich verwende einfach das mir vertraute Milieu, die Farben, Gerüche, Klänge, die ich kenne, doch der Mensch selber ist meiner Meinung nach überall auf der Welt der gleiche. Meine Menschen könnten überall leben. Natürlich würden sie dann andere Kleider tragen, und rein äußerlich wäre ihr Betragen von dem der Menschen des nördlichen Mississippigebiets verschieden, doch im allgemeinen würden sie sich ebenso benehmen, sie hätten die gleichen Befürchtun­gen und Ängste und Hoffnungen, und sie würden alle — ob Russen oder Chinesen — den Wunsch haben, besser zu sein als sie sind.

Charaktere und Milieu

FRAGE: Diese gesamte Genealogie dieser Leute, die alle unter sich miteinander verbunden sind wie diese McCaslins und die anderen —, hatten Sie diese Genealogie schon entworfen, bevor Sie darangingen, diese Bücher zu schreiben, oder entstand sie nacheinander mit den Büchern?

FAULKNER: Nein, sie entstand nach und nach, während diese Leute erschienen. Wenn ich mir einen Charakter vergegenwärtigte, um ihn in einer Geschichte auftreten zu lassen, zog er oft plötzlich einen ganzen Haufen neuer Charaktere mit sich, Menschen, die ich nie zuvor gesehen oder gehört hatte. Auf diese Weise entwickelte sich dann schließlich jene Genealogie ganz von selbst.

FRAGE: Mr. Faulkner, lag eine bestimmte Absicht in dem Wiederaufnehmen der gleichen Personen in Ihren Büchern vor?

FAULKNER: Nein — sehen Sie, ich habe fast mein ganzes Leben in einer Mississippi-Kleinstadt verbracht, und so hatte ich keine große Auswahl an Menschen. Der Schriftsteller schreibt aus seiner Erfahrung, seinem Milieu heraus, und er tut dies mit den Mitteln der Phantasie und Beobachtung. Ich glaube, dies ist die Erklärung dafür, daß ich häufig die gleichen Personen benutzte.

FRAGE: Sir, im Zusammenhang hiermit — in einigen Ihrer Romane werden Charaktere dort wieder aufgegriffen, wo Sie sie in anderen Büchern, die Sie oft viele Jahre vorher schrieben, verlassen haben. (…) Bereitet es Ihnen keine Schwierigkeiten, nach einem so langen Zeitraum jene Charaktere wieder aufzugreifen und ihre Persönlichkeiten in der diesen Charakteren gemäßen Art wiederaufleben zu lassen.

FAULKNER: Nein, nein. Jene Charaktere sind für mich völlig real und dauerhaft. Sie leben die ganze Zeit über in meinem Geist. Ich habe daher nicht die geringsten Schwierigkeiten, einen von ihnen wieder aufzugreifen. Ich vergesse, was die Charaktere taten, doch niemals die Charaktere selber. Und wenn ein Roman aufhört, lebt der betreffende Charakter weiter und ist schon wieder mit einer neuen Teufelei beschäftigt, die ich früher oder später herausbekommen und über die ich dann schreiben werde.

Ku-Klux-Klan

FRAGE: Man findet in Ihren Werken so viele Parallelen zu der Tätigkeit des Ku-Klux-Klan, daß ich mich wundere, weshalb Sie ihn niemals direkt erwähnten?

FAULKNER: Der Geist, der einen Mann dazu treibt, sich in ein Bettlaken zu hüllen und in fremden Hintergärten Stöcke zu verbrennen, dieser Geist ist im Mississippi-Gebiet ziemlich vorherrschend, doch nicht alle Leute dort hüllen sich in Laken und verbrennen Stöcke. Sie verabscheuen vielmehr und hassen die­jenigen, die das tun, schimpfen über sie, verachten sie —, doch der gleiche Geist, der gleiche Hang dazu lebt in ihnen selbst, aber sie bevorzugen andere Methoden als das Tragen von Nachthem­den und Verbrennen von Knüppeln. Der Ku-Klux-Klan ist eine stumpfsinnige, schwerfällige Minorität. Für mich ist der Ku-Klux-Klan nicht interessant und dramatisch genug, um ihn in einer Geschichte zu verwenden, obwohl ich natürlich nicht sagen kann, ob ich dies nicht eines Tages doch tun werde.

Link zum Audioarchiv der Virginia University:
Faulkner at Virginia

Yoknapatawpha County ist ein fiktiver Landkreis im Nordwesten des amerikanischen Bundesstaats Mississippi und Schauplatz der meisten Romane und Erzählungen von William Faulkner. Faulkner fertigte Karten des Countys an und versah manche von ihnen mit dem Hinweis „Yoknapatawpha County, 15 611 Einwohner, 2400 Quadratmeilen, William Faulkner, alleiniger Besitzer“.

Vorbild für Yoknapatawpha County war das Lafayette County im selben US-Bundesstaat.

Yoknapatawpha County umfasst 6215 km² und wird im Norden vom (realen) Fluss Tallahatchie, im Süden vom (fiktiven) Fluss Yoknapatawpha begrenzt. Die östliche Hälfte und der südwestliche Zipfel ist von Kiefernwäldern bedecktes Hügelland, der Rest wird landwirtschaftlich genutzt. Im Zentrum liegt die Kreisstadt Jefferson City.

Ursprünglich war die Gegend Siedlungsgebiet der Chickasaw-Indianer, etwa ab 1800 wurde das Gebiet von Weißen besiedelt. Bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 1861 war ein großer Teil des Countys in Großplantagen aufgeteilt. Nach dem Krieg verloren einige Plantagenbesitzer einen großen Teil ihres Landes und viele kleine Farmen entstanden. 1936 waren von den 15.611 Einwohnern Yoknapatawphas 6.298 weiß und 9.313 schwarz.

Faulkner beschreibt es so: „Dieses Land, das in zwei Generationen von Männern gerodet und entwässert wurde, damit die Weißen Plantagen besitzen können und jede Nacht nach Memphis hereinfahren können und auch schwarze Männer besitzen Plantagen und fahren in Wagen für Farbige nach Chikago, wo sie in Millionärswohnungen wohnen, aber wo weiße Männer Land pachten und wie Nigger leben und wo Nigger Fronarbeit leisten und wie Tiere leben, wo Baumwolle gepflanzt wird und mannshoch in den Ritzen der Bürgersteige wächst, wo Wucher und Verschuldung, Bankerott und maßloser Reichtum, wo Chinesen und Afrikaner, Arier und Juden durcheinander leben und weben.“

William Faulkner, geboren am 25. September 1897 in New Albany, Mississippi, als William Cuthbert Faulkner, studierte an der Staatsuniversität Oxford, Mississippi. Im Ersten Weltkrieg war er Flieger in der kanadischen Luftwaffe. Neben seinem umfänglichen Werk, einer Chronik von Glanz und Verfall der Südstaaten, verfasste er Drehbücher, u.a. zu Raymond Chandlers „The Big Sleep“ und Ernest Hemingways „To Have and Have Not“. Faulkner wurde zweimal mit dem Pulitzer-Preis und dem O’Henry Award ausgezeichnet, erhielt den National Book Award und 1950 den Nobelpreis für Literatur. Er starb am 6. Juli 1962.

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