Die deutsche Frauen-WM-Elf startet bei dem Women's World Cup 2023 (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

SWR1 Sonntagmorgen

Die deutschen Fußball-Frauen kämpfen für mehr Gleichberechtigung

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AUTOR/IN
Hans Michael Ehl
REDAKTEUR/IN
Nela Fichtner
ONLINEFASSUNG
Carmen Seibold

Sympathischer als die Männer-Elf – Das soll sich auch in besseren Rahmenbedingungen ausdrücken. Die Fußballerinnen auf WM-Mission in Down Under.

Das Frauen WM-Team auf dem Weg zum 3. Stern (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
hochmotiviert und bereit für den 3. Stern - das Frauen WM-Team

Sie sind die neuen Fußball-Lieblinge: Alexandra Popp und ihre Kolleginnen des deutschen Frauennationalteams haben die Männer im Sympathieranking überholt. In einer repräsentativen Umfrage gaben 52 Prozent der Befragten an, die Vize-Europameisterinnen von 2022 sympathischer zu finden als die Männermannschaft, so eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Norstat.

Große Kluft innerhalb der Frauen-Bundesliga

Aber gesprochen wird im Vorfeld der WM vor allem über die Ungleichbehandlung der Fußballerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen. Spielerinnen der Top-Teams Bayern München, Wolfsburg, Frankfurt oder Hoffenheim verdienen vergleichsweise gut und finden professionelle Bedingungen für die Ausübung ihres Sports vor. Andere Vereine tun sich damit enorm schwer, zumal die Einkünfte aus Übertragungsrechten und Vermarktung ein dafür nötiges Niveau nicht erreichen. Von echten Profi-Bedingungen kann dort keine Rede sein.

Verbesserungen dringend nötig

Die Frankfurter Nationalspielerin Sophia Kleinherne bringt es im dpa-Interview auf den Punkt: sie wirbt für eine flächendeckende Verbesserung der Rahmenbedingungen im Frauenfußball. Es sei „sehr schade, dass man es nicht schafft, mehr Frauen zu ermöglichen, dass sie sich auf den Beruf als Fußballerin fokussieren können“. Selbst wenn sie Bundesliga spielten, müssten viele Fußballerinnen ihren Sport nach acht Stunden Arbeit ausüben, um finanziell über die Runden zu kommen.

picture alliancedpa | Sebastian Christoph Gollnow (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)
Alexandra Popp nach dem Finale mit deutschen Fans. EM 2022, England - Deutschland, Finale, Wembley Stadion

Kein Nischensport mehr

Spätestens seit der EM im vergangenen Jahr sei der Frauenfußball raus aus der Nische, sagt Christina Graf im SWR1-Interview. Die SWR-Sportredakteurin wird die Spiele des Teams vor Ort in Australien begleiten. Der Unterschied sei noch riesig. Es gebe zwar immer mehr Gehalt für die Berufsfußballerinnen, mehr Frauen könnten als Profi spielen und sich auf ihren Sport konzentrieren. Aber es müsse noch einiges getan werden. In Sachen Gleichberechtigung sollte der Frauenfußball mehr gefördert werden, es brauche mehr Leistungszentren und einen Verdienst, mit dem sich auch für eine Zeit nach dem Sport vorsorgen lasse. „Ich glaube nicht, dass es ihnen um die etlichen Millionen und die etlichen Autos, die der eine oder andere Fußballprofi in der Garage hat, geht,“ so die SWR-Sportexpertin.

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Mit Werten abseits des Platzes vorangehen

Wenn Mittelfeldspielerin Melanie Leupolz mit Kind und Babysitterin nach Australien fliegt und Svenja Huth, ebenfalls Mittelfeld, sich vor dem Abflug von ihrer hochschwangeren Frau verabschiedet, ist das auch ein Zeichen dafür, dass die Frauen offener als ihre hochbezahlten männlichen Kollegen mit ihrem Privatleben umgehen. „Was diesen Teil angeht, sind die Frauen weit voraus. Das betonen sie auch immer wieder. Das merkt man auch an der Vielfalt in der Bundesliga, auch wie sie offen zu all ihren Lebensformen stehen. Das ist … ein tolles Vorangehen“, sagt SWR-Expertin Christina Graf. Man könne nur hoffen, dass das auch im Männerbereich irgendwann mal möglich sei.

Prominente Unterstützerin: Carolin Kebekus

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„Wir Ihr Alle Eins!“ heißt das WM-Lied von Carolin Kebekus. Die Komikerin, Sängerin und Moderatorin ist leidenschaftliche Frauenfußballanhängerin. Das Schöne sei, so Kebekus im SID-Interview, „dass die Atmosphäre beim Frauenfußball eine andere ist. Der Grat der Aggression ist wesentlich niedriger und man hat das Gefühl, dass es mehr ein Familienereignis ist…. Das hat noch mal eine ganz andere Qualität.“ Und auf die Frage, wie weit die deutschen Fußballfrauen bei der WM kommen, ist für Kebekus klar: „Auf jeden Fall Finale“.

Zusätzliche Motivation für den Amateur-Bereich

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Spielerinnen des Frauenteams beim 1. FC Nackenheim in der Nähe von Mainz sehen das ganz ähnlich. Eine Verbesserung der Bedingungen würde auch junge Frauen motivieren, sich für den Sport zu interessieren. Und die Spielerinnen machen klar, dass es im Frauenfußball weniger ums Kommerzielle und die individuelle „Show“ zum Spiel geht. Die Nationalspielerinnen empfinden sie als authentischer, nahbarer. Bessere Bedingungen könnten einen enormen Schub für den Frauenfußball bringen – und das nicht nur für den Profibereich. Sie müssten immer noch gegen Vorurteile kämpfen - trotz des sportlichen Erfolgs: Im Juni holte das Team den Rheinhessen-Pokal und wurde in der Landesliga Südwest Rheinhessen Vize-Meisterin. Eine Spielerin fasst die Vorfreude auf die WM in Australien und Neuseeland im SWR1-Beitrag so zusammen: „Wir haben eigentlich alle richtig Lust, wieder ein Sommermärchen zu erleben, und die Euphorie zu spüren.“

The Woman's Cup startet in Australien und Neuseeland (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Sommermärchen 2.0?

Viele wünschen sich bei der WM in Australien und Neuseeland nach dem zweiten Platz bei der EM im Vorjahr ein gutes Abschneiden. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will jedenfalls mit dem Team um den Titel mitspielen. Es werde auf keinen Fall ein Selbstläufer, so Voss-Tecklenburg. Aber wenn ein Team zu den Top-Mannschaften in Europa zählt, habe man auch die Chance, ganz oben mitzumischen. Die DFB-Auswahl startet am 24. Juli mit ihrem ersten Gruppenspiel gegen Marokko in das Turnier in Australien und Neuseeland.
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Moderatorin Silke Arning (Foto: SWR)

Moderatorin am Sonntagmorgen Silke Arning

Moderatorin am Sonntagmorgen

Das Kommentar in unserer Sendung Zum EU-Natuschutz-Gesetz

Wenn Du Bauer bist, wird jedes Stück Land zum Acker. Das verstehe ich und ich verstehe auch die Sorge, dass immer mehr Fläche verloren geht. Nur: diese Flächen waren mal alle Natur. Die hat am meisten verloren und wir kommen gar nicht umhin ihr wieder was zurückzugeben. Den Flüssen, den Büschen und Hecken und dem Gras. Deshalb ist es gut, dass dieser Rechtsakt zur Wiederherstellung der Natur kommen wird. Es ist aber auch gut, dass die Punkte, die aus Sicht der Bauern Zumutungen waren, in ihrer härtesten Form raus sind. Das ist eine Grundlage für weitere Verhandlungen. Der Prozess ist ja nicht zu Ende. Die Kommission hatte einen ambitionierten Vorschlag gemacht, der Rat – die Mitgliedsstaaten also – und jetzt auch das Parlament haben Position bezogen – aber am Ende braucht es noch mal eine Mehrheit im Rat und die ist nicht so sicher.
Das ist der normale Ablauf der Dinge in der Europäischen Union – ein komplizierter Prozess aber: er liefert!
Deshalb war es einigermaßen unverständlich, dass ausgerechnet die proeuropäische EVP, angeführt von CSU-Mann Manfred Weber, diesmal in Fundamentalopposition gegangen ist. Wahltaktik? In Bayern wird im Oktober, in der EU in einem Jahr gewählt. Ja, wohl schon.
Denn auch in der Union wissen viele: das rächt sich. Bei nächster Gelegenheit machens die anderen genau so.
Und sie wissen auch: die berechtigten Anliegen der Bauern sollen Gehör finden, aber die demokratisch gewählte Vertretung alle Europäer muss auch die Interessen der Natur und andere Ansprüche der gEsellschaft im Auge haben.
Soweit so gut. Allerdings sollten wir als Bürger und Verbraucher auch das Ende bedenken: natürlich hat „mehr Platz für die Natur“ am Ende einen Preis, den man nicht nur der Landwirtschaft aufbürden darf. Weniger produktive Äcker, das bezahlen wir entweder durch höhere Preise allgemein, durch deutlich weniger Fleisch – das dann auch VIEL teurer wird – oder durch weniger Biogas-Mais-Anbau und damit das treibt die Energiekosten. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu.

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