1990 – SWR1 Meilensteine

Depeche Mode – "Violator"

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AUTOR/IN
Frank König
REDAKTEUR/IN
Dave Jörg
Larissa Pitzen
ONLINEFASSUNG
Nadine Kratochvil

Mit "Violator" erscheint im März 1990 das siebte Studioalbum der britischen Synthie-Pop-Band Depeche Mode, das seitdem als ihr Meisterstück gilt. Mit über 15 Millionen verkauften Einheiten ist es das meistverkaufte Album von Depeche Mode.

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Die bekanntesten Hits auf dem Album sind "Personal Jesus" und "Enjoy the Silence". Dass "Violator" ein Meilenstein der Musikgeschichte geworden ist, liegt auch daran, dass es viel mehr ist als "nur" Synthie-Pop.

Es ist eine geniale Fusion von elektronischer Musik und akustischen Instrumenten mit Gospel, Blues und Rock-Elementen. Mystisch, düster und melodiös und nach Meinung vieler Fans und Kritiker das Beste, was Depeche Mode geschaffen haben.

Das Massenphänomen Depeche Mode

Anfang der 90er Jahre waren Depeche Mode bereits eine große Nummer. Das Vorgängeralbum "Music For The Masses", also Musik für die Massen, war im Prinzip eine Art Vorbote für das, was dann Wirklichkeit wurde. Depeche Mode wurden zum Massenphänomen, insbesondere durch ihre Tour in den USA. Auf ihrem legendären Abschlusskonzert der "Music For The Masses"-Tour am 18. Juni 1988 im Rose Bowl-Stadion im kalifornischen Pasadena spielten sie vor über 60.000 Zuschauern. Dort sind ein Tourfilm sowie das berühmte Live-Album "101" entstanden.

Your Personal Jesus

"Personal Jesus" ist inspiriert von Priscilla Presleys Buch "Elvis und ich", in dem sie über ihren Ex-Mann Elvis schreibt und sagt, dass er in ihrem Leben ihr persönlicher Jesus gewesen sei. Der Mensch, um den sich alles gedreht hat. Man spürt und hört in dem Song auch den Einfluss einer Musikrichtung, die auf den ersten Blick erstmal weit weg von Depeche Mode zu sein scheint: den Delta Blues aus Mississippi, der sehr stark durch die schwarze Musik geprägt ist.

Ich glaube, dass das Ding so 'n großer Hit geworden ist, weil es eben nicht nur die Synthie-Pop-Hörer bewegt hat, sondern auch andere Leute, die mit Depeche Mode bisher nichts anfangen konnten.

Ihr damaliger Produzent Flood hat Depeche Mode eine Art Freifahrtschein gegeben, sich von musikalischen Grenzen zu befreien und ihr eigenes Ding zu machen. Elektronische Musik und Gitarren oder Bluesmusik standen sich damals gar unvereinbar gegenüber, bis Depeche Mode diese sehr erfolgreiche Fusion geschaffen haben – damals ein absolutes Phänomen.

Depeche Mode bei einer Foto-Session 1988 (Foto: imago/Future Image)
Depeche Mode bei einer Foto-Session 1988.

Im Vereinigten Königreich hat man zu dieser Zeit eine interessante Werbekampagne zum Song gefahren: In verschiedenen lokalen Zeitschriften gab es Anzeigen, auf denen stand "Your Personal Jesus", darunter eine Telefonnummer. Unter dieser konnte man den Song in der Leitung hören.

Einzigartiger Sound von Depeche Mode

Dieser spezielle Sound von Depeche Mode ist in die Popkultur eingegangen. Dabei sind vor allem zwei Personen maßgeblich beteiligt, zum einen der Songschreiber Martin Gore von Depeche Mode und auf der technischen Seite deren damaliger Produzent Flood. Flood produzierte unter anderem Bands wie die Nine Inch Nails, Nick Cave, Erasure oder The Innocents.

Ein Mensch, der gar keine Grenzen kennt.

Flood stellt Depeche Mode all sein Wissen und technisches Können zur Verfügung. Am Mischpult findet sich der Toningenieur François Kevorkian, der auch mit Kraftwerk das Album "Electric Café" in den Achtzigern aufgenommen hat. Unfassbare Leute, die im Hintergrund von "Violator" mitgearbeitet haben gepaart mit sensationellen Songs machen die Magie dieses Albums aus.

Enjoy the Silence

"Enjoy the Silence" ist die zweite Single-Auskopplung aus dem Album "Violator" und bis heute der größte Erfolg von Depeche Mode. Songwriter Martin Gore schrieb das Stück ursprünglich als Ballade. Carla Bruni hat den Klassiker 2017 neu interpretiert und verleiht dem Song durch ihre warme Stimme besonderen Charme und macht ein klares Statement: Die Welt braucht mehr Ruhe, Stille ist heilsam. Dieser Erfolg von "Enjoy the Silence" löste einen unglaublichen Hype um Depeche Mode aus, sodass von den Journalisten damals immer wieder der Vergleich mit den Beatles gezogen wurde.

Kritik zum Album

Die Kritiker haben das Album zur damaligen Zeit durchaus eher durchwachsen bewertet.

Es gab diejenigen, die es in den höchsten Tönen gelobt haben und es gab diejenigen, die das Ganze nicht verstanden haben.

Wie immer ist es eine Frage der Perspektive. Die Musikjournalisten zu der Zeit waren sehr stark im klassischen Rock'n'Roll bei den Beatles und den Stones verwurzelt, sodass sie diese elektronische Musik nicht so ernst genommen haben.

Es gibt meines Erachtens nach keinen, der elektronische Musik heute macht, der nicht in irgendeiner Form direkt oder indirekt von Depeche Mode und diesem Album "Violator" beeinflusst ist.

Halo – Die Geschichte hinter Depeche Modes Albumklassiker "Violator"

Violator blieb insgesamt 48 Wochen in den deutschen Albumcharts vertreten. Wie dieses bahnbrechende Album zustande kam, dokumentieren die beiden Super-Fans Kevin May und David McElroy ganz genau indem sie dazu mit einer Vielzahl von Mitstreitern sprachen.

"Violator" – Ein Meilenstein der Musikgeschichte

Wieso der Song "Enjoy The Silence" dafür verantwortlich ist, dass es in Amerika fast Straßenschlachten gegeben hat, welche Parallelen das Video zum Song mit dem kleinen Prinzen des französischen Autors Antoine de Saint-Exupéry aufzeigt und die Hintergründe zur Entwicklung des einzigartigen Sounds von Depeche Mode – darüber und mehr, wird in dieser Episode gesprochen.

Shownotes

Über diese Songs vom Album "Violator" wird im Podcast gesprochen

  • (03:08) – "World in My Eyes"
  • (07:35) – "Personal Jesus"
  • (17:10) – "Halo"
  • (21:47) – "Enjoy the Silence"
  • (27:24) – "Policy Of Truth"
  • (32:18) – "Clean"

Über diese Songs wird außerdem im Podcast gesprochen

  • (01:10) – "The Wall" von Roger Waters
  • (01:37) – "Verdammt, ich lieb' Dich" von Matthias Reim
  • (01:48) – "Nothing Compares 2 U" von Sinéad O'Connor
  • (05:14) – "Sky and Sand" von Paul Kalkbrenner
  • (12:01) – "Personal Jesus" von Johnny Cash
  • (16:34) – "Personal Jesus" von Marilyn Manson
  • (33:01) – "One of These Days" von Pink Floyd
  • (34:08) – "Autobahn" von Kraftwerk

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