Frau gibt Kusshand (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

SWR1 Sonntagmorgen

Win-Win: Komplimente in der Beziehung

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AUTOR/IN
Claudia Bathe

Wer Komplimente macht, aktiviert im Gehirn das Empathie- und Belohnungssystem - nicht nur beim Gegenüber, sondern auch bei sich selbst. Das wirkt sich auf die Partnerschaft aus.

Ein Kompliment machen, das sollte man durchaus öfter tun. Denn davon profitieren beide: derjenige, der das Kompliment macht, und die Person, die es entgegennimmt.  Das haben Forschende aus Heidelberg und Mannheim herausgefunden.

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Überraschende Forschungsergebnisse

Beate Ditzen, Direktorin des Instituts für medizinische Psychologie am Uniklinikum Heidelberg, und ihr Team untersuchten, was sich bei Menschen im Gehirn abspielt, während sie ihrem Partner oder ihrer Partnerin kurze Textnachrichten mit Komplimenten schickten. Die Probanden sollten, während sie in einem Scanner lagen, dem anderen schreiben, was sie an ihrer Beziehung mögen. Für die Forscher besonders überraschend dabei war: Nicht nur beim Empfänger der Nachricht wurden im Gehirn Empathie- und Belohnungsareale aktiviert, sondern auch beim Verfasser des Textes. „Es sind die gleichen Belohnungsschaltkreise, die reagieren, wenn wir beispielsweise unsere Lieblingsmusik hören, ein gutes Essen genießen oder überraschend im Lotto gewinnen,“ sagt Ditzen.

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Seine positive Wirkung entfalte ein Kompliment aber nur, wenn es nicht zu pauschal oder erwartbar ist, so Ditzen im SWR1-Interview. "Ein Kompliment muss persönlich sein." Gerade Komplimente zwischen engen Bindungspersonen sollten etwas über die Beziehung aussagen. Beispielsweise, indem man Bezug auf etwas nehme, was der andere Schönes oder Liebevolles getan hat.

Ein gutes Kompliment ist nicht pauschal, sondern persönlich

Gute Komplimente wirken nach

Personen, die an einer Depression leiden, tun sich übrigens viel schwerer damit, solche Komplimente anzunehmen. Aber auch ohne eine psychische Beeinträchtigung reagieren Menschen oft verlegen. Trotzdem wirke ein gutes Kompliment fast immer positiv nach, erklärt Ditzen.

Kit für die Beziehung

Sich gegenseitig Komplimente zu machen, gehört gerade am Anfang einer Beziehung dazu, später werden sie seltener. Doch auch Paare in Langzeitbeziehungen sollten das häufiger tun, empfiehlt Beate Ditzen. Denn zum einen richten Komplimente den Fokus auf das, was in einer Partnerschaft gut läuft, und zum anderen werden neurobiologische Mechanismen im Gehirn in Gang gesetzt, die eine Beziehungen stabilisieren können. Es lohnt sich also gleich in mehrfacher Hinsicht, in Beziehungen Komplimente zu machen.

Der Kommentar in unserer Sendung Respekt und Meinungsfreiheit gehören zusammen

Um es gleich vorwegzusagen: Einen Koran zu verbrennen oder mit Füßen zu treten, ist ein „No-Go“ und sollte mit klaren Worten verurteilt werden. Das Gleiche gilt für andere zentrale Schriften großer Religionen. Die Bibel, die Tora, die Veden, der Pali-Kanon oder das Daodejing – sie alle sind Zeugnisse großer spiritueller Traditionen der Menschheit und deshalb schützenswert und mit Respekt zu behandeln.
Gleichzeitig sind diese Schriften aber auch historische Dokumente und damit durchaus kritisch zu hinterfragen. Mit anderen Worten: Wissenschaftliche Anfragen an sie sind keine Beleidigungen. Der Koran beispielsweise muss hinterfragbar und kritisierbar sein. Sonst herrscht Einseitigkeit und Zwang. Und in religiösen Angelegenheiten darf es keinen Zwang geben.
Doch zurzeit setzt man lieber auf Einseitigkeit. Anders sind für mich die Ereignisse der jüngsten Zeit nicht zu erklären: Natürlich stimmt es, dass der Koran in einigen islamischen Ländern missbraucht und für Verstöße gegen Menschenrechte herangezogen wird. Das aber rechtfertigt nicht, ihn – wie jüngst am islamischen Opferfest in Schweden – zu verbrennen. Und deshalb ist es kein Wunder, dass der UN-Menschenrechtsrat dieses Vorgehen vergangene Woche verurteilt hat. Allerdings wurde die Abstimmung ausgerechnet von Pakistan initiiert, dem Land, in dem die islamistischen Taliban entstanden sind und Christen immer wieder im Leib und Leben fürchten müssen. Wahrscheinlich dürften deshalb auch die westlichen Länder, die die Meinungsfreiheit hochhalten, gegen die Verurteilung im UN-Menschenrechtsrat gestimmt haben. Und dass in der Nacht auf Donnerstag radikale Muslime in der schwedischen Botschaft in Bagdad wegen der angekündigten abermalige Koranverbrennung Feuer gelegt haben, dürfte sie mit ihrem „Nein“ nur bestärkt haben.
Diese Spirale von Nichtverstehenwollen und Vergeltung wird sich – da braucht man kein Prophet zu sein - immer weiterdrehen. Denn sie ist bestimmt von Einseitigkeit. Notwendig wäre stattdessen, einzusehen, dass in Fragen der Religion Respekt und Meinungsfreiheit zusammengehören. Erst dann dürfte die Chance auf Frieden und gegenseitige Akzeptanz bestehen. Ich befürchte aber, dass es bis dahin noch eine Weile dauern wird und man lieber mit Steinen wirft, auch wenn man – wie Pakistan – im Glashaus sitzt.

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Claudia Bathe