Müll am Wegesrand: gefährliche Schadstoffe für die Umwelt

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Alice Thiel-Sonnen

Jedes Jahr landen Tonnen an Müll auf Straßen und Wegen. Sieht nicht schön aus, ist aber vor allem eine Umweltgefahr: Die enthaltenen Schadstoffe verschmutzen Böden und Grundwasser.

Zigarettenkippen: kleines Stück giftiger Sondermüll

Sie ist schnell ausgedrückt und weg geschnippt, die fertig gerauchte Zigarette – und dann liegt sie da, im Rinnstein, auf dem Pflaster, in der Wiese. Bei den Abfällen, die in Städten und an Stränden gesammelt werden, machen Zigarettenstummel weltweit den größten Anteil aus.  

Ein achtlos weggeworfener und nasser Zigarettenstummel auf dem Boden. Er enthält schädliche Chemikalien und Mikroplastik -  all dass wird ausgewaschen und gelangt so ins Grundwasser. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance/dpa | Horst Galuschka)

Im Zigaretten-Filter steckt Celluloseacetat - ein schwer abbaubarer Kunststoff. Dazu: Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Benzol. Außerdem krebserregende Stoffe wie Arsen, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und natürlich Nikotin – ein Gift für Wasserorganismen. Wie gefährlich das ist, wenn diese Stoffe nach und nach aus dem Filter in die Natur ausgewaschen werden, haben Forscher in einem Experiment herausgefunden: Sie warfen eine aufgerauchte Zigarette in einen Liter Wasser – die Fische darin waren nach vier Tagen tot. 

Papiertaschentuch: Viren- und Chemikalienschleuder

Es fällt versehentlich aus der Tasche oder wird einfach arglos weggeworfen: "Ist doch ein Papiertaschentuch, das löst sich doch sicher schnell in Wohlgefallen auf". Das stimmt aber nicht: Bis sich ein Papiertaschentuch in der Landschaft aufgelöst hat, kann ein Zeitraum von einem halben bis zu 5 Jahren vergehen.

Papiertaschentücher bestehen aus Zellstoff. Der ist zwar vollständig biologisch abbaubar, aber weil wir ein möglichst lange haltbares, reißfestes und wasserfestes Taschentuch wollen, sind den natürlichen Papierfasern noch einige chemische Zusätze beigemischt. Diese Chemikalien können sich im Boden anreichern.

Ein Papiertuch wird aufgehoben und ordnungsgemäß entsorgt. Papiertücher und Servietten werden haeufig absichtlich oder versehentlich fallen gelassen. Häufig sind diese Tücher mit Chemikalien behandelt, die mit der Zeit ausgewaschen werden und sich in den Böden sammeln und anreichern. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance / Uli Deck / dpa | Uli Deck)

Außerdem ist das Wegwerfen eine hygienische Frage: Vollgeschniefte Taschentücher können Viren und Keime enthalten und sollten in die Restmülltonne.

Apfelbutzen: besser als die Schalen von Bananen oder Orangen

Ist der Apfel bis aufs Gehäuse aufgegessen, landet der Rest gerne unter der nächstbesten Hecke. "Natur in die Natur"? Diese These funktioniert auf jeden Fall, wenn es ein Bio-Apfel war. Ansonsten könnten Pestizide in die Natur gelangen - die sitzen aber eher auf und unter der Schale, wir haben sie also mit gegessen. Diese Gefahr ist allerdings gering: aktuelle Lebensmittelkontrollen konnten kaum Rückstände nachweisen.

Ein auf dem Boden liegender Apfelbutzen. Apfelbutzen enthalten kaum Rückstände von Pestiziden und sind deshalb für die Umwelt unbedenklich (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance / vizualeasy | Robert Jank)

Über den weggeworfenen Apfelbutzen freuen sich also Wespen, Ameisen, Rotkehlchen oder Meisen. Innerhalb von zwei Wochen ist der Apfelbutzen verrottet, anders sieht es bei exotischen Früchten aus: Bananen- oder Orangenschalen brauchen bis zu zwei Jahre, um sich aufzulösen. 

Mundschutzmaske: gefährlich für Umwelt und Tiere

Sie hingen - am meisten zu Corona-Hoch-Zeiten - in Hecken, lagen mitten auf dem Weg oder zwischen Autos auf dem Parkplatz: Mundschutzmasken. Auch wenn es jetzt immer weniger werden, haben sie doch eine nachhaltige Auswirkung.

Abgesehen von Krankheitserregern sind Corona-Schutzmasken in der Natur eine regelrechte Gefahr für die Umwelt. Die mehrlagigen Masken bestehen aus verschiedenen Kunststoffen, die Jahrzehnte brauchen, ehe sie sich zersetzen.

Eine kaputte Coronamaske liegt auf dem Boden. Daneben liegt ein Zigarettenstummel. Je länger die Maske auf dem Boden liegt, desto mehr Mikroplastik und andere Schadstoffe landen im Grundwasser. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance / photothek | Florian Gaertner)

Gelangen die Masken in Gewässer, können Färbemittel und Schwermetalle ausgewaschen werden. Zudem zersetzen sich die Kunststoffe zu immer kleineren Partikeln - so genanntes Mikroplastik. Das belastet Böden, Gewässer und Fische, die es im Wasser in den Körper aufnehmen. Auch an Land sind die Mundschutzmasken eine Gefahr für Tiere, wenn sie sich in den Gummibändern verheddern und strangulieren. Tipp: Vor dem Wegwerfen in die Tonne, Gummibänder durchschneiden.

Achtung: wer Coronamasken aufsammeln und richtig entsorgen will, sollte das wegen der möglichen Krankheitserreger nur mit Schutzhandschuhen tun.

Einwegbecher: eine Umweltbelastung

Einwegbecher sehen aus wie Pappbecher, bestehen aber aus mehr als nur reiner Pappe. Damit der Kaffee den to-go-Becher nicht aufweicht, ist er auf der Innenseite mit Polyethylen, einem Kunststoff, beschichtet. Der macht zwar nur fünf Prozent des Bechers aus – aber die haben es in sich: Der in die Wiese geworfene Becher löst sich erstmal nicht auf. Stattdessen zersetzt sich der Kunststoff langsam und trägt so zur Mikroplastik Problematik bei.

Ein Einwegbecher für Kaffee liegt auf dem Boden. Die Plastikbeschichtung aus Polyethylen zersetzt sich mit der Zeit zu kleinen Plastikpartikeln - Mikroplastik. Dieses ist eine Belastung für Böden, Gewässer und Tiere. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliance | Christian Ohde)

Aus Kunststoff ist auch der Deckel auf dem Becher – der sollte also auch nicht einfach in die Natur geworfen werden.

"Umweltfreundliche" Einwegbecher: ebenfalls problematisch

Auch als "umweltfreundlich" beworbene Einwegbecher und Deckel gehören nicht in die Landschaft. Diese Becher sind mit sogenanntem Bioplastik beschichtet, das aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen wird. Allerdings bleiben selbst in Kompostieranlagen Reste des Biokunststoffs erhalten: Das ergaben Tests der Deutschen Umwelthilfe.

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Alice Thiel-Sonnen