Studie von ADAC und ÖAMTC

Ablenkung führt oft direkt in den Gegenverkehr

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Aus einer Wasserflasche trinken, ein Päckchen Taschentücher öffnen oder eine Nachricht auf dem Handy lesen und beantworten – alles alltägliche Tätigkeiten, die keine besondere Fähigkeiten voraussetzen. Werden sie jedoch während der Fahrt mit einem Pkw, auf einem Fahrrad oder eScooter erledigt, führen diese Tätigkeiten fast zwangsläufig zu teils schwerwiegenden Fahrfehlern mit dem Risiko zu verunglücken.

Nebentätigkeiten können lebensgefährlich sein

Eine gemeinsame Studie von ADAC und ÖAMTC zeigt, dass jede untersuchte Nebentätigkeit, so banal sie erscheinen mag, messbare negative Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat.

Im Rahmen der Untersuchung waren die Studienteilnehmer aufgefordert auf einem gesicherten Testgelände unterschiedlich ablenkende Tätigkeiten während der Fahrt durchzuführen – Tätigkeiten, die in der Realität häufig zu beobachten sind. So mussten die Probanden zum Beispiel ein Ziel in ein Navigationsgerät eingeben, das Smartphone zum Lesen und Schreiben einer Nachricht nutzen oder ein Objekt im Straßenraum ausfindig machen.

Reaktionszeit verzögert sich enorm

Egal wie fit oder wie erfahren eine Person ist und unabhängig davon, wie sehr ein Fahrer von seinen Fähigkeiten überzeugt ist – Ablenkung im Straßenverkehr kann immer zu folgenschweren Fehlern führen. Trotz guter Reaktionszeiten, die unmittelbar vor der Testfahrt erhoben wurden, konnten die Probanden als Pkw-Fahrer unvorhergesehenen Ereignisse in neun von zehn Fällen nicht rechtzeitig ausweichen, da der Blick nicht auf die Straße gerichtet war.

Besonders gefährlich: Lesen oder schreiben von SMS, E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten

20 Prozent der Probanden gaben an, häufig während der Fahrt Nachrichten auf dem Smartphone zu lesen. Bei den Testfahrten zeigte sich, dass mehr als ein Drittel aller Probanden zumindest einmal die Mittellinie überfuhren, 20 Prozent sogar öfter. Dabei befanden sich die Fahrzeuge bis zu vier Sekunden im Gegenverkehr, ein Proband war mit seinem Fahrzeug sogar zehn Sekunden auf einer Strecke von 130 Metern auf der falschen Fahrbahn unterwegs.

Fahrten mit dem eScooter

Im Unterschied zum Fahrradfahren erscheint die Fahrzeugführung mit dem eScooter bereits ohne Nebentätigkeiten anspruchsvoller. So war die Fahraufgabe ungleich schwieriger, wenn etwa mit einem Smartphone oder einer Wasserflasche hantiert wurde. Dabei kam es im Test sogar zu Stürzen.

Nach Meinung des ADAC ist vielen Verkehrsteilnehmern das Risiko durch Ablenkung noch immer nicht ausreichend bewusst. Der sorglose Umgang mit vermeintlichen Routinetätigkeiten wie dem Trinken aus einer Flasche oder dem Öffnen einer Verpackung mit Taschentüchern erzeugt bei den Teilnehmern während der Fahrt ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Das gilt für alle untersuchten Verkehrsmittel – egal ob Auto, Rad oder eScooter.

Falsche Selbsteinschätzung:

Trotz zahlreicher Fahrfehler wie etwa dem Abkommen auf die Gegenfahrbahn bei Fahrten mit dem Pkw, Nichtanhalten beim Stoppschild bei Fahrrad- und eScooter-Lenkern und sogar Stürzen von eScooter-Fahrern fiel die Selbstbeurteilung der Probanden insgesamt positiv aus.

SMS so schlimm wie 1 Promille Alkohol

Einen anderen Ansatz verfolgte eine Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.: der wertete bereits 2015 zahlreiche Studien aus und verglich die Ergebnisse mit dem Fahren unter Alkoholeinfluss. Wer im Auto eine SMS schreibt, fährt, als hätte er 1 Promille Alkohol im Blut. Telefonieren oder Musiksuche: 0.8 Promille. Und wer Navi oder Bordcomputer bedient: 0.5 Promille.

Ablenkung im Straßenverkehr durch verschiedene Tätigkeiten im Auto (Foto: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V.)
So stark beeinträchtigen verschiedene Tätigkeiten im Auto Ihr Fahrverhalten

Sprachsteuerung im Auto ist übrigens auch ein deutlicher Ablenkungsfaktor - sie fordert unsere Konzentration sehr stark. Das haben amerikanische Forscher herausgefunden.

Quellen: ADAC / Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.

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SWR