Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015

Erster Preis für "Song from the Forest" von Michael Obert

Stand

Der Preisträger des „Deutschen Dokumentarfilmpreises 2015“, den der Südwestrundfunk (SWR) und die MFG Filmförderung Baden-Württemberg in diesem Jahr zum vierten Mal vergeben, steht fest.

Der Hauptpreis und damit das Preisgeld von 20.000 Euro gehen an den Autor und Regisseur Michael Obert für seinen Dokumentarfilm „Song from the Forest“. Der Film porträtiert den Amerikaner Louis Sarno, der vor Jahrzehnten zu den Bayakam (Waldmenschen in Zentralafrika) übergesiedelt ist. Er begleitet ihn in seinem Alltag und auf einer gemeinsamen Reise mit seinem Sohn Samedi nach Amerika.

Der Gewinner des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2015 ist Michael Ober (Foto: SWR)
Der Gewinner des Deutschen Dokumentarfilmpreises 2015 Michael Obert (Mitte); umrahmt von Alex Tondowski (Produzent) und Jutta Krug (WDR Redaktion)

Heimat, Identität und Globalisierung: „Song from the Forest“ gewinnt den Hauptpreis

Es ist ein Film, in den die wichtigen Themen des 21. Jahrhunderts vorkommen: Heimat, Identität, Entfremdung, Interkulturalität, Globalisierung – und auch die Liebe. Die Jury begründet ihre Entscheidung so: „,Song from the Forest‘ porträtiert mit entschlossenem Feingefühl die Suche nach dem Einssein mit einer menschlichen Gemeinschaft und mit der Natur. Aber Bilder der Geborgenheit stellt er neben Zeugnisse des Entschwindens und Zerbrechens. Allmählich wird klar, dass die Welt, die Sarno einst in Bann geschlagen hat, nur noch in Resten existiert.“

„Am Kölnberg“ erhält den Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms

Der Förderpreis des Hauses des Dokumentarfilms in Höhe von 3.000 Euro geht an „Am Kölnberg“ von Laurentia Genske und Robin Humboldt. Die Jury befindet: „Das Entscheidende des Filmemachens kann man nicht lernen; es ist der Blick, mit dem wir auf die Welt schauen. Es ist die Art und Weise; wie wir die Menschen betrachten; welchen Raum wir ihnen geben; es ist der Rhythmus, den wir finden jenseits von Modernismen und doch in der Zeit. Es ist das Besondere in uns. Wir waren einstimmig der Meinung, dass diesen beiden jungen Filmemachern der Nachwuchspreis gehört. Wir wollen mehr Filme von ihnen sehen.“

Dokumentarfilm "Der Banker – Master of the Universe" – Preis der Stadt Ludwigsburg

Den mit 2.000 Euro dotierten Preis der Stadt Ludwigsburg erhält Marc Bauder für den Dokumentarfilm „Der Banker – Master of the Universe“. In der Jurybegründung heißt es: „Marc Bauder gelingt mit seinem Film etwas Großes. Er findet den dokumentarischen Schlüssel zu einem Thema, das in seinen Details als komplexes Rätsel vor einem steht.“

Die Preisträger aller drei Preise (Foto: SWR)
Die Preisträger aller drei Preise (v.l.): Marc Bauder, Michael Obert, Laurentia Genske und Robin Humboldt

Boomender Dokumentarfilm

Bei der Preisverleihung am 18. Juni 2015 in Ludwigsburg beglückwünschte Staatssekretär Jürgen Walter die Preisträger: „Der Dokumentarfilm boomt. Mit neuen innovativen Methoden erreicht er zunehmend auch ein junges Publikum. Baden-Württemberg ist diesbezüglich bestens aufgestellt.“ Die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg biete exzellente Ausbildungsbedingungen und mit der MFG Filmförderung habe das Land eine engagierte Förderinstitution, die der Unterstützung des Dokumentarfilms große Bedeutung beimisst. Zudem bündele das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart als deutschlandweit einmalige Einrichtung die Kompetenzen in diesem Bereich. 

SWR-Fernsehdirektor Christoph Hauser betonte: „Die diesjährigen Nominierungen belegen eindrucksvoll die positive Entwicklung des Genres: Nie waren Dokumentarfilme so visuell attraktiv wie heute, nie wurden Geschichten dokumentarisch variantenreicher erzählt. Als engagierter Dokumentarfilmsender wird sich der SWR auch zukünftig für das Genre des Dokumentarischen stark machen und Rahmenbedingungen schaffen, in denen sich die Qualität und Einzigartigkeit des Dokumentarfilms entwickeln und entfalten können.“ 

Irene Klünder, Geschäftsführerin des Hauses des Dokumentarfilms: „Die Zukunft des filmisch Dokumentarischen hat erst richtig begonnen – durch die Möglichkeit eines jeden Einzelnen, filmen zu können und durch die Einfachheit, dieses Gefilmte vielen Menschen zugänglich zu machen. Dies ist noch lange nicht ausentwickelt in der Technik und in den Konsequenzen, beides zusammen aber – das Filmen und die einfache Verbreitung – sind in der Summe bislang noch unfassbar in den Auswirkungen, auch im Hinblick auf gesellschaftliche Strömungen.“ 

Die Jury

Die Entscheidungen traf eine unabhängige Jury: Aelrun Goette (Filmemacherin), Christian Frei (Filmemacher), Astrid Schult (Filmemacherin), Thomas Klingenmaier (Stuttgarter Zeitung), Heinz Badewitz (Hofer Filmtage), Prof. Stephan Krumbiegel (Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf), Fidelis Mager (megaherz GmbH).

Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015: alle Nominierten, die Jury und die Stifter (Foto: SWR)
Deutscher Dokumentarfilmpreis 2015: alle Nominierten, die Jury und die Stifter

Der Deutsche Dokumentarfilmpreis wird alle zwei Jahre vom Südwestrundfunk (SWR) und der MFG Filmförderung Baden-Württemberg gestiftet. Die Preisverleihung findet regelmäßig im Rahmen des vom Stuttgarter Haus des Dokumentarfilms (HDF) organisierten Branchentreffs DOKVILLE statt. In der Session 2015 war erstmals die Direkteinreichung durch Autoren, Regisseure oder Produzenten möglich. Aus den 140 Einsendungen wählte eine Vorjury 20 Produktionen aus, die der Hauptjury vorgelegt wurden. Diese nominierte 12 Produktionen und wählte daraus schließlich die drei Preisträgerfilme aus.

Zur Geschichte des Preises

Seit 2003 wurde alle zwei Jahre der „Baden-Württembergische Dokumentarfilmpreis“ für herausragende Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum vergeben. Träger des Preises sind die MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, das Haus des Dokumentarfilms Stuttgart und der SWR. Bei der Preisverleihung 2007 im Rahmen der Veranstaltung „Dokville“ in Ludwigsburg hatte sich gezeigt, dass der Preis nicht nur auf regionale, sondern auf internationale Resonanz stößt, sowohl bei den eingereichten Filmen als auch bei der Bedeutung als Branchentreff. Diese Wichtigkeit, aber auch die Ausrichtung auf den deutschsprachigen Raum hatte die Preisstifter bewogen, den Preis seit 2009 "Deutscher Dokumentarfilmpreis" zu nennen.

Bei weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des "Deutschen Dokumentarfilmpreises".

Die Nominierungen 2015

Am Kölnberg
Länge: 85 Minuten. Autor/Regie: Robin Humboldt und Laurentia Genske.
Eine Produktion der Kunsthochschule für Medien Köln. Deutschland 2014.

Anderson
Länge: 90 Minuten. Autor/Regie: Annekatrin Hendel.
Produktion: IT Works! Medien GmbH, Rundfunk Berlin-Brandenburg und Hessischer Rundfunk. Deutschland 2014.

Beltracchi – Die Kunst der Fälschung
Länge: 96 Minuten. Autor/Regie: Arne Birkenstock.
Produktion: Fruitmarket Kultur und Medien GmbH und Tradewind Pictures GmbH in Koproduktion mit Telepool GmbH, Senator Filmproduktion und Global Screen GmbH. Deutschland 2014.

Das kalte Eisen (TV-Fassung: Von Menschen und Waffen)
Länge: 89 Minuten. Autor/Regie: Thomas Lauterbach.
Produktion: floff pictures & publishing und Südwestrundfunk. Deutschland 2013.

Das Salz der Erde
Länge: 109 Minuten. Autor/Regie: Wim Wenders und Juliano Ribeiro Salgado.
Produktion: Decia Films, Amazonas Images und Solares Fondazione delle Arti. Deutschland 2014.

Der Banker – Master of the Universe
Länge: 90 Minuten. Autor/Regie: Marc Bauder.
Produktion: bauderfilm in Koproduktion mit Nikolaus Geyrhalter Filmproduktion GmbH, dem Hessischen Rundfunk und dem Südwestrundfunk in Zusammenarbeit mit arte. Deutschland/Österreich 2013.

Dieses schöne Scheißleben
Länge: 86 Minuten. Autor/Regie: Doris Dörrie.
Produktion: Flying Moon Produktion mit Senator Film Produktion in Koproduktion mit dem Westdeutschen Rundfunk und arte. Deutschland 2013.

(K)ein besonderes Bedürfnis
Länge: 78 Minuten. Autor/Regie: Carlo Zoratti.
Produktion: Detailfilm und Videomante in Koproduktion mit dem ZDF. Deutschland 2013.

Song from the Forest
Länge: 96 Minuten. Autor/Regie: Michael Obert.
Produktion: Tondowski Films & Friends in Koproduktion mit ma.ja.de filmproduktion und dem Westdeutschen Rundfunk. Deutschland 2013.

Thule Tuvalu
Länge: 96 Minuten. Autor/Regie: Matthias von Gunten.
Produktion: HesseGreutert Film in Koproduktion mit Odysseefilm, SRG SSR und 3Sat. Schweiz 2014.

Unversöhnt
Länge: 72 Minuten. Autor/Regie: Lukas Augustin.
Produktion: Augustin Pictures und Norddeutscher Rundfunk. Deutschland 2014.

Wir waren Rebellen
Länge: 93 Minuten. Autor/Regie: Katharina von Schroeder und Florian Schewe.
Produktion: Perfect Shot Films in Koproduktion mit dem ZDF. Deutschland 2014.

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