Monique Strubbe von Allianz MTV Stuttgart im Angriff beim Spiel gegen den VC Wiesbaden

Volleyball | Allianz MTV Stuttgart

Geschrumpfte Liga: "Eine ganz gefährliche Entwicklung für uns"

Stand

In der Frauen-Volleyball-Bundesliga spielen in dieser Saison nur noch zehn Teams mit. Zwei Vereine haben sich aufgrund von wirtschaftlichen Problemen verabschiedet und aufsteigen wollte niemand. Beim Deutschen Meister Allianz MTV Stuttgart macht man sich Sorgen und hofft auf neue Impulse.

Der Saisonstart der Stuttgarter Volleyballerinnen ist gelungen. In der Bundesliga feierte Allianz MTV zum Auftakt drei Siege und ein Pokal steht auch schon in der Vitrine: Mitte Oktober gewann Stuttgart den Supercup gegen Pokalsieger Schwerin. Sportlich und wirtschaftlich läuft es gut beim Deutschen Meister, doch das Ausbluten der Bundesliga ist ein Problem.

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"Das ist für die Liga insgesamt nicht gut", sagt Stuttgarts Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema. In der Hauptrunde hat jedes Team in dieser Spielzeit nur noch 18 Spiele. "Die Mannschaften, die nicht bis zum Finale dabei sind, werden immer früher fertig und kriegen dann sicherlich auch Probleme, Sponsoren zu überreden", befürchtet Oszvald-Renkema.

Zwischenrunde als Notlösung

Normalerweise folgen nach der Hauptrunde die Playoffs für die besten acht Teams. Für diese Spielzeit hat die Volleyball-Bundesliga (VBL) den Modus geändert und eine Zwischenrunde eingeführt, die jedem Verein weitere vier Spiele ermöglicht. Dabei spielen die besten fünf Teams nach der Hauptrunde in einer Gruppe nochmal jeder gegen jeden und die Teams der Plätze sechs bis zehn ebenfalls. "Das ist sportlich jetzt nicht die Lösung auf Dauer. Wir müssen schnellstmöglich wieder mehrere Mannschaften in die erste Liga hochziehen", meint die Stuttgarter Managerin.

Die Volleyball-Bundesliga steht schon lange auf wackeligen Beinen. Die wirtschaftlichen Herausforderungen für die Vereine sind heftig, für manche zu heftig. In der vergangenen Saison meldete NawaRo Straubing Insolvenz an. Schwarz-Weiß Erfurt zog sich freiwillig in die zweite Liga zurück. Und Aufsteigen wollte niemand: zu teuer. "Die Sponsoren stehen nicht alle Schlange, um Geld in den Sport zu investieren", sagt Oszvald-Renkema. "Erst die Corona-Zeit, dann kam schon wieder die nächste Krise. Es ist schwer, Unternehmen zu überreden."

Sorgen um die Zukunft des Sport

"Das ist eine ganz gefährlich Entwicklung für uns", sagt Aurel Irion. Der Geschäftsführer von Allianz MTV Stuttgart sieht den Leistungssport in Deutschland generell unter keinem guten Stern. "Wenn wir in der Gesellschaft nicht irgendwas verändern hier in Deutschland, dann werden wir in einigen Bereichen auf dem Standstreifen links mit dem Blinker von vielen Ländern überholt in Europa. Ich glaube, das ist der falsche Weg. Wir müssen uns alle überlegen, ob wir das so wollen oder ob wir nicht bereit sind, für den Leistungssport, für die Elite im Sport, mehr zu tun, um wieder erfolgreicher werden zu können. Das macht mir ein bisschen Sorge, weil der Sport eine unglaublich wichtige gesellschaftliche Bedeutung hat."

Von den zehn Teams, die aktuell in der Bundesliga spielen, haben nur drei die Lizenz ohne Auflagen erhalten, darunter der Meister aus Stuttgart. Besonders prekär ist die Lage beim VC Wiesbaden, der einen Schuldenberg im sechsstelligen Bereich abbauen muss und erst wenige Stunden vor dem ersten Saisonspiel die Lizenz erteilt bekam, mit weitreichenden Auflagen.

Volleyball-Bundesliga fordert mehr Disziplin von den Vereinen

"Wir müssen ganz stark darauf achten, dass die Clubs wirklich nur das ausgeben, was sie zu Saisonbeginn auch sicher auf der Erlös-Seite mit Verträgen untermauert haben. Daran haben einige Clubs noch zu arbeiten", sagt Daniel Sattler, Geschäftsführer des Liga-Verbands Volleyball-Bundesliga (VBL). Dass mitten in der Saison ein Verein insolvent geht und aus dem Spielbetrieb aussteigt, wie zuletzt NawaRo Straubing, befürchtet er nicht: "Aus der heutigen Sicht ist uns nicht bange, aber die Hausaufgaben sind noch nicht sämtlich erledigt. Sonst hätten wir keine Auflagen erteilen müssen."

Die Probleme sind vielfältig: Laut Sattler sind neben den Betriebskosten auch die Ausgaben fürs Personal enorm gestiegen, während die Sponsoren- und Ticket-Erlöse seit Corona bei vielen nicht gewachsen sind. "Wir erleben einen enorm hohen Wettbewerbsdruck, der die Preis-Spirale nach oben treibt, gerade im Bereich der Spieler-Gehälter. Das ist eigentlich was Positives, ein Wachstum, aber die Erlöse halten nicht mit. Wir müssen schauen, dass wir die Spieler-Gehälter so strukturieren, dass man auch mit semi-professionellen Spielern erste Liga spielen kann."

Clubs beim Wachsen helfen

Die VBL will den Zweitliga-Clubs die Angst vor dem großen Sprung nehmen und hat zur neuen Saison eine eingleisige zweite Liga etabliert, die sogenannte "2. Bundesliga Pro". Die Clubs, darunter der TSV Flacht aus dem Kreis Böblingen, sollen gesund wachsen und peu à peu den Abstand zur ersten Liga verringern. "Unser ganz wesentliches Ziel ist es, einen geregelten Auf- und Abstieg zwischen erster und zweiter Liga herzustellen und eine gesunde Wettbewerbsstruktur zu entwickeln; das heißt: die zweite Liga zu entwickeln, Anschluss zu finden, aber auch die Eintrittsbarrieren in die erste Liga zu senken", erläutert Sattler.

Aurel Irion will den kleinen Clubs Mut machen: "Wir müssen ihnen zeigen: Dass, was ihr in der 2. Bundesliga Pro könnt, reicht, um auch in der Bundesliga zu starten. Dort habt ihr auch nochmal eine ganz andere Sichtbarkeit mit uns strahlkräftigen Clubs. Ich hoffe, dass wir da die Vereine in der 2. Bundesliga Pro überzeugen können", sagt der Geschäftsführer der Stuttgarter Volleyballerinnen.

Der Traum von einer Bundesliga mit 14 Teams

Für die Macher von Allianz MTV Stuttgart ist klar: Die Großen werden von den Kleinen profitieren und umgekehrt. In ein paar Jahren sollen statt zehn wieder mindestens 14 Teams in der ersten Liga spielen. Die Verantwortlichen im deutschen Frauen-Volleyball wollen so nicht nur die Bundesliga aufwerten, sondern den Sport insgesamt.

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