Eishockeyspieler Alexander Preibisch und Fabjon Kuqi von den Bietigheim Steelers kniend auf dem Eis. (Foto: IMAGO, IMAGO / Pressefoto Baumann)

Eishockey | Oberliga

Bietigheim Steelers nach Oberliga-Abstieg: Zwischen Scherbenhaufen und Neuanfang

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Marius Rinkel

Die Bietigheim Steelers stehen nach dem Abstieg vor einem Scherbenhaufen. Abstiegstrainer Alexander Dück will den Klub mit einer nachhaltigen Strategie zurück in die DEL2 führen.

Die Bietigheim Steelers stehen vor einem Eishockey-Scherbenhaufen. Vergangenen Mittwoch besiegelte die dritte Niederlage im vierten Spiel des Play-Down-Duells gegen die oberfränkischen Selber Wölfe den Abstieg aus der DEL2 in die Oberliga.

Erst vor der Saison stiegen die Steelers aus der höchsten deutschen Spielklasse DEL in die zweite Liga ab. Der sportliche Absturz binnen zwei Jahren ist für die Schwaben die dunkelste Stunde der Vereinsgeschichte. "So richtig verdaut habe ich es noch nicht", so Alexander Dück, Trainer der Steelers im Gespräch mit SWR Sport. "Man muss es am Ende akzeptieren."

Trainerfrage soll zeitnah geklärt werden

Der Abstieg hat weitreichende Folgen. Klar ist: Im Kader wird es einen Umbruch geben und auch Coach Dück hat derzeit keinen gültigen Vertrag für die Oberliga. Der Verein würde gerne mit ihm weitermachen, dafür fordert Dück, der selbst mehr als 700 Mal in der DEL auf dem Eis stand, eine nachhaltige Strategie.

"Es muss ein klarer Fahrplan sein, der für die nächsten drei Jahre ausgelegt ist", erklärt der gebürtige Kasache. "Wenn jemand sagt, 'es muss eine Mannschaft zusammengestellt werden, die sofort wieder aufsteigt': Ganz ehrlich, ohne mich. Das ist nicht realitätsnah." Eine Entscheidung soll zeitnah fallen. "Ich denke, diese Woche wird es auf jeden Fall noch dauern, um alle Punkte abzuklären."

Dück will zwar das Budget für ein konkurrenzfähiges Team, der langfristige und nachhaltige Erfolg steht aber im Vordergrund. "Man braucht ca. drei Jahre, um eine Mannschaft zu bauen, die um den Aufstieg mitspielen kann", so der ehemalige deutsche U18-Nationaltrainer, der um die Schwierigkeit der Oberliga weiß.

"Ich kann nur jedem raten, die Liga nicht zu unterschätzen. Es gibt viele Mannschaften, die dort ein größeres Budget haben, als wir Steelers es in der 2. Liga hatten", erklärt der Coach. Es werde für die Steelers schwierig genug, erst einmal in der Liga Fuß zu fassen, so Dück, der einen Schritt nach dem anderen gehen möchte.

Erstmals seit 1999 Drittklassig

Die kommende Spielzeit wird die erste im neuen Jahrtausend sein, die die Steelers in der Drittklassigkeit verbringen. Nur einmal verpassten sie seit der Saison 1999/2000 die Zweitliga-Playoffs, fünfmal krönten sie sich sogar zum Meister des Eishockey-Unterhauses.

Zuletzt 2020/21, gleichbedeutend mit dem Aufstieg in die DEL, wo im ersten Jahr sogar der überraschende Klassenerhalt gelang. Dann nahm der Absturz seinen Lauf, die Steelers wurden binnen zwei Jahren in die Oberliga durchgereicht.

Eine weitere Herausforderung, die mit dem sportlichen Abstieg einhergeht, ist der wirtschaftliche Abschwung. Nachdem schon vergangene Saison einige Sponsoren ihre Unterstützung einstellten, könnte jetzt Ähnliches auf die Steelers zukommen.

"Das ist Geld, das investiert wird und jeder überlegt sich zweimal, ob er das weitermacht", analysiert der Noch-SCB-Coach: "Es gibt wenige positiv-verrückte Eishockey-Fans, die immer zu dir stehen, egal in welcher Liga, egal, wie hoch die Verluste sind."

Neu-Verhandlungen mit Sponsoren und Spielern

Weniger finanzielle Mittel bedeuten Schwierigkeiten bei Spielerverpflichtungen, auch wenn Dück in seinen Saisonabschlussgesprächen positiv überrascht wurde. "Es gab ein paar Spieler, bei denen ich nie damit gerechnet hätte, dass sie sich vorstellen könnten, zurückzukommen", berichtet Dück.

Auch hier sei allerdings viel an Bedingungen geknüpft, die von der Vereinsführung gestellt werden müssten. Momentan haben nur die U21-Spieler einen gültigen Oberliga-Vertrag, alle anderen Spieler müssen erneut verpflichtet werden.

Er sieht im Kader der vergangenen Saison einige Spieler, die er gerne für eine mögliche Oberliga-Saison unter seiner Führung im Team hätte. Der Kader müsse aber trotzdem umgebaut werden. Er selbst kam im Oktober 2023 zunächst als Co-Trainer nach Bietigheim und übernahm im Januar die Rolle als Cheftrainer.

Der Kader stand zu diesem Zeitpunkt bereits, auch wenn er nicht optimal zusammenpasste. "Es gab Spieler, die noch nie in dieser Liga oder auf diesem Level gespielt haben", erklärt Dück. Außerdem standen viele Spieler "eines Typs" im Bietigheimer Kader.

Kader war "etwas einseitig" zusammengestellt

"Man braucht verschiedene Charaktere in der Mannschaft, was die Spielweise betrifft. Es können nicht nur Spieler sein, die Tore schießen. Es müssen auch Spieler sein, die die Drecksarbeit machen und Tore vorbereiten", kritisiert er die "etwas einseitige" Kaderzusammenstellung der Abstiegssaison.

Dass der Klub daraus gelernt hat, kann er schon beim kommenden Umbruch unter Beweis stellen. Wenn er gelingt, können die Steelers vielleicht schon bald einen Aufstieg feiern. Vielleicht mit Trainer Alexander Dück und vielleicht auch schon früher als in drei Jahren.

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Marius Rinkel

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