Der "schöne René", "Golden Boy" oder auch nur simpel "Champ" - René Weller hatte im Laufe seiner Karriere als Boxer viele Spitznamen. Das Magazin "Der Spiegel" adelte ihn einmal als "Pforzheims Antwort auf Muhammad Ali". Den letzten Kampf seines Lebens hat René Weller am Dienstag verloren. Das bestätigte seine Frau Maria in der Nacht zu Mittwoch. "Hand in Hand und in meinen Armen bist du heute um 17:50 Uhr zuhause in Frieden von mir gegangen", schrieb sie außerdem auf der gemeinsamen Instagram-Seite.
René Weller: Einer der bekanntesten Boxer Deutschlands
René Weller wurde am 21. November 1953 in Pforzheim geboren. Der gelernte Heizungsmonteur und Goldschmied begann schon früh mit dem Boxen, mit vierzehn siegte er das erste Mal in einem überregionalen Kampf. Bei den Amateuren holte er im Feder- und im Leichtgewicht insgesamt acht deutsche Meistertitel, bei den Profis kamen noch zwei weitere DM-Titel hinzu.
Seinen ersten Profikampf bestritt Weller im Juni 1981. Es folgten 54 weitere Kämpfe im Leichtgewicht. Die beeindruckende Statistik: 52 dieser Kämpfe gewann Weller, 24 davon durch K.o.. Nur eine Niederlage musste der Pforzheimer in seiner Profikarriere einstecken, er wurde zu einem der bekanntesten Boxer Deutschlands. Fünfmal wurde er zu Deutschlands Boxer des Jahres gewählt.
Weller erkämpfte sich zwei Europameister-Titel
Zu den nationalen Ehrungen kamen auch internationale Titel: Im März 1984 besiegte er den Italiener und amtierenden Europameister Lucio Cusma nach Punkten und wurde das erste Mal Europameister der EBU. Den Gürtel verlor er zwei Jahre später bei seiner ersten - und einzigen - Karriere-Niederlage jedoch wieder.
Fünf Jahre später holte er sich den EBU-Titel wieder zurück: Am 5. März 1988 schlug der damals 34-Jährige in Karlsruhe vor heimischem Publikum den Franzosen José Maillot nach Punkten und konnte sich wieder Europameister der EBU nennen. Nur einen Monat später legte Weller den Titel unmittelbar nach dem siegreichen Kampf um die Titelverteidigung noch im Ring nieder. Seine Boxlaufbahn beendete er im 1993 mit 40 Jahren.
Ein Leben voller Erfolge und Skandale
Sportlich war der Pforzheimer in seiner Karriere häufig ganz oben - aber außerhalb des Boxrings auch schon ganz unten. Weller polarisierte wie nur wenige Boxer, Erfolge im Boxring gehörten für ihn ebenso dazu wie große Auftritte und eine gute Show. 1999 jedoch war die Show erst einmal vorbei: Weller wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt - wegen Kokainhandels, Urkundenfälschung und Hehlerei. Nach viereinhalb Jahren Gefängnis wurde er wegen guter Führung 2003 vorzeitig entlassen.
Im Anschluss trat Weller in verschiedenen Reality-TV-Formaten auf, er bestritt Show-Kämpfe - und machte den Trainerschein als Box-Coach. Die letzten Jahre seines Lebens kämpfte Weller mit einer schweren Demenz-Erkrankung und den Begleiterscheinungen der Krankheit. Unterstützt wurde er dabei von seiner Frau Maria, zusammen lebten die beiden in Wellers Heimatstadt Pforzheim. "Ich habe so ein super Leben gehabt, mit allen Höhen und Tiefen, die man sich vorstellen kann", hatte Weller 2013 im SWR-Interview anlässlich seines 60. Geburtstags gesagt. "Aber ich wollte mit keinem tauschen."