Bei der traditionellen Bennefizregatte in Mainz rudern bei zwei Booten auch Krebs-Patienten. (Foto: SWR)

Sportangebote für Tumorpatienten

Warum Sport und Bewegung gegen Krebs hilft

Stand
REDAKTEUR/IN
Kira Rutkowski

"Ich dachte, jetzt muss ich sterben." So beschreibt Günter Michalzik den Moment als er die Diagnose Leukämie bekam. Das war vor 17 Jahren. Geholfen haben ihm seitdem Medikamente - und Sport.

Mittlerweile macht der 68-Jährige mehrmals in der Woche Sport. Dabei ist es nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch die Bewegung an sich, die ihm als Leukämiepatient Ablenkung bringt und seine Stimmung aufheitert. Nach dem Training habe er immer ein Lächeln im Gesicht, erzählt er.

Onkologische Therapie wird oftmals besser vertragen

Diesen Effekt kennt Prof. Elke Jäger. Sie ist Chefärztin an der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest in Frankfurt. Sie behandelt Günter Michalzik und viele weitere Patienten und Patientinnen. "Der Sport sorgt dafür, dass die körperliche Verfassung des Patienten besser wird. Er hat viel seltener das Müdigkeitssyndrom, was fast alle Krebspatienten haben."

Außerdem vertragen Patienten, die sich während der onkologischen Therapie regelmäßig bewegen, die Therapie besser und möchten sie deswegen weniger häufig unterbrechen oder die Dosis reduzieren. Das zeige, so die Onkologin, "warum die onkologische Behandlung auch effektiver ist bei jemandem, der Sport treibt."

Wettkämpfe in der Öffentlichkeit brechen Tabus

Für die Tumorpatienten von Prof. Elke Jäger gibt es zahlreiche Sportangebote in der Klinik. Zudem engagiert sich die Ärztin bei Benefiz-Wettkämpfen wie "Rudern gegen Krebs", an denen auch Patienten wie Günter Michalzik teilnehmen. Diese Veranstaltungen seien eine gute Möglichkeit, in der Öffentlichkeit offen über Krebs zu sprechen. Sie erlebe es immer noch, dass Patienten Angst haben, über ihre Diagnose zu sprechen.

"Wenn in der Öffentlichkeit damit tabufrei umgegangen wird, dann verliert die Diagnose auch ein bisschen ihren individuellen Schrecken. Man kann darüber reden, man kann sogar als Patient in der Öffentlichkeit auftreten. Man kann Sport treiben und kann sogar an einem Wettkampf teilnehmen."

Fehlende Studien - fehlende Finanzierung

Dass die Sportangebote für Krebspatienten oft nur durch Spenden finanziert werden können, entäuscht die Chefärztin. "Es frustriert mich ein bisschen, dass wir einerseits wahnsinnig viel Geld für onkologische Medikamente ausgeben und für den Sport, der ja fast nichts kostet, sind anscheinend keine Budgets haben. Und das ärgert mich schon."

Für sie bedeute das allerdings auch, dass sie weiterhin daran arbeitet, genau aufzuzeigen, in welchen Punkten der Sport hilft. "Da fehlen in Deutschland immer noch Studien, die zeigen, welche genauen Punkte durch Sport verbessert werden. Welche Intensität, welche Sportart man braucht, vielleicht auch im Verhältnis zu welcher Therapie. Da haben wir noch große Aufgaben zu erledigen."

Ihre Erfahrung zeigt allerdings schon jetzt, dass Sport- und Bewegungsangebote für Patienten wie Günter Michalzik wichtig sind - im Umgang mit der Diagnose und der Krankheit. Und im Umgang mit einem Alltag, der bei Günter Michalzik schon 17 Jahre lang von Leukämie begleitet wird.

Video herunterladen (62,5 MB | MP4)

Stand
REDAKTEUR/IN
Kira Rutkowski