Hajo Seppelt und Jan Kempel (Foto: IMAGO, Klaus W. Schmidt)

Hintergrund | Missbrauch im Sport

Kinderschutzpreis für Hajo Seppelt und Jan Hempel

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AUTOR/IN
Dorothee Büttner

In seiner ARD-Dokumentation hat Journalist Hajo Seppelt erneut große Missstände im deutschen Sport aufgedeckt. Dafür wurden er und sein Team am Dienstag in Mannheim mit dem Deutschen Kinderschutzpreis ausgezeichnet.

Sport soll Freude machen, doch Sport kann im schlimmsten Fall auch zu einem Ort von Missbrauch werden. So ist es auch dem ehemaligen Turmspringer Jan Hempel ergangen. Über 14 Jahre lang wurde Hempel nach eigenen Angaben von seinem damaligen Trainer Werner Langer missbraucht. In der ARD-Dokumentation "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im Schwimmsport" von Journalist Hajo Seppelt brach Hempel im Sommer 2022 zum ersten Mal sein Schweigen.

Missbrauch beginnt im Kindesalter

Hempel ist gerade einmal elf Jahre alt, als der Missbrauch beginnt. "Es fing an mit Anfassen - erst einmal im Monat, bis es dann täglich zu sexuellen Handlungen kam", erinnert er sich in der Doku. Heute sagt Hempel, dass er es zukünftigen Sportlern schuldig sei darüber zu sprechen.

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Kultur des Schweigens und Millionenklage

Mit 25 Jahren wendet sich Hempel an die damalige Bundestrainerin. Der Trainer wird daraufhin entlassen, aber das Geschehene nie vom Verband aufgearbeitet. "Alle haben geschwiegen - bis heute", sagt Hempel in der Dokumentation. Er fordert mehr Prävention in den Sportvereinen und längere Verjährungsfristen für Missbrauchs-Taten.

Mittlerweile hat er den Deutschen Schwimmverband (DSV) auf Schmerzensgeld und Schadensersatz in siebenstelliger Höhe verklagt. Die Entscheidung darüber könnte zu einem Präzedenzfall für den gesamten deutschen Sport werden. Im Fall des zu lebenslanger Haft verurteilten US-Turnarztes Larry Nassar wurde den Missbrauchsopfern rund um Turn-Star Simone Biles eine Entschädigung von 380 Millionen Dollar zugesprochen.

Kinderschutzpreis für Hempel, Seppelt und Team

Für den Mut Hempels und die Recherche-Arbeit von Seppelt und seinem Team werden sie von der Deutschen Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel in Mannheim ausgezeichnet. "Mit der Dokumentation gelingt auf beeindruckende Weise - was aufgrund des hochemotionalen Themas und der dahinterstehenden Brisanz als fast unmöglich scheint - eine hohe Sachlichkeit", so die Begründung der Jury. Seppelt selbst sagt: "Ich bin kein Aktivist, ich bin einfach Journalist. Aber wenn ich sehe, dass es Missstände gibt, wie es bei Jan Hempel der Fall war, dann ist es meine journalistische Pflicht das zu zeigen", sagt er.

"Das ist wie eine olympische Medaille für mich und ein Meilenstein im Kampf gegen Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Sport."

Jan Hempel ist Vizeweltmeister, vierfacher Europameister und zweifacher Olympiamediallengewinner. Doch heute ist er vor allem ein Mann, der sich dem Kampf gegen sexualisierte Gewalt im Sport stellt - für sich und für zukünftige Sportlerinnen und Sportler.

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Dorothee Büttner