Nils Petersen nach seinem Treffer zum 2:0 gegen Wolfsburg (Foto: IMAGO, IMAGO / Langer)

Fußball | Bundesliga

Freudentränen zum Abschied! Nils Petersen trifft im letzten Heimspiel für Freiburg

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Martin Maibücher

Mit tosendem Applaus und ohrenbetäubenden Sprechchören ist Nils Petersen beim SC Freiburg verabschiedet worden. Gegen Wolfsburg bekam Petersen seinen letzten Einsatz vor heimischem Publikum - und traf als Joker.

Minutenlang forderten die Fans des SC Freiburg lautstark die Einwechslung von Nils Petersen. In der 70. Minute wurden sie erhört. Ihr "Fußballgott" - so nennen ihn die SC-Fans liebevoll - kam für Ritsu Doan ins Spiel gegen den VfL Wolfsburg und betrat damit ein letztes Mal in einem Pflichtspiel den Rasen des Freiburger Stadions. Ein Gänsehaut-Moment, den Petersen, die Spieler, das Trainerteam und die Fans so schnell nicht vergessen werden.

Freiburg

Nils Petersen im Interview Abschied von Nils Petersen: "Ich hätte das Drehbuch genau so geschrieben"

Nils Petersen ist emotional von den Fans des SC Freiburg verabschiedet worden. Nach dem 2:0 gegen Wolfsburg sprach er mit SWR Sport über das, was war - und das, was kommt.

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Petersen trifft im letzten Heimspiel

Als der mit ihm gemeinsam eingewechselte Christian Günter weniger als eine Minute später das 1:0-Führungstor für Freiburg schoss (71.), schien die Stimmung im Freiburger Stadion überzukochen. Doch was dann passierte, setzte den Emotionen aller Freiburger die Krone auf: In der 75. Minute bediente Roland Sallai Nils Petersen im Sturmzentrum, der eiskalt zum 2:0 einschieben konnte. Die Lautstärke im Stadion kannte kein Limit, auf den Tribünen kullerten Freudentränen über die Wangen der Fans.

Und auch Trainer Christian Streich am Spielfeldrand hatte feuchte Augen - übermannt von den großen Emotionen an einem großen Abend in Freiburg. Dass Petersen sein zweiter Treffer aufgrund eines vorausgegangenen Foulspiels aberkannt wurde (80.), spielte am Ende kaum eine Rolle mehr. Ein grandioser Fußballer hatte noch einmal seinen grandiosen Auftritt. Nach dem Abpfiff wurde Petersen noch einmal minutenlang gefeiert - und hatte dabei selbst auch Tränen in den Augen.

Christian Streich adelt Nils Petersen

Bereits auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg lobte Freiburgs Trainer Christian Streich seinen Stürmer in höchsten Tönen. "Ich kann es mir irgendwie gar nicht vorstellen, dass er nicht mehr auf dem Trainingsplatz steht, dass er nicht mehr bei uns in der Kabine ist", sagte Trainer Christian Streich am Mittwoch über Petersen. Der 34-Jährige sei eine "große Persönlichkeit", ein "außergewöhnlicher Stürmer". Petersens Qualität im Abschluss sei "unglaublich".

"Ich habe öfters zu ihm gesagt: Nils, wenn ich jetzt zweimal dich hätte, dann würdest du anfangen und nach 60. Minuten würde der zweite auch noch eingewechselt werden. Dann wäre es optimal", sagte Streich in Bezug auf die Bedeutung von Petersen für das Spiel des SC Freiburg. In der kommenden Saison wird Streich gänzlich auf seinen Stürmer verzichten müssen, weil er seine Karriere nach der laufenden Spielzeit beenden wird.

105 Pflichtspieltore für den SC Freiburg

Beim 2:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg kam Nils Petersen zu seinem insgesamt 277. Pflichtspieleinsatz für den SC Freiburg. In seinen achteinhalb Jahren erzielte der Stürmer 105 Pflichtspieltore für die Breisgauer und steuerte weitere 21 Vorlagen zu Toren bei. In der laufenden Saison traf Petersen in der Europa League und im DFB-Pokal jeweils einmal, in der Bundesliga war er bis zum 33. Spieltag noch ohne Torerfolg. Doch dann servierte Roland Sallai in der 75. Minute gegen Wolfsburg maßgeschneidert, Petersen vollendete cool zu seinem ersten Saisontor.

Nils Petersen wird offziell beim SC Freiburg verabschiedet (Foto: IMAGO, IMAGO / Beautiful Sports)
Verabschiedung vor dem letzten Heimspiel: Nils Petersen (2.v.r.) mit Vorstand Oliver Leki (l.), Sportdirektor Klemens Hartenbach (2.v.l.) und Vorstand Sport Jochen Saier (r.)

Der Joker der Liga

Für die Freiburger Fans ist Nils Petersen einfach nur der "Fußballgott", für Statistikfreunde ist er der Inbegriff eines "Edel-Jokers". 147 Mal wurde er in der Bundesliga eingewechselt - 34 Mal traf der Stürmer anschließend ins Tor. Ein Bundesliga-Rekord, der noch lange Bestand haben dürfte. Der zweitbeste Joker, Claudio Pizarro, hat 21-Jokertore auf dem Konto und seine Karriere bereits beendet. Der erste Spieler nach Petersen in der ewigen Joker-Rangliste, der noch in der Bundesliga aktiv ist, steht bei lediglich 13 Toren nach einer Einwechslung: Eric Maxim Choupo-Moting.

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Nils Petersen - mehr als nur Fußballer

Nils Petersen hat als Fußballer eine Menge erreicht: Knapp 300 Bundesligaspiele, Nationalspieler, Silbermedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen 2016 mit Deutschland, Torschützenkönig der 2. Liga 2010/2011, Rekordtorschütze des SC Freiburg. Doch Petersen war über all seine Profi-Jahre mehr als "nur" Fußballer. Er schaute immer wieder über den Fußball-Tellerrand hinweg, interessiert sich für gesellschaftliche Themen und setzt sich für gute Zwecke ein. So auch in diesem Frühjahr, als er gemeinsam mit dem Mainzer Profi-Kollegen Anton Stach als Schiedsrichter ein Bezirksliga-Duell in Rheinhessen leitete.

Freiburg verabschiedet auch Jonathan Schmid

Neben Petersen wurde am Freitagabend auch Jonathan Schmid verabschiedet. Der Franzose wechselte bereits als Jugendlicher ins Nachwuchsleistungszentrum des SC Freiburg und feierte 2011 sein Bundesliga-Debüt. "Er ist ein großer Fußballer gewesen und ein unglaubliches Bewegungstalent", sagte Christian Streich vor der Partie über Schmid, den er schon in der A-Jugend betreut und mit dem er einst den DFB-Pokal der A-Junioren gewonnen hat. "Er ist ein ganz solidarischer Spieler für die Mannschaft." Nach Zwischenstationen bei der TSG 1899 Hoffenheim und beim FC Augsburg war Schmid im Sommer 2019 zum SC zurückgekehrt, konnte nach seiner schweren Corona-Erkrankung 2021 aber nicht mehr an frühere Leistungen anknüpfen. Für den Sport-Club absolvierte der 32-Jährige bis zum Spiel gegen Wolfsburg 217 Pflichtspiele (31 Tore, 39 Vorlagen).

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Martin Maibücher

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