Headcoach of SC Freiburg Theresa Merk during the Flyeralarm Frauen-Bundesliga football match between SC Freiburg and SV Werder Bremen at Dreisamstadion in Freiburg, Germany.  (Foto: IMAGO, IMAGO Bildnummer: 1029761895)

Trainerin des SC Freiburg

Theresa Merk über die Frauen-WM: Mehr Druck und eine Riesenchance

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AUTOR/IN
Anna Klär
INTERVIEW
Felizitas Eglof

Am Montagmorgen startet die deutsche Nationalmannschaft in Australien in ihr WM-Turnier. Das Auftaktspiel gegen Marokko wird auch Freiburgs Trainerin Theresa Merk aufmerksam verfolgen.

Auch wenn mit Janina Minge die einzige Freiburgerin bei der Nationalmannschaft aus Australien zurückreisen muss - sie war "nur" als Back-Up eingeplant - ist für Theresa Merk vor allem eine große Hoffnung mit dem Turnier verbunden: dass der Hype nach der Europameisterschaft im vergangenen Sommer weiter anhält. "Das ist natürlich eine Riesenchance für die Mädels", findet sie, "vielleicht aber auch mit mehr Druck, weil mehr Augen zuschauen als zuletzt." Sportlich sieht sie die deutschen Fußballerinnen im erweiterten Favoritenkreis. "Ich glaube, wenn sie es wieder schaffen, sich in so einen Flow zu spielen wie im letzten Jahr, dann ist sehr, sehr viel drin", sagt sie. "Aber die kleineren Nationen haben auch aufgeholt und sind nicht mehr so einfach zu schlagen."

WM-Pokal nach Europa

Wenn Theresa Merk einen Wunsch frei hätte ins Sachen WM-Titel, dann aber, dass es bitte nicht schon wieder die USA werden. "Ich hoffe, dass der Titel in europäische Hand kommt", sagt sie in SWR1-Stadion, "weil ich das Gefühl habe, dass sich vor allem im europäischen Fußball viel, viel getan hat in den letzten Jahren." Für Großereignisse gilt das sicherlich, Merk hofft aber auch auf mehr Aufmerksamkeit abseits davon. "Ich hoffe, dass das nicht auf die Highlightspiele begrenzt ist, sondern dass wir auch in der Bundesliga einen gewissen Zuschauerstamm erreichen", so die gebürtige Ravensburgerin.

Trainer-Pionierin Theresa Merk

Ein bisschen mehr Unterstützung könnte Merk sich auch auf ihrer Position vorstellen. Aktuell ist sie die einzige Frau, die in der Bundesliga an der Seitenlinie steht. Für sie kein ungewohntes Bild, schließlich war sie auch auf sämtlichen Trainerlehrgängen allein unter Männern. "Als Frau ist es im Moment risikobehaftet, alles auf eine Karte zu setzen", meint Merk. Es gebe einfach zu wenig Positionen für Frauen, die hauptamtlich bezahlt würden. "Auf der anderen Seite ist es auch Neuland für viele Vereine, in denen die handelnden Personen wenig Frauen in ihrem Umfeld haben und kennen, die diese Position einnehmen könnten", so Merk. Zu oft werde dann auf das Vetraute gebaut und das seien eben die Männer.

Freiburg

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Eine Trainerin ist selbst in der Frauen-Fußball-Bundesliga nach wie vor selten. Theresa Merk ist eine der Ausnahmen. Sie macht die Frauen des SC Freiburg für das DFB-Pokalfinale fit.

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Entwicklung erkennbar

Doch es tut sich was: "Meine Spielerinnen haben die Möglichkeit bekommen, ihre erste Trainerlizenz zu machen im Rahmen von Sonderlehrgängen." Jetzt brauche es eben seine Zeit bis - wie bei den Männern - aus ehemaligen Profis Trainerinnen werden. Kein Fan ist Merk allerdings von reinen Frauen beziehungsweise reinen Männerteams. Die These "Frauen müssen von Frauen trainiert werden", kann sie nicht unterstützen. "Ich bin ein Fan von heterogenen Teams", erzählt Merk. "Ich glaube, es ist erwiesen, egal ob in der freien Wirtschaft oder sonst irgendwo, dass diese Teams besser performen." Auf die Mischung käme es eben an.

Ein Job im Männerfußball?

Einen Wechsel zu den Männern kann sie sich grundsätzlich vorstellen, aber nur, wenn alles passt. "Man braucht ein sehr stabiles Umfeld, weil man in dieser Rolle eine sehr hohe mediale Aufmerksamkeit und hohen Druck von Außen bekommt", meint Merk. Grundvoraussetzung wäre ein Verein, der einen wirklich wolle, der einen auch protegieren und einem den Rücken stärken würde.

Und auch wenn die Frauen sich sportlich und auch in Sachen Aufmerksamkeit den Männern annähern, für Merk ist eines wichtig: "Ich glaube, man muss eine eigene Identität und DNA entwickeln und die verfolgen."

Erfolg geht nur zusammen

Trotzdem sind für sie Männer- und Frauenfußball in Deutschland untrennbar miteinander verbunden. Das aktuelle sportliche Loch der Männer-Nationalmannschaft tue dem Fußball insgesamt nicht gut. "Es würde sowohl den Männern als auch den Frauen guttun, wenn die Männer wieder besser performen", ist sie sich sicher, "weil es einfach den Gesamtfußball im Land, die Identifkation mit der Nationalmannschaft weiter nach oben bringt. Das ist für beide Parteien wichtig."

Vielleicht wird sie irgendwann selbst mal die Zügel in der Hand halten in Sachen Frauen-Nationalmannschaft, sie ist schließlich erst 33 Jahre alt, aber "im Moment fühle ich mich im Vereinsfußball sehr wohl. Definitiv ausschließen würde ich es aber nicht wollen". Und wer weiß, vielleicht gibt es in ferner Zukunft auch mal eine Bundestrainerin bei den Männern.

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