Fans protestieren gegen Einstieg eines Investors bei der DFL (Foto: IMAGO, Imago Images / Jan Huebner)

Fußball | Meinung

Proteste gegen DFL-Investor stoppen? Von wegen, jetzt erst recht!

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Michi Glang

Die Fanproteste gegen den Einstieg eines Investors bei der DFL sorgt für lange Spielunterbrechungen in der Bundesliga. Die Proteste nerven zwar, sind aber ein wichtiger Beitrag in einer Diskussion über eine richtungsweisende Entscheidung, sagt SWR Sport Redakteur Michi Glang.

Gegen Ende der ersten Halbzeit des Spiels zwischen Mainz 05 und Union Berlin war es wieder soweit: Aus der Berliner Fankurve flogen Tennisbälle auf den Rasen. Ein Zeichen des Protests gegen die Abstimmung der Profi-Klubs, einen Investor bei der DFL ins Boot zu holen. Die Folge: Eine mehrminütige Unterbrechung, die Spieler der Teams standen pitschnass im Mainzer Dauerregen. Während zu Beginn der Proteste noch Schokoladentaler flogen (die recht flott aufgesammelt waren), sorgen die immer wieder eingestreuten Tennisball-Würfe für lange Pausen. Der Protest nervt, er tut weh. Aber nur so kann er wirken.

"Wir haben es verstanden, dass ein Teil der Fans eine andere Auffassung hat. Das haben wir zu akzeptieren. Man sollte es irgendwann aber mal beenden, sonst hat das mit Fußball nicht mehr viel zu tun", sagte Christian Heidel nach dem Spiel. Damit macht es sich der 05-Sportvorstand aber zu leicht. Es gibt gute Gründe, das Votum kritisch zu beäugen.

Entscheidungen müssen transparent sein

Bei der Abstimmung befürworteten 24 von 36 Vereinen den Einstieg eines Investors. Das knappest mögliche Votum für die Entscheidung, eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen für rund eine Milliarde Euro zu verkaufen. Mit Hannover 96 stimmte in Person von Martin Kind mutmaßlich auch ein Klub für den Einstieg, der vom Stammverein ausdrücklich angewiesen worden war, dagegen zu votieren. Was für die DFL rechtlich kein Problem ist, stellt praktisch eine Aushebelung der 50+1-Regel dar, die integraler Bestandteil des deutschen Profifußballs ist.

Zweiter Kritikpunkt ist die geheime Abstimmung. Das kritisiert auch VfB-Präsident Claus Vogt. "Kann aber nicht sichergestellt werden, dass ein demokratisch zustande gekommenes Abstimmungsergebnis korrekt ist, sollte man im Sinne der Demokratie und im Sinne unseres Fußballs miteinander diskutieren, ob eine erneute, transparente Abstimmung aller 36 Vereine in der DFL notwendig ist. Ich meine: ja, es ist notwendig!", schrieb er am Mittwoch auf X (ehemals Twitter). Mittlerweile haben sich mit Union Berlin, dem Karlsruher SC und Hannover 96 (Stammverein) mehrere Klubs der Forderung nach einer neuen Abstimmung angeschlossen, in der die Stimmen offengelegt werden. Und es werden immer mehr.

Die Idee, das Votum geheim durchzuführen, war ohnehin nur auf den ersten Blick eine mittelmäßige Idee. Auf den zweiten Blick war sie richtig schlecht. Fußballfans und Anhänger haben einfach ein Recht darauf zu erfahren, wie die Klubs zu derart richtungsweisenden Entscheidungen stehen.

Proteste sind wichtiger Teil der Debatte

Eine erneute Abstimmung wäre das wünschenswerte Ergebnis der Debatte. Eine demokratisch gefällte Entscheidung gälte es dann selbstverständlich zu akzeptieren, ob sie nun einen Investor befürwortet oder ablehnt. Die DFL macht derweil aber den Eindruck, das Thema aussitzen zu wollen.

Umso wichtiger ist es, dass sich weitere Klubs positionieren und die Fankurven den Protest nicht abreißen lassen. Denn eins ist klar: Die Proteste und Spielunterbrechungen nerven zwar, auch mich. Was mich aber noch mehr nervt, ist der Eindruck, dass der Profifußball Entscheidungen trifft, ohne die Ansichten von Mitgliedern und Fans zu hören. Die Fanproteste jetzt also stoppen? Von wegen, jetzt erst recht!

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Michi Glang

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