Anton Stach, der Neuzugang der TSG Hoffenheim von Mainz 05

Fußball | Bundesliga

Hoffenheims Anton Stach: Wird er auch im Duell beim VfB Stuttgart zum Stabilisator?

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Am 1. September, dem letzten Tag der Transferfrist, wechselte Anton Stach von Mainz 05 zur TSG Hoffenheim. Vor dem Spiel beim VfB Stuttgart hat sich der Nationalspieler im Mittelfeld der Kraichgauer fest etabliert und mit SWR Sport über seine außergewöhnliche Karriere gesprochen.

Es war an einem Frühlingstag im März vergangenen Jahres. Anton Stach war mit dem Mainzer Kollegen Anderson Lucoqui im Auto unterwegs, als sein Handy brummte. Weil er selbst aber am Steuer saß, nahm Kumpel Lucoqui den Anruf entgegen. Es war eine unbekannte Nummer und der Anrufer meldete sich zunächst nicht mit dem Namen. Also übernahm Anton selbst das Handy - und führte plötzlich den Anruf seines Lebens: "Ich sagte hallo, er sagte hallo", erinnert sich der sympathische Profi im Gespräch mit SWR Sport noch im Detail an das erste Gespräch mit Hansi Flick, "der Bundestrainer war am Telefon, er hat mich zur Nationalmannschaft eingeladen. Das war schon krass, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte". Die anschließende Heimfahrt war wild: "Ein unglaublicher Moment, da kannst du dich kaum konzentrieren. Ich war so durcheinander und habe mich gleich mehrmals verfahren".

Am 26. März 2022 feierte Anton Stach im Duell gegen Israel sein Debüt, er wurde eingewechselt. Und das übrigens in der Sinsheimer Arena, an seinem heutigen Arbeitsplatz! Ende Juni 2022 folgte gegen Italien das zweite A- für Deutschland.

Am 1. September der Wechsel nach Hoffenheim

Nach dem Debüt bei Hansi Flick wurde es erstmal ruhig in Sachen Nationalmannschaft Auch weil die Saison 2022/23 in Mainz wegen Verletzungen und diverser Positionswechsel für den 24-Jährigen nicht sonderlich gut lief. Mit ein Grund für den Wechsel des im Sommer vielumworbenen Mittelfeldspielers zum 1. September von den Nullfünfern zur TSG Hoffenheim. Die Karriere brauchte einen neuen Push.

Und sie bekam ihn, denn der Neustart war bis jetzt verheißungsvoll: Mit den Kraichgauern legte Stach den besten Saisonstart der Vereinsgeschichte hin, zuletzt gegen Frankfurt (1:3) allerdings gab`s einen bitteren und ärgerlichen Rückschlag für das TSG-Team. Trotzdem: Anton Stach ist bestens angekommen im Kraichgau, etablierte sich mit seinen Fähigkeiten schnell auf der zentralen Sechser-Position: "Er spielt mit seiner Dynamik und Zweikampfstärke eine wichtige Rolle bei uns", beantwortet TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo die Frage von SWR Sport nach der aktuellen Entwicklung des Spielers, "er bringt extrem viel Hardware mit. Ein guter Junge auf sehr gutem Weg".

Am Samstag das Schwaben-Baden-Duell beim VfB Stuttgart

Ein Weg, den er auch am Samstag (15.30 Uhr) im Baden-Württemberg-Duell beim VfB Stuttgart fortsetzen will. "Wir haben uns viel vorgenommen nach der Heimniederlage gegen Frankfurt und viel trainiert was wir bessermachen können. Wir wollen eine Reaktion zeigen", so Anton Stach, "wir wollen mutig und frech auftreten und in Stuttgart etwas mitnehmen".

Anton Stach im Nationaltrikot
Anton Stach im Nationaltrikot

Binnen eineinhalb Jahren von der Regionalliga ins Nationalteam

Der Blick auf die bisherige Karriere von Anton Stach lohnt sich, denn sie ist mehr als bemerkenswert. Aufgewachsen im norddeutschen Buchholz, wechselte er als 12-Jähriger ins Nachwuchsleistungszentrum von Werder Bremen, wurde nach vier Jahren aber wieder aussortiert. Über Osnabrück und Jeddeloh landete er mit 19 Jahren bei der U23 des VfL Wolfsburg und zwei Jahre später im Süden Deutschlands: Hier beim Zweitligisten Greuther Fürth nahm die Laufbahn des großgewachsenen "Sechsers" 2020 ungeahnte Fahrt auf. Schnell, flexibel, kopfballstark - nach nur einer Saison als einer der Schlüsselspieler stieg Stach mit Fürth in die Bundesliga auf, wurde U21-Nationalspieler. Eine tolle Zeit: "Das hat mega Spaß gemacht, ich habe noch immer viel Kontakt dahin", erinnert sich der Kicker mit großer Freude an den riesen Sprung aus der Regionalliga in den Profifußball.

Und es kam noch besser. Nach nur einem Jahr in Fürth lockte bereits Mainz 05 als etablierter Bundesligist den zweikampfstarken U21-Nationalspielers. In Rheinhessen stieg er auf der Karriereleiter in ungeahnte Höhen: Nach den Berufungen ins U21-Nationalteam und der Nominierung in die deutsche Olympiaauswahl für Tokio folgte als Highlight das bereits beschriebene Debüt im März 2022 in der A-Nationalmannschaft.

In der Jugend war Anton Stach einer der Kleinsten

In gut eineinhalb Jahren von der viertklassigen Regionalliga zum Bundesliga- und Nationalspieler - eine Karrieresprung, den es nur selten gibt. "Das war nicht der normale Weg", sagt auch Stach selbst, "ich war zwar in Bremen auf dem Internat. Aber es hat dann am Ende nicht mehr gereicht. Und dann nimmt man einfach zwei oder drei Umwege, weil es besser für einen ist. Jeder Schritt in meiner Karriere ist gut durchdacht und keinen einzigen habe ich bereut". Kaum zu glauben, seine geringe Körpergröße war zunächst im Jugendbereich die hauptsächliche Bremse: "Ich war körperlich noch nicht soweit und immer einer der Kleinsten". Was sich längst geändert hat. Inzwischen misst er stolze 1,94 Meter: "Ich konnte mich körperlich weiterentwickeln und habe auch die nötige Spielpraxis bekommen".

Mit dem zweiten Bildungsweg ans große Ziel Bundesliga

Und so kam Anton Stach über den 'zweiten Bildungsweg' als Fußballer an sein großes Ziel: Als Profi in der Bundesliga spielen. Das Deutschland-Trikot als Zugabe. "Schon krass, wie steil das nach oben ging", sagt er, "gut, dass ich das richtige Umfeld hatte". Familie Stach half kräftig mit, die Bodenhaftung zu bewahren, das Thema Sport war daheim schon immer allgegenwärtig: Vater Matthias, ein Sportjournalist, gilt seit vielen Jahren als einer der renommiertesten deutschen Tennis-Reporter, seine beiden Schwestern spielen auf Spitzenniveau Basketball.

"Von klein auf habe ich gelernt mit Kritik umzugehen. Mein Vater war immer mein Mentor. Und wenn ich mal drei Tore geschossen hatte, dann hat er mit mir gesprochen und Verbesserungsvorschläge gemacht, das hat mir weitergeholfen. Wir haben einen super Austausch in der Familie". Anton lachend: "Und wenn ich einen Scheiß gespielt habe, dann kriege ich das zu hören...".

Auch als Tennisspieler war Anton Stach ein herausragendes Talent

Dass Anton Stach Fußballprofi wurde, war übrigens nicht selbstverständlich. Schließlich jagte er als Kind neben dem Fußball auch sehr erfolgreich dem Filzball hinterher. In seinem Jahrgang zählte er zu den zehn besten Spielern Deutschlands. Als dann aber die großen Fußballvereine anklopften, darunter eben auch Werder Bremen, war es geschehen mit der vermeintlichen Tennis-Karriere: "Da sind die zu uns zu Gesprächen nach Hause gekommen, und plötzlich war die Chance da".

Anton fokussierte sich fortan mit Leidenschaft auf den Fußball und ist nach einigen Umwegen inzwischen ganz oben angekommen. Fußball statt Tennis, keine schlechte Entscheidung. Und das nächste Karriere-Highlight hat Anton Stach bereits fest im Blick: "Ich will zur EM 2024 im eigenen Land. Da bin ich dran, da arbeite ich dran und gebe mein Bestes". Bis zum ersehnten Anruf von Julian Nagelsmann, dem neuen Bundestrainer und Nachfolger von Hansi Flick.

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Kersten Eichhorn