Fans des 1. FC Kaiserslautern brennen beim DFB Pokal-Spiel gegen Nürnberg Pyrotechnik ab.

Fußball | 2. Bundesliga

Interview: Wie der FCK mit Strafen wegen Pyro umgeht

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Andreas Kahlmeyer
Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.

Der 1. FC Kaiserslautern ist unter den Spitzenreitern. Nicht sportlich, aber was Strafen wegen Pyrotechnik angeht. Für den Verein sind die Geldstrafen belastend.

Pyrotechnik im Block – für die einen unverzichtbar, für die anderen gefährlicher Blödsinn. Egal wie man dazu steht: Pyros in Fußballstadien sind verboten und können für die Clubs sehr teuer werden. Erst diese Woche musste der 1. FC Kaiserslautern knapp 37.000 Euro Strafe wegen Bengalos und Rauchtöpfen zahlen. In der laufenden Saison summieren sich die Strafen wegen Pyro bereits auf 138.400 Euro. Unter den Vereinen der Ersten bis Dritten Liga mussten bisher nur der HSV, Wolfsburg, Bremen und der 1. FC Köln mehr Strafen zahlen. Ein Interview mit dem Leiter der Unternehmenskommunikation des 1. FC Kaiserslautern, Stefan Roßkopf:

SWR: Wie sehr trifft den FCK so eine Geldstrafe eigentlich?

Stefan Roßkopf: Die trifft uns jedesmal. Oft sind es ja auch nicht gerade kleine Beträge und eigentlich trifft jede Ausgabe den Verein. Da muss man sagen, dass es schon sinnvollere Einsatzmöglichkeiten für das ohnehin knappe Geld gibt, als solche Strafen zu zahlen.

Der Leiter Unternehmenskommunikation beim 1. FCK, Stefan Roßkopf
Der Leiter Unternehmenskommunikation beim 1. FCK, Stefan Roßkopf.

SWR: Sind solche Geldstrafen schon vorher irgendwo im Budget für die Saison eingepreist?

Stefan Roßkopf: Nein, dafür gibt es keinen extra Geldtopf oder einen Betrag, mit dem wir ohnehin rechnen. Da ist nichts eingepreist!

SWR: Versucht sich der FCK das Geld von den betreffenden Anhängern zurückzuholen? Also, falls die Polizei sie ermitteln kann?

Stefan Roßkopf: Ja wir versuchen das bei jeder Meldung zu Pyro-Vorfällen, auf unserer Homepage gibt es auch extra Aufrufe. Wir versuchen, Täter zu identifizieren und in Regress zu nehmen. Das ist aber sehr schwer und bisher nur in Einzelfällen auch gelungen. Das Problem ist einfach: Selten kann ein Täter eindeutig ermittelt werden. Und bevor so eine Strafe verhängt wird, muss zweifelsfrei belegt sein, wer Täter war oder wer da nur in der Nähe stand.

Wenn man das zu einhundert Prozent verhindern will, dann müssen alle Stadionbesucher durchsucht werden - und zwar nackt.

Grundsätzlich versuchen Vereine alles, um Pyrotechnik im Stadion zu vermeiden. Da gibt es aber Grenzen: Wenn man das zu einhundert Prozent verhindern will, dann müssen alle Stadionbesucher durchsucht werden - und zwar nackt. Das ist nicht zu organisieren und umzusetzen – allein zeitlich ist das vor Spielbeginn nicht machbar. Da müssten die ersten Fans schon morgens zur Kontrolle kommen, damit für das Spiel am Nachmittag dann alle 50.000 Besucher durchleuchtet wurden.

SWR: Wie arbeitet eigentlich die Stadionsverbotskommission? Welche Möglichkeiten gibt es da?

Stefan Roßkopf: Das ist alles eine ganz klar geregelte Geschichte. Es gibt bestimmte Verstöße, für die man Stadionverbot bekommt. Auch hier gilt: Der Täter muss eindeutig identifiziert sein. Wichtig ist der Verbotskommission auch, dass jeder gehört wird. Jeder Beschuldigte bekommt die Möglichkeit, mit dem Verein zu sprechen. Die Strafe wird also nicht blind verhängt. Meist trifft es ja junge Menschen und die aus ihrem Hobby "auszusperren" ist ein harter Einschnitt. Das passiert auch nur, wenn man wirklich sicher ist, dass da alles zweifelsfrei seine Richtigkeit hat.

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SWR: In wie weit gehört Pyro im Stadion auch zur Atmosphäre und wo definiert man da als Verein eine rote Linie, ab der es zu viel wird?

Stefan Roßkopf: Die rote Linie ist ganz klar dann erreicht, wenn Regeln und Gesetze gebrochen werden. Die Diskussion um eine Schönheit von Pyros steht auf einem anderem Blatt. Hier muss man aber losgelöst von Emotionen bewerten. Klar ist, dass es dazu Regeln und Gesetze gibt, die eingehalten werden müssen. Das ist natürlich alles sehr verzwickt. Für die Fankurve und Subkulturen ist das ein ganz wichtiges Thema. Da sind die Fans auch teils sehr gespalten. Im Stadion kommt von anderen Fans am Spieltag meist wenig Kritik an Pyro auf. Die Kritik kommt meist erst dann auf, wenn Geldstrafen verhängt wurden. Hier müssen über kurz oder lang vernünftige Lösungen her.

Lösungsansätze, wie abgesteckte Zonen zum Abbrennen von Bengalos, kommen meiner Einschätzung nach vermutlich nicht gut an. Meist sind es ja eher jüngere Anhänger, die sich profilieren wollen und als Heranwachsende genau diesen Kick des Verbotenen suchen. Die stellen sich vermutlich nicht in eine abgesteckte Zone, wo sie ihre Pyro sicher und legal vor Polizisten und Ordnern zünden dürfen. Hinzu kommt: Oft ist der übermäßige Einsatz von Pyrotechnik auch einfach eine Machtdemonstration von Fangruppen. Nach dem Motto "Jetzt erst Recht", wenn ihnen etwas im Verein gerade nicht passt.

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