Terrence Boyd wechselt vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zu Waldhof Mannheim in die 3. Liga (Foto: picture-alliance / Reportdienste, Picture Alliance)

Fußball | Meinung

Vom FCK zum Waldhof: Terrence Boyd hat keine Anfeindungen verdient

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Johann Schicklinski

Terrence Boyd wechselt vom 1. FC Kaiserslautern zu Waldhof Mannheim. Dass es den Stürmer ausgerechnet zum Erzrivalen zieht, nehmen ihm einige FCK-Fans übel. Doch das hat der 32-Jährige nicht verdient, findet SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

"Man muss das Geschäft akzeptieren!" Dieser Satz ist Teil der Abschiedsbotschaft von Terrence Boyd an die Fans des 1. FC Kaiserslautern. Der Angreifer wird künftig für den SV Waldhof Mannheim die Fußballschuhe schnüren und bekommt deswegen von einigen FCK-Anhängern in den Sozialen Medien Beschimpfungen ab. Das wird Boyd und vor allem seinen Verdiensten für die Roten Teufel allerdings nicht gerecht.

Terrence Boyd hat dem FCK viel gegeben

Denn der US-Amerikaner hat zwei Jahre lang alles für den FCK gegeben. In der Saison 2021/2022 hat er mit acht Toren und einer Vorlage in 13 Spielen viel zur Rückkehr der Pfälzer in die 2. Liga beigetragen. In der Spielzeit darauf sorgten auch seine 13 Treffer und drei Assists für den frühzeitigen Klassenerhalt. Daneben war er immer auch für die Kabine eminent wichtig. Das blieb er auch in der aktuellen Saison, nur sportlich (15 Spiele, zwei Tore, eine Vorlage) wollte es nicht mehr recht laufen.

Sein Wechselwunsch war legitim

Bei allem Einsatz und kämpferischem Engagement hat Boyd das selbst erkannt. Im SWR-Sport-Podcast "Nur der FCK" hat der 32-Jährige jüngst zugegeben, dass Ragnar Ache besser spielt als er selbst. Das mit Filip Stojilkovic und Dickson Abiama im Winter zwei Neuzugänge für den Kaiserslauterer Angriff verpflichtet worden sind, war auch ein deutliches Zeichen an Boyd. Und so war sein Wechselwunsch legitim.

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Der FCK und Boyd - das war echtes Herzblut

Denn Boyd ist nicht der Typ, der seinen Vertrag absitzt, wenn er sportlich keine Rolle mehr spielt. Der bullige Angreifer ist ein Spielertyp, der sich einbringen und der seiner Mannschaft etwas geben will. Das hat er in Kaiserslautern getan, vielleicht mehr als auf allen anderen seiner Karrierestationen zuvor.

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Es ist keine Phrase, wenn man sagt: Der FCK und Boyd - das war echtes Herzblut, wie nicht nur sein Vereinstattoo unterstreicht. Der von ihm noch vor etwas mehr als einem halben Jahr geäußerte Wunsch, seine Karriere in der Pfalz zu beenden und danach dem Klub in einer anderen Funktion erhalten zu bleiben, kam von Herzen und war absolut aufrichtig.

Es sollte jedoch nicht sein. Künftig stürmt er für den Waldhof. "So eine Entscheidung trifft man nicht leichtfertig", begründete Boyd. Das glaube ich ihm. Aufgrund seiner Verdienste und seiner Verbundenheit gilt es den Wechsel zu respektieren. Ebenso gilt es seinen zweiten Beweggrund anzuerkennen: Er wollte in der Region bleiben, um seine Kinder nicht aus ihrem Umfeld zu reißen. Auch hier ist Boyd völlig transparent.

Ich hätte ihm eine Verabschiedung vor vollem Haus gewünscht

Nun geht er in der Winterpause, nachdem er vor zwei Jahren in der ebensolchen aus Halle gekommen war. Auch wenn sich der Wechsel nun zog, erst der SV Sandhausen im Gespräch war und es letztlich ein Abgang durch die Hintertür ist, hat Boyd jedenfalls keine Anfeindungen verdient. Im Gegenteil: Ich hätte ihm eine Verabschiedung vor vollem Haus gewünscht. Bei einem Heimspiel, vor der Westkurve, es wären sicher Tränen geflossen. Nichts anderes wäre seiner Zeit auf dem Betzenberg gerecht geworden. Aber wie sagte schon Boyd selbst: "Man muss das Geschäft akzeptieren!"

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Johann Schicklinski