Heidenheim-Coach Frank Schmidt steht enttäuscht in der Stuttgarter Arena (Foto: IMAGO, Michael Weber)

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"Wir sind nicht glücklich" - Heidenheim hadert mit Remis beim VfB Stuttgart

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Johannes Seemüller
Johannes Seemüller, SWR-Sportjournalist (Foto: SWR)

Es fehlten nur Sekunden bis zum Heidenheimer Sieg. Mit einer enormen Energieleistung hatte der Aufsteiger einen 0:2-Rückstand in eine Führung gewandelt. Dann schlug der VfB zu.

Einsam wie einst Franz Beckenbauer nach dem legendären WM-Finale 1990 in Rom stand Frank Schmidt gedankenverloren in der Stuttgarter Arena. Der Coach der Heidenheimer benötigte nach dem wilden 3:3-Spektakel in Stuttgart einige Augenblicke für sich. Ein solch intensives Spiel erlebt auch der erfahrene Trainer des Bundesliga-Aufsteigers nicht alle Tage.

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Der VfB Stuttgart und der 1. FC Heidenheim trennen sich nach einem hoch unterhaltsamen Spiel unentschieden. Ein Tor in letzter Sekunde sorgte für die Punkteteilung.

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Heidenheims Trainer Schmidt: "Wir geben nie auf"

Der 50-Jährige wusste im anschließenden SWR-Interview nicht wirklich, ob er lachen oder weinen sollte. "Glücklich ist heute keiner. Der VfB nicht, weil er verdient geführt hat." Die Heidenheimer waren mit dem 0:1-Rückstand zur Pause noch gut bedient. "Wenn es ganz blöd läuft, gehen wir mit 0:3 in die Halbzeit, so ehrlich müssen wir sein", gestand Jan-Niklas Beste.

Nachdem Angelo Stiller kurz nach der Pause (53.) auf 2:0 für den VfB Stuttgart erhöht hatte, dachten zumindest viele VfB-Fans, das Spiel sei gelaufen. "Meine Spieler aber nicht", sagte Frank Schmidt. "Wir sind wie so oft zurückgekommen. Danach wussten wir, wir können jederzeit einen Punkt mitnehmen. Wir haben das Spiel mit einer unnachahmlichen Energie gedreht. Wir geben nie auf. Wir arbeiten mit unseren Mitteln."

Heidenheim-Stürmer Tim Kleindienst reklamiert einen Dreierpack für sich

Dass Heidenheim herankam, hatte der Aufsteiger vor allem Alexander Nübel zu verdanken. Der VfB-Keeper sah nach einer Beste-Ecke und dem Kopfball von Tim Kleindienst schlecht aus, er konnte den Ball nicht kontrollieren und bugsierte ihn über die Torlinie (62.). Auch wenn das Tor offiziell als Eigentor gewertet wurde, reklamierte Heidenheim-Stürmer Kleindienst den Treffer für sich. "Was der Nübel macht, ist nicht mein Problem. Meiner Meinung nach habe ich heute drei Tore gemacht."

Denn der Goalgetter drehte mit einem Blitz-Doppelschlag das Spiel zur Heidenheimer 3:2-Führung. Die Sensation lag in der Luft. Kleindienst beschrieb die Wichtigkeit seines "Dreierpacks" so: "Mit dem 1:2 hatten wir plötzlich das Momentum, mit dem 2:2 haben wir ausgeglichen, mit dem 3:2 hatten wir die Führung in Stuttgart." Kleindienst konnte immerhin sein Torkonto auf neun Treffer schrauben.

Wenn die Schiedsrichter "den Durchblick" verlieren

Die Schlussminuten in der Nachspielzeit raubten den Heidenheimern dann letztlich den Sieg. Zunächst sah Nikola Dovedan (90. +6) wegen eines groben Foulspiels die Rote Karte. Coach Frank Schmidt beschwerte sich an der Seitenlinie und sah prompt die Gelbe Karte. Für ihn eine Farce. "Ich beobachte, wie es in anderen Coaching-Zonen zugeht. Bei mir reichen dann Kleinigkeiten. Es ist schwierig, das zu bewerten. Die Schiedsrichter haben es auch schwer, das weiß ich. Aber in der Schlussphase war der Durchblick nicht mehr ganz so groß."

Mit der letzten Aktion des Spiels war dann VfB-Nationalstürmer Deniz Undav erfolgreich, sein Ausgleich hielt dem Videobeweis stand. So mussten sich die Heidenheimer schweren Herzens mit einem Punkt begnügen. "Am Ende ist es bitter, dass wir den Sieg nicht mit nach Hause nehmen können", bilanzierte Kleindienst. Sein Trainer ergänzte: "Wir sind nicht glücklich, weil wir nach 95 Minuten mit 3:2 geführt und das Spiel nicht gewonnen haben."

Mittlerweile dürfte der erfahrene Coach seine Gedanken wieder gesammelt haben. Schließlich wartet der nächste Topclub auf seine Heidenheimer. Am nächsten Samstag (15:30 Uhr) kommt erstmals der FC Bayern zu einem Bundesliga-Spiel auf die Ostalb.

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