Wohnen in der alten Eisdiele

Stand
EIN FILM VON
Bettina v. Bonin (Redaktion), Tobias v. Hellborn (Kamera), Max Tiemann (Kamera), Jan Pavu (Kamera / Ton) und Diana Kalb (Schnitt).

Caro und Björn leben dort, wo Menschen früher Eis kauften. Das Paar hat 2019 eine kleine Gründerzeit-Villa mit alter Eisdiele in Mainz-Mombach gekauft und renoviert. Ein Abenteuer mit vielen Entdeckungen und Hindernissen.

Gebaut wurde die kleine Stadtvilla 1899 im Ortskern von Mainz-Mombach für den Werksleiter der Waggonfabrik, die sich ganz in der Nähe befand. Zur Straßenseite hin ist das Haus mit Ziergiebeln, großen Fenstern und einem aus Backsteinen gemauerten Ornamentband geschmückt. Für Festtage sind sogar Fahnenhalter in die Fassade gemauert. Zur Hofseite zeigt sich der Bau dagegen eher schlicht.

Ehemalige Eisdiele in alter Stadtvilla

Caro und Björn Asmussen hatten länger nach einem Haus in Mainz gesucht. Die Designerin und der Architekt hatten keine konkrete Vorstellung, aber eine Neubausiedlung sollte es nicht sein. Dann fand Caro das Haus im alten Ortskern des Mainzer Stadtteils Mombach. Schon bei der ersten Besichtigung wussten die beiden, dass sie sich hier wohl fühlen könnten. Ungefähr 140 m² auf zwei Etagen, dazu kommen Garage, ein alter Kiosk und der Hof. Für sie und ihre beiden Söhne perfekt.

Günstige Immobilie, dafür viel Arbeit

Der Kaufpreis des Hauses lag deutlich unter dem Durchschnitt in Mainz, dafür gab es eine Menge zu tun und sie mussten investieren – auch viel eigene Arbeit. Das Inventar, Spuren von verschiedenen Nutzungen, Eisdiele im Hof, Kiosk zur Straße und eine kleine private Autowerkstatt in der Garage, galt es zu sortieren und für das jetzige Wohnen im Haus zu entsorgen und umzubauen. Björns Know-How als Architekt war dabei sehr hilfreich. Denn mit jeder Bauphase entdeckten sie Neues, vom verrotteten Dach bis zu eingeklemmten Kaugummipapierchen aus den 1950ern in den alten Eisdielentischen.

Umfangreiche Renovierungsarbeiten

Die alte Eisdiele im Hof konnten die beiden auf Grund ihres schlechten Zustands leider nicht erhalten, sie wurde abgerissen. Auch das Dach musste erneuert und die Räume dem Leben einer Familie angepasst werden. Sie öffneten und änderten die Raumaufteilung im Untergeschoss, um sie ihrem Bedarf anpassen zu können. Aus der ehemaligen Küche wurde das Arbeitszimmer, aus dem Schlafzimmer das Esszimmer, die Küche fand einen neuen Platz und bekam einen Zugang zum Hof. Mit Hilfe von Freunden und Familie haben Caro und Björn vieles selbst gemacht: Flächen verspachtelt, Dielen abgeschliffen, gelaugt und geölt, Malerarbeiten erledigt.

Denkmalschutzgerecht saniert

Allerdings musste jeder Schritt, jede Veränderung, jedes eingesetzte Material gut überlegt und vor allem abgesprochen werden – mit dem Denkmalamt. Die „Alte Eisdiele“ ist ein Einzeldenkmal. Baumaßnahmen und Veränderungen müssen dem Denkmalschutz entsprechen. Vor allem außen ist das strikt, im Innenraum ist mehr erlaubt. Wichtig ist, dass der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden könnte, die Veränderungen reversibel sind. Björn sieht in den Vorschriften des Denkmalschutzes kein Hindernis, im Gegenteil, er ermutigt: „Zusammen fanden sich oft ganz neue Ideen und immer eine Lösung“.

Renovierung Stück für Stück

Caro und Björn lassen sich bei der Sanierung Zeit. Ein Renovierungsschritt folgt dem nächsten. Zum einen aus Kostengründen, zum anderen wollen sie in Ruhe Ideen entwickeln, um dem Haus und seiner Geschichte gerecht zu werden. An die Wände kommen Caros Arbeiten, gerade designt sie viel mit Stoff und Wolle. Oft entwirft sie ihre Projekte in ihrem kleinen Atelier in der Mainzer Neustadt, im Haus finden sie dann ihren letzten Schliff. Für den Kiosk im Hof hat sie auch Pläne, vielleicht kann sie da ein Angebot für Kinder und Kultur verbinden.

Altes wiederverwenden und erhalten

Die beiden kombinieren ihre jungen Ideen mit dem alten Haus, denken nachhaltig in Einrichtung, der Wahl und der Wiederverwendbarkeit ihrer Materialien. Die alten Türbeschläge bleiben bewusst erhalten, auch wenn sie Macken haben. So wie die Stufen oder Türen. Die kleinen Macken machen das Leben in dem Haus einfacher, meint Björn. Durch die Familie werden wohl auch weitere hinzukommen. Es muss nicht alles perfekt sein.

Mehr Room Tour

Stand
EIN FILM VON
Bettina v. Bonin (Redaktion), Tobias v. Hellborn (Kamera), Max Tiemann (Kamera), Jan Pavu (Kamera / Ton) und Diana Kalb (Schnitt).