Wie eine Infektion mit Rattenbiss-Fieber die Beziehung zwischen Anne und ihrem Bruder Jan gestärkt hat

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AUTOR/IN
Alina Braun
ONLINEFASSUNG
Florentine Fendrich

Annes Bruder Jan ist nach einer Infektion mit Rattenbiss-Fieber querschnittgelähmt. Wie hat sie diesen Schicksalsschlag erlebt und inwiefern hat er die Beziehung zu Jan gestärkt?

Jan und Anne schauen ein Foto-Buch in der Pflege-WG an. (Foto: SWR)
Wegen einer Infektion mit Rattenbiss-Fieber fiel Jan ins Koma und musste beatmet werden. Heute ist er querschnittgelähmt. Seine Schwester Anne erinnert sich: „Ich dachte: Scheiße, der stirbt. Dann hab ich im ersten Moment einfach Angst gehabt. Und wusste gar nicht so richtig, was passiert.“
Anne hat ihren Sohn Leo auf dem Arm. (Foto: SWR)
Anne ist mit ihren Söhnen in Jans Haus gezogen und möchte ihren Bruder unterstützen. Jan wird jetzt auch Patenonkel ihres zweiten Sohnes Leo. „Da sagte Jan: Ich bin ja behindert. Dann wollte er es erst nicht so richtig. Dann habe ich gesagt: Das spielt doch keine Rolle. Du als Mensch bist doch immer noch der Gleiche.“

Für Anne war die Diagnose ihres jüngeren Bruders ein Schock. Bei seiner Arbeit in der Landwirtschaft infizierte sich Jan mit Rattenbiss-Fieber. Innerhalb von wenigen Tagen war er querschnittgelähmt und muss heute noch immer beatmet werden. „Ich habe im ersten Moment einfach Angst gehabt und wusste gar nicht so richtig, was passiert. Was hat das alles für Konsequenzen?“ Anne besuchte ihren Bruder täglich. In einem Buch hält sie jeden noch so kleinen Fortschritt von Jan fest.

„Ich hätte mich auch zehn Stunden einfach nur nebens Bett gesetzt und hätte zugeguckt, wie er da liegt oder hätte ihm was vorgelesen oder ein Hörspiel angemacht oder so. Ich wollte einfach, dass er spürt, dass ich da bin. Dass, egal was passiert – er ist nicht allein.“

Anne unterstützt ihren Bruder im Alltag

Die Ärzte sagten ihrem Bruder, dass er wahrscheinlich nie wieder sprechen und essen werde. Beides kann er mittlerweile wieder. „Wir stehen alle abwechselnd in der Küche und kochen was für ihn – er hat ja da viele Ideen. Und da will ich ihn auch einfach vollumfänglich unterstützen, weil es quasi das Letzte ist, was ihm bleibt.“

„Es wird halt nie wieder sein, wie es vorher war. Aber ich glaube, ganz viel Kraft gibt Jan, dass sein Umfeld sich nicht verändert hat.“

Geschwister wollen zusammen wohnen

Ihr querschnittgelähmter Bruder wird auch Patenonkel ihres zweiten Sohnes. Die Bindung zwischen den Geschwistern ist heute noch stärker: „Wir sind quasi eins geworden.“ Anne ist mit ihren Kindern jetzt in Jans Haus gezogen. Dort soll er bald gepflegt werden. Sie will helfen, wo sie kann. „Das hör ich halt oft: Wahnsinn, wie viel Zeit du da reinsteckst. Wie schaffst du das? Du musst auch auf dich achten und du darfst dich dabei nicht vergessen. Und das mach ich nicht.“

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