Dilber ist Muslima und hat nach 25 Jahren ihr Kopftuch abgelegt

Stand
Autor/in
Lauralie Mylène Schweiger
Onlinefassung
Katharina Feißt
Bild von Katharina Feißt, Studio Mainz

Ich will anderen Gläubigen nichts vorschreiben. Es ist jedem Menschen selbst überlassen, wie er oder sie dazu steht.“ Dilber aus Bendorf hat nach 25 Jahren ihr Kopftuch abgelegt. „Mein Mann hatte auch ein Problem damit. Er kam anfangs damit gar nicht klar. Und irgendwann habe ich zu ihm gesagt: ‚Das ist mein Leben.‘ Dann sind wir den Weg gemeinsam gegangen.

Als Jugendliche findet Dilber zu ihrem Glauben: „Ich habe mich rund um die Uhr mit dem Islam beschäftigt. Das war wie eine Obsession.“ Mit 16 Jahren entschließt sie sich, ein Kopftuch zu tragen. Ihren Mann lernt sie in der Türkei kennen, heiratet mit 18 und wird Hausfrau.

Doch irgendwann beginnt Dilber, am Kopftuch zu zweifeln: „Ich konnte das Gott nicht zuordnen. Ich habe immer gedacht: Warum dürfen Männer ihre Haare zeigen und Frauen müssen sich verdecken?“ Dilber kommen immer mehr Fragen. Also fängt sie an, zu recherchieren. 2020 entscheidet sie sich schließlich, ihr Kopftuch abzulegen. Zunächst macht sie das heimlich während der Arbeit. Sie erinnert sich noch genau an den ersten Tag: „Meine Arbeitskollegin hatte ein Glätteisen dabei. Wir waren dann eine Stunde auf der Damentoilette und sie hat meine Haare gemacht. Das war was ganz Neues. Das war ja nach 25 Jahren das erste Mal, dass ich meine Haare style. Ich war so aufgeregt – wie ein kleines Kind.“

Doch gleichzeitig macht sich Dilber große Sorgen: „Ich hatte Angst. Was ist, wenn mich jetzt jemand sieht und mich anguckt? Was denken die Leute über mich?“ Auch ihr Mann ist am Anfang nicht begeistert und hat Angst vor Reaktionen aus dem Umfeld. Und die ist berechtigt: Viele Freunde und Bekannte sind schockiert und wenden sich von Dilber ab.

Für sie beginnt eine schwierige Zeit, in der sie mit Depressionen und Selbstmordgedanken kämpft. Ihre Rettung ist schließlich eine Therapie. Heute steht Dilber zu ihrer Entscheidung und zu ihrem Weg, der für sie persönlich der richtige war.

Noch mehr spannende und inspirierende Geschichten von jungen Frauen mit türkischen und kurdischen Wurzeln in Deutschland findet ihr auf dem Instagram-Kanal @naberwasgeht.

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Katharina Feißt
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