Binge-Eating: Elke ist esssüchtig

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Als Elkes* Vater Selbstmord begeht, ist sie selbst noch ein Kind. Bis heute bleibt ein tiefer Schmerz und Trauer. Lange hat die Tuttlingerin diese Gefühle mit unmäßigem Essen unterdrückt.

„Ich glaube nicht, dass man die Esssucht heilen kann, die bleibt immer ein Stück weit bei mir.“

Jeder hat seine eigene Art, mit negativen Gefühlen umzugehen. Elke hat lange keinen Weg für sich gefunden. Essen gab ihr ein besseres Gefühl, zumindest unterdrückte es negative Gefühle kurzfristig. So lange, bis sie mit Übelkeit dasaß – und sich dann noch viel schlechter fühlte. Heute hat sie dank einer Selbsthilfegruppe gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen und ihre Esssucht in den Griff zu bekommen. Geholfen haben in ihrem Fall die Overeaters Anonymous.

In zwölf Schritten aus der Esssucht

„Wir treffen uns, wir lesen Bücher zum Thema, die uns helfen, jeder erstellt seinen eigenen Essensplan mit einer Ernährungsberaterin, bekommt Kontaktlisten und so weiter. Es gibt viele Hilfsmittel. Aber der Sinn und Zweck ist: In zwölf Schritten wird man ganz langsam begleitet. Der erste Schritt ist zum Beispiel: Ich gebe zu, dass ich machtlos bin dem Essen gegenüber. Da hat am Anfang unheimlich viel in mir rebelliert. Und dann kommt der nächste Schritt und der nächste Schritt. Das hilft mir, dass ich mein Inneres überarbeite, dass ich in mir was ändere.“

Elke laufen die Tränen über die Wange. „In der Gruppe kann ich so sein, wie ich bin. Meine Freunde verstehen mich in diesem Punkt nicht. Da kommen dann Sprüche: Iss die Hälfte. Die verstehen nicht, dass es so einfach nicht funktioniert. Die Gruppe gibt mir das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Es ist immer jemand da, der mich versteht, wo ich mich zeigen darf. Ich kann kommen und darf einfach sein – mit all meinen Schwächen. Ich krieg keine Ratschläge, keine Bewertungen. Es urteilt niemand über mich. In der Gruppe bin ich ich selbst.“

*Da Elke anonym bleiben möchte, haben wir ihren Namen geändert. Außerdem berücksichtigen wir ihren Wunsch und zeigen ihr Gesicht nicht.

Bad Canstatt

Wohnen im ehemaligen Knast

Dicke Mauern, vergitterte Fenster, schwere Zellentüren: Auf den ersten Blick sieht Andreas Wohnung nicht gerade gemütlich aus. Er wohnt mit seiner Familie in einem ehemaligen Gefängnis.

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SWR