Person die in einem schrägen Bett liegt (Foto: Pressestelle, schlaf)

Trick für gesunden Schlaf

Der Schräg-Schlafen-Trend – Alles nur ein Marketingtrick?

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AUTOR/IN
Vincent Rombach

Die "Schräg-Schlafen"-Methode liegt im Trend – so suggerieren es zumindest Werbekampagnen von Matratzenherstellern. Schlafforscher sehen in der Methode dagegen kaum gesundheitliche Vorteile.

So wichtig ist gesunder Schlaf

Dass Schlaf ein großer Faktor für einen gesunden Lebensstil ist, ist allgemein bekannt. So kann schlechter Schlaf das Sterberisiko um bis zu 20 Prozent erhöhen, wie eine groß angelegte Studie an US-Veteranen zeigte. Auch über die perfekte Schlafposition kursieren zahlreiche Meinungen. Wer sich im Internet über die richtige Schlaftechnik informiert, trifft dabei auch immer wieder auf die sogenannte „Schräg-Schlafen“- Methode.

Flaches Schlafen führt angeblich zu Atemnot und Schnarchen

Bei der "Schräg-Schlafen"-Methode geht es darum, den Kopf 12 bis 19 cm höher zu legen als die Füße, um so eine „Ganzkörper-Schräglage“ herzustellen. Durch diese Schräglage von etwa drei Prozent sollen die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Blutzirkulation vermindert werden. Flaches Schlafen soll zu Symptomen wie Atemnot und Schnarchen, Rücken- und Gelenkproblemen führen. Das Problem dabei: All diese Erkenntnisse stammen aus Anekdoten von Privatpersonen – oder werden durch Unternehmen verbreitet, die Matratzen oder Betten verkaufen wollen.

Vogelperspektive auf Mann, der diagonal im Bett liegt. (Foto: IMAGO, IMAGO / YAY Images)
Flaches Schlafen führt angeblich zu Atemnot und Schnarchen.

Schlafforscher sehen kaum gesundheitliche Vorteile

Schlafforscher sehen in der "Schräg-Schlafen"-Methode dagegen keine Vorteile für den gewöhnlichen Verbraucher. „Sobald wir etwas schräg nach oben oder etwas schräg nach unten liegen, passt unser Körper den Blutdruck an“, erklärt Dr. Albrecht Vorster. Er ist Biologe und Schlafforscher am Universitätsspital in Bern. „Das heißt, es sind keine gesundheitlichen Konsequenzen möglich, wenn jemand drei Prozent mit dem Kopf nach oben schläft.“

Schräges Schlafen hilft nur bei einzelnen Krankheiten

Auch Dr. Vera Stern vom Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart sieht im „Schräg Schlafen“ keine gesundheitlichen Vorteile für die allgemeine Bevölkerung. „Nur bei einzelnen Krankheiten, wie zum Beispiel einer Herzinsuffizienz oder der Refluxkrankheit, raten wir zu einem erhöhten Oberkörper“, berichtet die Schlafforscherin. Allgemein spielen bei Schlafproblemen andere Faktoren eine wesentlich größere Rolle als die Schlafposition – wie zum Beispiel Übergewicht oder Alkoholkonsum.

Unternehmen verweisen auf Forschung aus der Raumfahrt

Auf den Webseiten von Unternehmen, die Matratzen oder Betten verkaufen, sieht das dagegen anders aus. Dort liest man Geschichten von Pharaonen, deren Betten schon im Jahr 3000 v. Chr. um fünf Grad nach oben geneigt gewesen sei. Immer wieder wird dort auch auf Forschungen aus der Raumfahrt und Weltraummedizin verwiesen. Daraus ließe sich ableiten, dass es durch das flache Schlafen zu Regulatonsstörungen im Gehirn kommen kann. Die passende Lösung gibt es direkt dazu: Eine Keilmatratze für 90 bis 140 Euro pro Stück.

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Die "Bed Rest Studies" gibt es tatsächlich - Sie untersuchen aber eine andere Schlafposition

Die Forschungen zum Schlaf in der Schwerelosigkeit, die sogenannten „Bed Rest Studies“, gibt es tatsächlich. Dabei werden die Probanden gebeten, zwei Monate im Bett zu liegen und das Bett nicht zu verlassen. Nur untersuchen diese Studien nicht die Position aus dem „Schräg Schlafen“ - Trend, bei der der Kopf höher liegt als die Beine, sondern die genau gegenteilige Position: Bei den „Bed Rest Studies“ liegt der Kopf tiefer als die Beine, um die Schwerelosigkeit im Weltall zu simulieren.

„Aus diesen Studien kann man eigentlich keine Ableitungen dazu machen, wie es ist, wenn der Körper erhöht ist“, berichtet der Schlafforscher Dr. Albrecht Vorster. „Diese beiden verschiedenen Studien haben nicht sehr viel miteinander zu tun.“ Auch die vermeintlichen Regulationsstörungen, die durch flaches Schlafen ausgelöst werden, sind laut Vorster ein Mythos.

Patientin werden Elektroden für Schlafuntersuchungen angelegt (Foto: IMAGO, IMAGO / Rainer Weisflog)
Bisher existieren kaum Studien zum Schlafen in der Schräglage.

Zentral für guten Schlaf: Regelmäßig ins Bett gehen und wenig Alkohol trinken

Allgemein würde man auf der Matratze am besten schlafen, auf der man sich am wohlsten fühlt. Vorster verweist auch auf andere Faktoren, die für einen gesunden Schlaf wichtiger sind als die Schlafposition oder die richtige Matratze. „Zentral für den Schlaf ist, dass ich regelmäßig ins Bett gehe, ausreichend schlafe und wenig Alkohol trinke“, so Vorster.

Schädlich sei das schräge Schlafen trotzdem nicht. Wer die Methode trotz der mangelnden wissenschaftlichen Evidenz ausprobieren möchte, könne dies ohne Bedenken tun, sagt Vorster. Dazu müsse man aber nur zwei gleich dicke Bücher nehmen und sie unter die beiden Fußenden des Betts legen. Eine neue Matratze braucht man dazu also nicht. 

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