Biologie

Neue Zecken-Risikogebiete in Deutschland

Stand
Interview
Martin Gramlich im Gespräch mit Prof. Ute Mackenstedt, Uni Hohenheim
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Bei frühlingshaften Temperaturen lockt es viele Menschen in die Natur. Doch Vorsicht! In vielen Regionen Deutschlands lauern wieder bissfreudige Zecken!

Sie lauern im Wald, auf Feldern oder Wiesen. Zecken sind Parasiten, die über 50 verschiedene Krankheiten übertragen können. Bekannt sind hierzulande insbesondere die von Zecken übertragene Borelliose und FSME. An der Uni Hohenheim befasst man sich derzeit auf einem Kongress mit den neuesten Erkenntnissen und der Forschungsentwicklung zu Zecken.

Risikogebiete weiten sich aus

Zecken haben sich bislang gerade im Südwesten Deutschlands besonders wohl gefühlt. Doch insbesondere der Gemeine Holzbock und die Auwaldzecke haben sich in Deutschland weiter verbreitet, sagt die Parasitologin Prof. Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim.

Mittlerweile gibt es neue FSME-Risikogebiete auch in Mitteldeutschland, Brandenburg oder zum ersten Mal auch in Nordrhein-Westfalen.

Zeckenwarnschild steht vor einer Wiese.
Zecken breiten sich zunehmend in Gebieten aus, wo es bislang eher wenig Probleme mit den Parasiten gab.

Ute Mackenstedt vermutet, dass bei der weiteren Ausbreitung der Zecken klimatische Bedingungen durchaus eine Rolle spielen könnten. So sei die Auwald-Zecke eine einheimische Zecke, über deren Verbreitung man allerdings in letzter Zeit durch ein Citizen Science Projekt, wo Bürger*innen Zecken zur Bestimmung und Erfassung einschicken konnten, erst richtig viel erfahren hat.

Nicht nur klimatische Veränderungen könnten bei der weiteren Verbreitung der Auwald-Zecke eine Rolle spielen, sondern beispielsweise auch Landschaftveränderungen. Besonders heimisch fühlt sich die Auwald-Zecke in Brachgebieten. Sie ist derzeit besonders aktiv. Gerade Hundebesitzer machen mit dieser Zeckenart des öfteren Bekannschaft.

In den letzten Jahren konnten über Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung der Auwald-Zecke gewonnen werden.
In den letzten Jahren konnten über Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wichtige Erkenntnisse über die Verbreitung der Auwald-Zecke gewonnen werden.

Zecken zunehmend auch in in den Bergen

Schon seit mehreren Jahren oder Jahrzehnten kann man beobachten, dass der Gemeine Holzbock, das ist die Zeckenart, die in Deutschland am häufigsten vorkommt, sozusagen in die Berge geht. Das heißt, man findet diese Zeckenart in immer höheren Höhenlagen. Und das bedeutet natürlich auch, dass das Risiko steigt, dass die Zecken dort FSME-Viren übertragen können.

Die FSME, also die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, ist eine Viruserkrankung, für die es keine Behandlung gibt. Eine Infektion kann bei ungünstigem Verlauf zu dauerhaften Schäden führen, kann bei günstigem Verlauf aber auch ausheilen.

Zecken gibt es mittlerweile sogar in Bergregionen. Auch hier ist also mitunter Vorsicht geboten.
Zecken gibt es mittlerweile sogar in Bergregionen. Auch hier ist also mitunter Vorsicht geboten.

Impfung minimiert FSME-Risiko

FSME sei, so Mackenstedt, keine Erkrankung, die man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Die beste Schutzmaßnahme gegen FSME sei sicherlich die Impfung. Desweiteren gibt es auch klassische Methoden, um das Risiko einer FSME-Übertragung zu minimieren: Man sollte sich sofort nach Zecken absuchen, wenn man aus dem Wald oder aus dem Garten zurückkommt.

Borelliose verbreiteter als FSME

Häufiger als FSME ist allerdings die ebenfalls durch Zecken übertragene Borreliose, die durch Borrelien verursacht wird. Im Unterschied zur FSME kann die Borreliose mit Antibiotika behandelt werden. Wichtig ist dabei vor allem, die Erkrankung rechtzeitig zu erkennen und dann entsprechend zu behandeln. Am besten ist es immer noch, Zeckenbisse so gut wie möglich zu vermeiden. Gerade in Risikogebieten sollte man lange Hosen tragen und sich regelmäßig nach Zecken absuchen.

Wanderröte nach einem Zeckenbiss kann ein Anzeichen für eine sich abzeichnende Borreliose sein.
Wanderröte nach einem Zeckenbiss kann ein Anzeichen für eine sich abzeichnende Borreliose sein.

Anders als bei z.B. Stechmücken kann man die Zecken selbst nur schwer bekämpfen. Zecken sind ausschließlich Blutsauger. Es ist also nicht möglich, ihnen eine für sie schädliche Substanz zu verabreichen, die sie während der Nahrungsaufnahme mit aufnehmen. Und das macht die Bekämpfung von Zecken extrem schwierig. Aus diesem Grund gibt es bei Zecken immer nur einen Individualschutz: Jede(r) muss sich selbst bestmöglich schützen.

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Martin Gramlich im Gespräch mit Prof. Ute Mackenstedt, Uni Hohenheim
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Ralf Kölbel