Auf dem Nachttisch eines kranken Jungen befinden sich Medikamente, Taschentücher und ein Fieberthermometer (Foto: picture-alliance / Reportdienste, / Frank May)

Medikamentenknappheit

Mangel an Fiebersäften und Fieberzäpfchen in Deutschland

Stand
AUTOR/IN
Veronika Simon
ONLINEFASSUNG
Antonia Weise

Wenn Eltern von kleinen Kindern versuchen, Fiebersäfte und auch Fieberzäpfchen zu kaufen, stehen sie derzeit oft vor leeren Regalen in der Apotheke. Woran liegt das?

Vor allem Fiebersäfte mit dem Wirkstoff Paracetamol sind aktuell schwer zu bekommen. Auch Ibuprofen-Säfte sind vielerorts Mangelware.
Laut dem Landesapothekerverband Baden-Württemberg hätten derzeit viele Apotheken Schwierigkeiten die Säfte nachzubestellen, wenn der Bestand einmal aufgebraucht ist. Auch das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erklärt: Fiebersenkende Säfte könnten zum Teil nur eingeschränkt verfügbar sein, vor allem solche, die Paracetamol enthalten.

Darum gibt es derzeit zu wenig Fiebersäfte und -zäpfchen für Kleinkinder

Ein Grund für diese Situation sei, dass sich ein wichtiger Produzent von paracetamolhaltigen Fiebersäften aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Die anderen Lieferanten konnten nicht so schnell aufstocken. Deshalb sind viele Kunden auf Säfte, die den Wirkstoff Ibuprofen enthalten, umgeschwenkt. Die hohe Nachfrage hier überforderte wiederum Produzenten und Lieferanten, daraufhin wechselten Eltern und Pädiater vermehrt zu Zäpfchen als Alternative zum Saft.

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gibt es zwar insgesamt keinen Mangel an fiebersenkenden Zäpfchen. Allerdings könne es regionale Unterschiede in der Versorgung geben.

Packung Zäpfchen mit dem Wirkstoff Paracetamol (Foto: IMAGO, /Waldmüller)
Nur wenn es dringend nötig ist und der Kinderarzt oder die Kinderärztin fiebersenkende Mittel empfehlen, sollten diese Kindern verabreicht werden.

Zusätzlich zum Ausfall eines Paracetamol-Saft-Lieferanten und den Ausweichbewegungen der Kunden kam eine deutlich größere Nachfrage: Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wurden dieses Jahr von den Apotheken doppelt so viele fiebersenkende Säfte geordert wie im Jahr zuvor.

Ein Grund dafür dürfte die starke Infektionswelle in diesem Sommer sein, Corona ist nur ein Teil davon. Es bekommen schlicht mehr Kinder Fieber. Experten vermuten aber auch, dass sich manch eine Familie vorsorglich eingedeckt hat, als die ersten Meldungen über Lieferengpässe bekannt wurden – Klopapier und Sonnenblumenöl sind da bekannte Vorbilder.

Was können Eltern tun, wenn das Kind Fieber hat und keine Reserven zu Hause vorhanden sind?

Wenn fiebernde Kinder behandelt werden müssen, dann gibt es auch aktuell Mittel und Wege.

Als erstes sollten Eltern jedoch schauen, ob es notwendig ist, einen Saft oder ein Zäpfchen zu verabreichen. Denn bei Kleinkindern ist Fieber oft nichts Schlimmes. Deshalb sollte man darauf achten, wie es dem Kind geht. Wenn es fröhlich ist, normal isst und trinkt, sich bewegt - dann ist keine Gabe von Medikamenten nötig.

Als Alternative zu Medikamenten gibt es auch die Möglichkeit, lauwarme Wickel oder Waschlappen auf die Stirn zu legen und viel zu trinken. Geht es dem Kind schlecht und auch der Kinderarzt oder die Kinderärztin sagt, dass man das Fieber besser senken sollte, kann es sich lohnen den Suchradius zu vergrößern. Einige Apotheken haben durchaus noch Vorräte.

Eine Mutter macht ihrem kranken Kind Wadenwickel um die Unterschenkel, um das Fieber zu senken. (Foto: IMAGO, /Niehoff)
Um Fieber zu senken, können Wadenwickel helfen. Das sind feucht-kühle Umschläge, die um die Unterschenkel des Kindes gewickelt werden.

Apotheken können Säfte und Zäpfchen zudem selbst herstellen. Das entsprechende Rezept können Kinderärzte und -ärztinnen ausstellen. Für die breite Masse dürfte dieses Prozedere zu aufwendig sein. In dringenden Fällen könnte das aber helfen.

Wann sind wieder fiebersenkende Säfte und Zäpfchen erhältlich?

Mit Blick auf den kommenden Herbst könnte sich die Lage laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte wieder normalisieren. Sie seien in Kontakt mit den verbleibenden Lieferanten für Paracetamol-Fiebersäfte, und es sei absehbar, dass diese in den kommenden Wochen und Monaten die Lieferungen soweit steigern könnten, dass sie bis zum Herbst den Ausfall des ausgestiegenen Produzenten kompensieren können. Insgesamt müssten dann wieder genug fiebersenkende Mittel zur Verfügung stehen. Die Frage bleibt, ob die dann auch so gleichmäßig verteilt werden, dass alle Familien mit fieberndem Kind ohne großen Aufwand an die Medikamente kommen.

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