Covid-Langzeitfolgen

Wie gefährlich ist Long-Covid bei Kindern?

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AUTOR/IN
Veronika Simon

Corona-Infektion überstanden, aber trotzdem nicht wieder fit? Auch Wochen nach der eigentlichen Erkrankung klagen einige Patienten über Müdigkeit, sind nicht mehr leistungsfähig. Auch bei Kindern wurden solche Symptome beobachtet, Long- oder Post-Covid werden sie genannt. Doch Kinder und Jugendliche sind wahrscheinlich nicht so stark betroffen wie Erwachsene.

Ob und wann Kinder und Jugendliche gegen Corona geimpft werden sollen wird aktuell heiß diskutiert. Die Bundesregierung will allen über 12-Jährigen ein Impfangebot machen, auch die europäische Zulassungsbehörde EMA hat den Impfstoff für Jugendliche ab 12 Jahren frei gegeben. Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission STIKO steht noch aus.

Müde und abgeschlagen nach einer Corona-Infektion

Auch wenn Kinder in den meisten Fällen nicht schwer an Covid erkranken, können sie trotzdem unter den Langzeitfolgen leiden. Long-Covid oder Post-Covid werden Symptome genannt, die erst nach der eigentlichen Infektion mit dem Corona-Virus auftauchen. Und die können sehr belastend sein: Anhaltende Müdigkeit und Schlafstörungen sind möglich, aber auch eine insgesamt geringe Leistungsfähigkeit. Selbst Jungen und Mädchen, die vorher Leistungssport betrieben haben, erreichen zum Teil sehr schnell ihre körperlichen Grenzen.

Müdes Kind (Foto: IMAGO, photothek)

Auch mentale Probleme sieht Dr. Daniel Vilser immer wieder bei jungen Patienten nach einer Covid-Erkrankung. Er ist Leiter der Post-/Long-Covid -19-Ambulanz für Kinder und Jugendliche in Jena.

Da geht es um Konzentrationsprobleme oder Schwierigkeiten mit der Merkfähigkeit. Insgesamt ist das Krankheitsbild aber sehr diffus.

Andere Krankheiten müssen ausgeschlossen werden

Das macht auch eine Diagnose sehr schwierig. Wenn sich Kinder und Jugendliche in der Post-/Long-Covid-Ambulanz vorstellen, werden sie über mehrere Stunden hin untersucht. Dabei werden andere körperliche Ursachen der Symptome, aber auch psychische Erkrankungen wie eine Depression ausgeschlossen.

Wie häufig Long-Covid bei jüngeren Menschen auftritt, darüber gibt es aber noch keine belastbaren Zahlen. Die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie erfasst deshalb in einem Survey die beobachteten Fälle in Deutschland.

Müdes Kind (Foto: IMAGO, Westend61)

Insgesamt leiden Kindern und Jugendlichen jedoch deutlich seltener unter Long-Covid-Symptome als Erwachsene, das konnte auch Daniel Vilser beobachten. 12 Wochen nach der Infektion zeigten sie noch in etwa 2% der Fälle Symptome, bei Erwachsenen geht man von 10% aus.

Bisher nur Theorien zur Ursache

Über die Ursachen der schleichend auftretenden Symptome ist noch nicht viel bekannt. Denkbar wäre, dass noch Virus in den Organen der Patienten vorliegt und dort zu Entzündungen führt. Möglich wäre auch, dass das eigene Immunsystem sich nach der überstandenen Infektion fälschlicherweise gegen den Körper wendet und ihm schadet.

Doch bisher sind das nur Theorien. Da man aber die Ursachen für Long-Covid noch nicht genau versteht, ist es schwierig, eine geeignete Therapie zu finden.

Aktuell können wir nur die Symptome behandeln. Aber zum Glück ist diese Erkrankung in den meisten Fällen auch selbst-limitierend, das heißt, die Symptome verschwinden mit der Zeit.

Die Kinder erholen sich also meist gut von der Belastung durch die Spätfolgen der Corona-Infektion – vielleicht sogar besser als Erwachsene, das ist zumindest die Beobachtung des Kinderarztes.

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Veronika Simon