Was ist das für eine Methode und warum wird sie durchgeführt?
Die Methode heißt Mitochondrial Replacement Therapy, also Mitochondrien-Austauschtherapie. Damit soll verhindert werden, dass die Kinder an Erkrankungen leiden, die durch Schädigungen der sogenannten Mitochondrien ausgelöst werden.
Mitochondrien sind wichtige Teile der Zelle. Dort wird ein Großteil der Energie produziert, die die Zelle benötigt. Deswegen nennt man Mitochondrien auch die Kraftwerke der Zelle. Und Mitochondrien haben im Gegensatz zu anderen Teilen der Zelle ein Besonderheit: Sie haben ihre eigene DNA - ihr eigenes Erbgut. Und wie im Erbgut der Zelle kann es auch im Erbgut der Mitochondrien zu Mutationen kommen, die Erbkrankheiten auslösen können.
Wenn bei einem Paar mit Kinderwunsch das Risiko hoch ist, dass das Kind an so einer Krankheit leiden wird, dann kann die Technik der Mitochondrial Replacement Therapy eingesetzt werden.
Wie funktioniert die Mitochondrien-Austauschtherapie?
Dafür wird der Mutter eine Eizelle entnommen und der Zellkern daraus, wo sich das eigentliche Erbgut befindet, in die Eizelle einer anderen Frau transplantiert, aus der der Zellkern davor entfernt wurde. In dieser Eizelle ist dann das „normale“ Erbgut der Mutter und das mitochondriale Erbgut der Eizellspenderin. Diese Eizelle wird dann mit einem Spermium vom Vater befruchtet und so hat das Kind am Ende drei genetische Eltern.
Bei der Transplantation werden vermutlich auch einige Mitochondrien der Mutter in die Spendereizelle mittransplantiert. Doch eine Zelle kann einige kranke Mitochondrien verkraften, solange genügend gesunde vorhanden sind. Das bedeutet aber, dass das Kind theoretisch die kranken Mitochondrien weitervererben könnte - vorausgesetzt es ist ein Mädchen, denn Mitochondrien werden nur mütterlicherseits vererbt.
Ist das Verfahren Genmanipulation?
Anders als bei einer Genmanipulation werden keine Gene, also Teile des Erbguts verändert, sondern das ganze Erbgut von einer Eizelle in eine andere transplantiert.
Eine Eizellen-Transplantation bringt zwar Risiken mit sich aber die mitochondriale DNA hat vermutlich keinen Einfluss darauf, wie wir aussehen und wer wir sind. Das bedeutet: Die Kinder sind immer noch komplett die Kinder ihrer Mutter, auch genetisch - nur dass sie Mitochondrien von einer zweiten Mutter haben.
Warum haben Mitochondrien ihre eigene DNA?
Ganz sicher ist man sich in der Wissenschaft in diesem Punkt nicht. Dennoch ist ein Ansatz sehr wahrscheinlich. Und zwar sind Mitochondrien selbstständige Organismen - oder zumindest waren sie es mal. Die Theorie ist, dass eine Urzelle ein Urmitochondrium mehr oder weniger geschluckt hat.
Vieles deutet darauf hin, dass es sich so abgespielt hat, zum Beispiel dass die Mitochondrien ihre eigene DNA haben, aber auch dass Mitochondrien zwei Zellmembranen haben. Wenn eine Zelle eine andere verschluckt, dann stülpt sie dafür ihre Membran um die andere Zelle, bis sie sich komplett im Inneren der ersten Zelle befindet. So hat die verschluckte Zelle am Ende zwei Membranen - ihre eigene und die der Zelle, die sie gefressen hat.
Aber anstatt das Urmitochondrium zu zerstören und zu verdauen, wie es bei so einem Prozess eigentlich passiert, hat sich eine Symbiose entwickelt (Zusammenleben mit gegenseitigem Nutzen) und die beiden Zellen konnten irgendwann nicht mehr ohne einander überleben. Trotzdem gibt es aber noch ganz viel Selbstständigkeit von Zelle und Mitochondrium – zum Beispiel, dass Mitochondrien ihre eigene DNA haben und sich genau so teilen, wie die Zelle selbst, um sich zu vermehren.