Ansichten der Probenahmestellen in den Mangroven des Archipels von Guadeloupe in der französischen Karibik. (Foto: Tomas Tyml)

Mikrobiologie

Größtes Bakterium der Welt entdeckt

Stand
AUTOR/IN
Stefan Troendle
ONLINEFASSUNG
Carla Vinetta Richter

Forschende in Guadeloupe haben offenbar das größte Bakterium der Welt entdeckt. Es ist 5.000 Mal größer als durchschnittliche Bakterien und stellt alle bisherigen Erkenntnisse der Mikrobiologie auf den Kopf.

„Thiomargarita Magnifica“, die prächtige Schwefelperle, wird so genannt, weil es sich um ein Schwefelbakterium handelt, dessen weiße, fadenartige Form an Perlenketten erinnert. Das Bakterium bricht tatsächlich einige Rekorde, unter anderem den für die bisher für möglich gehaltene Größe von Einzellern. Es ist etwa einen Zentimeter lang und damit mit bloßem Auge zu erkennen.

Filamente von Ca. Thiomargarita magnifica (Foto: Olivier Gros)
Das Bakterium ist circa 1 cm groß.

Die meisten Bakterienarten sind so winzig, dass man sie nur mit einem Mikroskop beobachten kann, auch die größten bisher bekannten Einzeller sind etwa 50 mal kleiner. Die Forschenden haben das Bakterium schon vor 13 Jahren entdeckt. Dann hielten sie es aber ursprünglich für ein mehrzelliges Lebewesen und fanden erst jetzt mit einem Elektronenmikroskop heraus, dass es sich tatsächlich um einen einzelligen Organismus handelt.

Eine Besonderheit des Riesenbakteriums ist das Erbgut. Das schwimmt normalerweise bei Mikroben in der Zelle herum, bei dieser Art gibt es aber viele Kopien der DNA, die zudem von Membranen umgeben wie Samen in Früchten an der Zellhülle angelagert ist. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler spekulieren, dass diese Struktur dem Bakterium ermöglicht, so groß zu werden und so die physikalischen Grenzen von einzelligem Leben zu umgehen.

Die Forschungen stehen aber noch ganz am Anfang. Unter anderem ist noch nicht klar, warum sich diese Bakterien entwickelt haben. Es gibt Vermutungen, dass ihre lange und dünne Form ein Vorteil gewesen sein könnte, um an den Schwefel in den Bodenablagerungen der Mangroven heranzukommen. An den im Meerwasser versunkenen Blättern eines Mangrovenbaums auf der Karibikinsel Guadeloupe wurden die weißen Fäden nämlich entdeckt.

Unterwasser- und Oberflächenansichten der Probenahmestellen in den Mangroven des Archipels von Guadeloupe in der französischen Karibik. (Foto: Pierre Yves Pascal)
Die Bakterien "halten" sich an den Wurzeln der Mangrovenbäume "fest".

Die Forscherinnen und Forscher der Universität der Antillen wollen nun auch herausbekommen, wie sich die Einzeller an den Blättern oder anderen harten Gegenständen wie Muscheln, Scherben oder Plastik festklammern können und ob und welche ökologische Rolle sie haben. Dazu müssen die Mikrobiologen das Bakterium im Labor nachzüchten - aber das ist ihnen bisher noch nicht gelungen.

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