Guido Cantz © SWR (Foto: SWR)

Interview mit Guido Cantz

„,Verstehen Sie Spaß?‘ zu moderieren, ist ein absoluter Traumjob!“

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Im Interview zum 40-jährigen Jubiläum von „Verstehen Sie Spaß?“ spricht Gastgeber Guido Cantz über das Erfolgsgeheimnis der großen SWR Samstagabendshow, über Fernsehabende im Schlafanzug, seine Erlebnisse als Lockvogel und den erfolgreichen Youtube-Kanal der Sendung.

Von all den großen Samstagabendshows des Goldenen TV-Zeitalters ist „Verstehen Sie Spaß“ das einzige Format, das heute noch existiert. Was glauben Sie, warum das so ist?

Guido Cantz: „Verstehen Sie Spaß?“ ist eine Sendung für die ganze Familie. Kinder und ihre Eltern oder Großeltern sitzen samstagabends gemeinsam vor dem Fernseher, um sich die Filme mit der versteckten Kamera anzuschauen. Dieses generationenübergreifende Element gibt es heute nicht mehr so oft.

Als „Verstehen Sie Spaß?“ 1980 erstmals mit Kurt Felix und Paola ausgestrahlt wurde, waren Sie acht Jahre alt. Haben Sie damals die Sendung als Kind gesehen?

Guido Cantz: Selbstverständlich! Wenn „Verstehen Sie Spaß?“ lief, durfte ich als Kind länger wach bleiben, was natürlich toll war. Ich hatte dann schon den Schlafanzug an und habe die Sendung zusammen mit meinem Bruder und meinen Eltern geschaut. Das war immer ein Riesenspaß, vor allem, weil Erwachsene reingelegt wurden – und das zum Teil von Kindern. Im normalen Leben funktionierte das nicht: Da gab es Lehrer, Fußballtrainer und andere Autoritätspersonen und man musste brav machen, was die gesagt haben. Bei „Verstehen Sie Spaß?“ dagegen sahen Erwachsene eben auch mal schlecht aus. Ich denke, dass genau das den Reiz der Show für Kinder ausmacht, damals wie heute.

Und heute sitzen Sie nicht mehr vor dem Fernseher, sondern stehen bei „Verstehen Sie Spaß?“ vor der Kamera. Wie ist das für Sie?

Guido Cantz: Als ich 2009 erfahren habe, dass ich Frank Elstners Nachfolge antreten soll, habe ich erstmal selber nach der verstecken Kamera gesucht und das alles nicht so recht geglaubt. Doch dann war klar, dass es sich um keine Fake-News handelte. Was für eine Ehre! Ich habe in meinem Leben ja schon viel gemacht, aber „Verstehen Sie Spaß?“ zu moderieren, hat mir bis heute große Freude bereitet und ist ein absoluter Traumjob.

Was war Ihr persönliches Highlight in Ihren bislang 50 Sendungen?

Guido Cantz: Da gibt es natürlich viele. Aber eines hängt mit Joe Cocker zusammen, den ich als Musiker sehr geschätzt habe. Dass er in einer „Verstehen Sie Spaß?“-Sendung zu Gast war, war für mich ohnehin schon ein Highlight. Aber dass er mir in der Sendung begegnete, als wären wir alte Kumpels, obwohl wir uns vorher nur kurz bei der Probe gesehen hatten, werde ich nicht vergessen. Aber das gilt auch für die Übernahme der Show vor zehn Jahren. Ich hatte damals mehrere kleine Cameo-Auftritte in der Sendung und sollte am Ende von Hans Klok hergezaubert werden. Ich musste also in einer seiner Illusionen aktiv mitwirken. Ich war vorab extrem nervös, denn wir hatten den Trick vorher nur zweimal geprobt – und einmal hat er nicht funktioniert. Es wäre mir sehr peinlich gewesen, wenn ich das Ding bei der Übernahme von Frank Elstner in der Live-Sendung versemmelt hätte. Zum Glück ist alles gut gegangen …

Sie selbst sind ja auch schon von der versteckten Kamera reingelegt worden. Haben Sie wirklich rein gar nichts geahnt?

Guido Cantz: Dass das irgendwann auf mich zukommt, habe ich mir natürlich gedacht. Aber als ich von Mario Barth und Steffen Henssler das erste Mal aufs Glatteis geführt wurde, habe ich tatsächlich überhaupt nichts gemerkt. Oder besser gesagt, als es bei mir Klick gemacht hat, war es bereits zu spät. Beim zweiten Mal hatte ich mehr Glück und habe Yvonne Catterfeld, die mich in meiner eigenen Sendung reinlegen wollte, ziemlich schnell durchschaut. Aber ganz ehrlich: In den allermeisten Fällen gehen die Menschen der versteckten Kamera auf den Leim.

Eine Ausnahme war Joachim Llambi. Der hat im Sommer 2019 erkannt, was mit ihm gespielt wird. Wie ist das, wenn man als „Verstehen Sie Spaß?“-Team auffliegt?

Guido Cantz: Leider hat Joachim Llambi die Veranstaltung, bei der wir ihn reinlegen wollten, vorher schon öfter moderiert. Dementsprechend kannte er die Szenerie sehr gut und hat schnell realisiert, dass da irgendetwas faul ist. Aber so ist das nun mal, manchmal muss man eben auch als „Verstehen Sie Spaß?“-Team eine Niederlage einstecken. Zum Glück waren es in meiner Zeit nur Joachim Llambi und Rea Garvey, die uns enttarnt haben – eine ziemlich gute Quote für die zehn Jahre, die ich jetzt im Amt bin. Außerdem ist Rache ja bekanntlich süß. Und die kommt auf jeden Fall, da kann sich Herr Llambi sicher sein!

Sie selbst schlüpfen für „Verstehen Sie Spaß?“ ja regelmäßig in die Lockvogelrolle – sei es nun als Domschweizer im Kölner Dom, als Campingplatzwart oder als Skilehrer. Was hat Ihnen besonders viel Spaß gemacht?

Guido Cantz: Vor meiner Zeit gab es das in der Form noch nicht. Aber genau diese Rubrik habe ich mir damals gewünscht. Es ist schon extrem aufwendig, wenn man vier Stunden oder länger in der Maske sitzt. Aber die Mühe lohnt sich am Ende: Wenn man zum ersten Mal nach der Verwandlung in den Spiegel blickt und sich selbst nicht erkennt, ist das ein geniales Gefühl. Und es macht einfach riesigen Spaß, in andere Rollen zu schlüpfen. Das wird natürlich alles nicht leichter und wir müssen von Mal zu Mal erfinderischer werden, damit die Leute mich nicht erkennen.

Welche prominenten Zielpersonen oder Lockvögel haben Sie für die versteckte Kamera eigentlich auf Ihre persönliche Wunschliste gesetzt?

Guido Cantz: Meine Devise lautet: je prominenter, desto besser. Es wäre mir zum Beispiel ein großes Vergnügen gewesen, den 60. Geburtstag von Jogi Löw zu crashen. Auch Angela Merkel würde ich liebend gerne reinlegen, solange sie noch Bundeskanzlerin ist. Das wäre schon toll. Allerdings braucht man für solche Vorhaben immer gute Komplizen. Und natürlich müssen diejenigen, die wir in die Falle gelockt haben, einverstanden sein, dass der Film in der Sendung gezeigt wird. In seltenen Fällen kann das auch schon mal das Aus für so einen Clip bedeuten.

„Verstehen Sie Spaß?“ existiert seit 40 Jahren und ist sich im Prinzip immer treu geblieben. Dabei hat sich die Sendung ständig weiterentwickelt.

Guido Cantz: Stimmt, vor allem das Tempo ist heute ein ganz anderes als 1980. Außerdem muss man die Leute mehr überraschen. Man kann sich auch mehr erlauben – und muss es vielleicht sogar. Allerdings ist das immer eine schwierige Gratwanderung: In jedem Fall hat man heute deutlich mehr Möglichkeiten als früher, allein schon, weil die Kameras so winzig sind, dass man sie in einer Coladose oder einem Knopfloch verstecken kann.

Auch nach 40 Jahren ist „Verstehen Sie Spaß?“ unglaublich jung, was u. a. mit dem Erfolg bei der jungen Zielgruppe zusammenhängt. Welche Rolle spielt Ihrer Meinung nach dabei das Internet?

Guido Cantz: Internet und Fernsehen stehen ja oft in Konkurrenz zueinander – das ist bei „Verstehen Sie Spaß?“ nicht so. Vielmehr stellt unser Youtube-Kanal eine perfekte Ergänzung zur TV-Sendung dar: Er ist seit 2010 am Start, hat inzwischen 1,1 Millionen Abonnenten und die Videos wurden an die 882 Millionen Mal aufgerufen. Viele Kids schauen die Sendung im Fernsehen an und switchen dann zu den Videos im Netz. Insgesamt bilden Internet und lineares Fernsehen in unserem Fall eine super Symbiose.

Wird es einen 50. Geburtstag von „Verstehen Sie Spaß?“ geben? Und wenn ja, wie wird die Show dann aussehen?

Guido Cantz: Das Prinzip der versteckten Kamera und auch „Verstehen Sie Spaß?“ wird es in zehn Jahren mit Sicherheit noch geben. Es kann sein, dass an kleineren Stellschrauben gedreht wird, aber grundsätzlich glaube ich, dass die Sendung dann noch existiert – und natürlich hoffe ich, dass nach wie vor genau der Moderator im Einsatz ist, der sich die Haare immer noch blond färbt.

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