Genießt Anwalt Max Schmeler (Mathieu Carrière, Mitte), unter den Geschwistern „das Schwein“ genannt, die Situation? Jakob (Dominic Raacke) und Joschi (Joachim Król) fühlen sich provoziert. © SWRChristiane Pausch

Gespräch mit Regisseur Niki Stein

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Als der zugrundeliegende Roman erschien, dachte Produzent Ernst-Ludwig Ganzert sofort an eine Verfilmung und auch in Rezensionen war schon davon die Rede. Was ist für Sie der Reiz der Konstellation von „Die Auferstehung“?

Der Grundkonflikt ist geradezu allgemeingültig: Jeder kennt das, das Streiten um das Erbe, die Missgunst, wenn auf einmal eine außerfamiliäre Person in den letzten Jahren, Monaten des Erblassers eine emotionale Rolle gespielt hat. Im Moment unseres Dramas ist das ja noch alles Spekulation der Angehörigen, in Abwesenheit der Beargwöhnten ... Und besonders schön ist, Sie erlauben mir diese Geschmacklosigkeit, dass der Autor Karl-Heinz Ott die Leiche des Vaters »noch nicht hat kalt werden lassen«! Sie liegt allgegenwärtig im Wohnzimmer, während sich die Kinder schon um sein Fell streiten. – Da kommt so eine wunderbare britische Prise „schwarzer Humor“ dazu, die bei deutschen Komödien sehr selten ist.

„Die Auferstehung“ ist eine Familiengeschichte, die auch ein Blick auf eine bestimmte Generation von Bürgerkindern ist. Was verbinden Sie selbst mit dieser Generation, deren Haltungen man als Post-68-er bezeichnen könnte?

Es ist meine Generation. Und auch ich habe drei Geschwister, nur waren meine Eltern so klug, uns nichts zu vererben. Karl-Heinz Ott und dem Drehbuchautor Karl Heinz Käfer ist ein wunderbarer Blick auf diese Generation gelungen, die sich irgendwie Zeit ihres Lebens an ihren Eltern abgearbeitet hat. - Selbst angesichts des Todes der Eltern benehmen sie sich noch, wie Kinder. – Alles kommt wieder hoch, herrlich, man kennt das!

Beim Erben geht es häufig gar nicht ums Materielle, sondern um Liebesbeweis, um Anerkennung, um verletzte Gefühle. Wie steht es damit in „Die Auferstehung“?

Natürlich sind das Ersatzhandlungen: Da werden Dinge geklärt, brechen Konflikte offen aus, die noch keinen Kanal fanden, solange die Eltern lebten. Und natürlich geht es der von Leslie Malton mit Furor gespielten Tochter nicht um das Erbe. Sie fühlt sich zurückgesetzt vom Vater, dessen „Prinzessin“ sie all die Jahre war, und der in seinen letzten Jahren seine Gunst unvermittelt einer anderen zu Teil werden lässt.

Ein Kammerspiel mit zeitlicher und räumlicher Beschränkung und ständig sechs Protagonisten am Set – wie sind Sie und Ihr Kameramann darangegangen?

Genau aus diesem Grund habe ich mich so um den Stoff gerissen, und Gott sei Dank haben Sender und Produzent mein Flehen erhört: Ich liebe das. Es setzt ein intensives Arbeiten mit den Schauspielern voraus, fast wie bei einer Theaterinszenierung. Vor einigen Jahren habe ich schon einmal eine ähnliche Versuchsanordnung gehabt, bei meinem Kammerspiel „Die Konferenz“ (2004). Damals saßen die zehn Protagonisten alle um einen Tisch, was es nicht unbedingt einfacher machte. Diesmal bewegen sie sich frei im Haus und um den toten Vater herum. Wir haben vieles »gemastert«, das heißt, ohne Schnitt gedreht, aus vielen Perspektiven. Dass ich das mit einem der besten Kameramännern, die wir haben, Michael Schreitel, machen konnte, war mehr als hilfreich. Er hat auch das Lichtkonzept erarbeitet, das mir größtmögliche Freiheiten beim Inszenieren gab. Und ganz wichtig war, dass ich das ganze mit einer herausragenden Cutterin, Julia Karg („Bad Banks“) montiert habe!

Was war wichtig bei der Zusammenstellung des Ensembles?

Der Produzent Ernst Ludwig Ganzert und ich waren uns schnell einig, dass wir da großartige Schauspieler brauchen, die ihren Figuren eigene Konturen geben, auch beim Publikum durchaus beliebte. Natürlich habe ich mit jedem vorher gesprochen, ihnen Rollenbeschreibungen in die Hand gegeben, wie ich das immer tue. Aber ich war dann doch noch einmal begeistert, als ich gesehen habe, wie Leslie Molton, Joachim Krôl, Herbert Knaup, Dominc Raacke, Michael Rotschopf, Brigitte Zeh und nicht zuletzt Mathieu Carrière das machen. – Ein großes Geschenk. Und man sieht hoffentlich, dass auch die Schauspieler Spaß an ihrer Arbeit hatten. Der Film hat übrigens zwei stille Stars, die, „aus der zweiten Reihe“ kommend, enormen Eindruck hinterlassen: Tatiana Nekrasov und der großartige Peter Maertens.

Genießt Anwalt Max Schmeler (Mathieu Carrière, Mitte), unter den Geschwistern „das Schwein“ genannt, die Situation? Jakob (Dominic Raacke) und Joschi (Joachim Król) fühlen sich provoziert. © SWRChristiane Pausch
Genießt Anwalt Max Schmeler (Mathieu Carrière, Mitte), unter den Geschwistern „das Schwein“ genannt, die Situation? Jakob (Dominic Raacke) und Joschi (Joachim Król) fühlen sich provoziert. © SWR/Christiane Pausch
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