Der unabhängige Rat für kulturelle Bildung bezeichnet die Plattform Youtube in seiner aktuellen Studie „Horizont 2019“ als „Leitmedium für Jugendliche“. Demnach nutzen 86 Prozent der befragten 12- bis 19-Jährigen YouTube. Beliebter ist bei der Zielgruppe nur noch der Nachrichtendienst WhatsApp. Die YouTube-Stars, sogenannte "Influencer", werden von ihren jugendlichen Anhängern verehrt wie Popstars.
Medienwissenschaftler und Pädagogen kritisieren jedoch, die Influencer würden kaum ernstzunehmende Inhalte produzieren und Geld vorwiegend mit Werbung verdienen, die nicht eindeutig als solche zu erkennen sei. Der Rat für kulturelle Bildung hebt in seiner Studie jedoch auch die positiven Seiten von YouTube hervor.
Jugendliche nutzen die Plattform demnach nicht nur zur Berieselung durch Influencer, sondern beispielsweise, um für die Schule zu lernen oder als künstlerische und kulturelle Anregung, etwa in den Bereichen Tanz, Film, Musik oder Zeichnen.
Kultureinrichtungen auf Umgang mit YouToube kaum vorbereitet
Eine der Schlussfolgerungen aus dieser Erkenntnis ist für Lydia Grün, dass Medienkompetenz in der Lehrerausbildung und in der Schule eine viel stärkere Rolle spielen müsse. Lydia Grün ist Professorin für Musikvermittlung und Mitglied im Rat für kulturelle Bildung und sagt: „Wir brauchen Ahnung von der Materie, denn Jugendliche nutzen YouTube für sich als Bildungsquelle.“
Aber was genau lernen Jugendliche auf YouToube und wie lernen sie mithilfe des neuen Mediums am besten? Bildungs- und Kulturinstitutionen seien auf diese und vergleichbare Fragen bislang „weder vorbereitet noch eingerichtet“, sagt Grün.
Jugendliche suchen nach kritischer Auseinandersetzung mit YouTube
Bereits Ende 2016 hat die Kultusministerkonferenz die Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ auf den Weg gebracht. Von dort heißt es aktuell, die Länder arbeiteten „intensiv an der Überarbeitung der Lehrpläne“. Aber Vertreter der Lehrergewerkschaft GEW mahnen, die notwendigen Überarbeitungen würden wesentlich länger dauern als von den Politikern angekündigt.
Nicht nur die Lehrkräfte, auch die Schülerinnen und Schüler würden sich über einen Unterricht freuen, der aktuelle Netzphänomene wie YouTube oder WhatsApp einbezieht. Laut der Studie des Rats für kulturelle Bildung würden sich weit mehr als die Hälfte der Jugendlichen gerne kritisch mit den Videos auf YouTube, den dahinter liegenden Geschäftsmodellen und dem „Leitmedium“ selbst auseinandersetzen.