Hopfen und Malz verloren?
Ölsum oder Meersum, Senta oder Klaus, Voodoo-Bier aus dem Kloster St. Demenz oder Flens – das sind die Fragen in Daniel Behles überschäumender Bier-Operette Hopfen und Malz.
Eine Operette voller Kalauer, Sauflieder und Opernparodien, die Musik süffig, aber schwer zu realisieren – vor allem für das Orchester, denn Behle liebt Klangspielereien à la Strauss - nicht à la Johann, sondern à la Richard Strauss, wohlgemerkt! Ein eigenwilliges Gebräu mit Ohrwurm-Qualität.
Nichts ist wie es scheint
Eine „Mythos-Operette“ so nennt Moritz Eggert sein jüngstes Bühnenwerk Die letzte Verschwörung. Es geht darin um Verschwörungsmythen, z. B. den der Flat-Earth-Bewegung, also von Leuten, die glauben, die Erde sei flach – durchaus ein Operettenstoff.
Moritz Eggert liebt es, mit musikalischen Genres zu spielen. Mal illustriert er das Geschehen mit großem spätromantischen Orchesteraufwand, mal minimalistisch reduziert, zitiert Fernsehjingles und Wiener Walzer.
Obacht: Operette!
Gefährliche Operette heißt Gordon Kampes kammermusikalische Etüde über das Genre. Er vertraut deren Nummerndramaturgie, würzt sie mit schrägen Klängen aus der Neuen Musik und ebenso schrägen Texten.
Gordon Kampe im Musikgespräch über seine „Gefährliche Operette“
Das kleine Orchester rund um das große Schlagwerk samt Kuhglocken, Flaschen und singender Säge ist ein Schauspiel für sich und auch szenisch eingebunden. Da wird die Klarinettistin zum Tanz aufgefordert, und den Dirigenten lässt Kampe am Ende in den Schnürboden entschweben.
Nostalgie kontra Aktualität
Das Berliner Theaterkollektiv Tutti d*amore will die Operette vor allem performativ erneuern. Ihre gemeinsam entwickelten Projekte präsentieren Operette in neuen Formen, neuen Arrangements, mit neuen Texten und an neuen Orten - ob im Großstadtclub oder auf dem Dorfplatz.
Je schwerer die Zeiten, desto leichter die Muse. Die Operette war – und ist – immer ein Krisengenre. Auch für die Absurditäten unserer Zeit scheint sie das passende Genre zu sein – ob experimentell überdreht, ob gefährlich schräg oder wie in der Operette für zwei schwule Tenöre als pop-kultureller Kontrapunkt.
Hier geht es weniger um neue musikalische Formen, sondern um neue Inhalte, nämlich eine moderne schwule Beziehungskiste, für die Komponist Florian Ludewig bewusst nostalgische Klänge gefunden hat – im gewollten Gegensatz zum witzig-aktuellen Libretto von Johannes Kram.