Musikstück der Woche mit Joseph Moog

Franz Liszt: Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 A-Dur

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AUTOR/IN
Kerstin Unseld

Nach 30 Jahren ist ein Mensch mehr oder weniger erwachsen. Und ein Klavierkonzert? Franz Liszt jedenfalls entwickelte und erarbeitete fast drei Jahrzehnte lang sein Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur.

Das sind mehr Jahre, als Joseph Moog, der Solist dieser Aufnahme mit der Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, auf der Welt ist. Der Mittschnitt vom 1. Konzert "À la carte" 2010/11 aus der Fruchthalle Kaiserslautern stammt vom 16. September 2010.

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Das Drei-Jahrzehnte-Klavierkonzert

Lange, bevor Franz Liszt 1848 in Weimar eine Wirkungsstätte fand, begann er, an einem, genauer gesagt: an zwei Klavierkonzerten zu schreiben. Erste Skizzen zum ersten Klavierkonzert Es-Dur stammen aus dem Jahr 1830, erste Skizzen zum zweiten in A-Dur von 1839. Und doch zogen sich beide Konzerte, ihre Entstehung, Umarbeitung, Fertigstellung hinein in die schöpferisch so wichtige Zeit Franz Liszts in Weimar.

Zwar war sein Leben, als er sich als Kapellmeister nach Weimar verpflichtete und dort vor allem seine Sinfonischen Dichtungen komponierte, weit weniger beschaulich als erhofft. Aber inspirierend war es auf jeden Fall. Was bis heute den Kern seines Klavierschaffens ausmacht, entstand in Weimar: Die h-Moll-Sonate, die Dante-Fantasie, die Études d´execution transcendante – um nur drei zu nennen. Nicht zuletzt vollendete Liszt in Weimar, nach einem Prozess schier endloser Umarbeitungen, auch seine beiden Konzerte für Klavier und Orchester.

Das Klavierkonzert kam erst nach fast 30 Jahren auf die Bühne

Für Bedeutendes brauchte Liszt oft nur wenige Takte. Dichte und Ausdruckskraft sind bei ihm meist das Resultat eines langen ‚Destillationsprozesses‘. Konzentriert ist daher das, was als Ergebnis dann herauskam. Das trifft auch auf das zweite Klavierkonzert zu, das nach einer schier endlosen Folge von Überarbeitungen erst 1863 – nach fast 30 Jahren – auf die Bühne kam.

Beide Klavierkonzerte von Liszt haben, so unterschiedlich sie von ihrer Anmutung her auch sein mögen, einiges gemeinsam: in ihnen versucht Liszt seine Gedanken von Symphonischer Dichtung auf die Konzertform zu übertragen. Zwar gibt es noch einzelne Sätze in den Konzerten, aber sie werden nicht mehr klar voneinander getrennt gespielt. Auch die Themen innerhalb der Konzerte sind so stark miteinander verwoben, dass ein großes Ganzes entstehen muss. Und über allem schwebt natürlich der Anspruch des Virtuosen Liszt, der immer Raum für virtuose Effekte des Solisten eingebaut hat.

SWR2 Musikstück der Woche vom 17.12.2012

Mehr zu den Interpreten

Joseph Moog (Klavier)

Ausgezeichnet mit dem renommierten International Classical Music Award 2012 und zum "Nachwuchskünstler des Jahres" gekürt, zählt Joseph Moog 24-jährig zu den herausragenden Pianisten mit internationaler Reputation und geht bereits einer umfangreichen Konzerttätigkeit nach.
Joseph Moog begeistert Publikum und Presse mit seiner reifen Künstlerpersönlichkeit und brillianten Virtuosität, er spielt ein breit gefächertes Repertoire und verleiht seinen Konzertprogrammen starke Individualität.
Besondere Aufmerksamkeit erweckt er aber auch durch seine Kompositionen, die in seinen Recitals immer wieder gefragt sind.
Auf internationalen Festivals wie dem Schleswig-Holstein- Festival, dem Rheingau Musik Festival, den Schwetzinger SWR-Festspielen, dem Zermatt-Festival und den "Sommets Musicaux de Gstaad" ist Joseph Moog ein stets gefragter Gast. Mit dem Musikpreis des „Verbandes der Deutschen Konzertdirektionen“, der 2006 zum ersten Mal an einen „Interpreten der E-Musik“ vergeben wurde, erfährt die herausragende künstlerische Entwicklung von Joseph Moog eine besondere Würdigung.

1987 in Deutschland geboren, studierte Joseph Moog an der Musikhochschule Karlsruhe, bei Prof. Bernd Glemser an der Musikhochschule Würzbürg und bei Prof. Arie Vardi an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.
Joseph Moog ist Young Steinway Artist.

Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern

Die Deutsche Radio Philharmonie ist das jüngste deutsche Rundfunksinfonieorchester. 2007 aus der Fusion der beiden traditionsreichen ARD-Klangkörper, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken (SR) und dem Rundfunkorchester Kaiserslautern (SWR) entstanden, hat das Orchester in kürzester Zeit ein eigenes Profil gewonnen und sich seinen Platz unter den renommierten deutschen Rundfunkorchestern erspielt. Programmschwerpunkte bilden neben dem Vokalbereich das klassisch-romantische Repertoire sowie Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Auftragskompositionen – u. a. im Rahmen der Saarbrücker Komponistenwerkstatt – erweitern das Repertoire um Orchesterwerke aus allerjüngster Zeit.

Pro Saison spielt die Deutsche Radio Philharmonie rund achtzig Konzerte in Saarbrücken und Kaiserslautern, aber auch im Dreiländereck Deutschland – Frankreich – Luxemburg (Großregion SaarLorLux) und in Rheinland-Pfalz. Das Orchester bespielt Konzertreihen in Karlsruhe, Mainz, Metz und in der Alten Oper Frankfurt. In der Saison 2012/13 ist es zu Gast bei den Festivals Heidelberger Frühling, Musikfestspiele Saar, RheinVokal, Moselmusikfestival und bei dem Rheingau Musikfestival. Nach Tourneen in die Schweiz (2008), nach China (2009) und nach Japan (2011), ging das Orchester 2012 auf Korea-Tournee und gastierte dort in sieben Städten.
Die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern spielt in der Aufnahme unter der Leitung von Pablosky Gonzalez.

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Kerstin Unseld