Nach Fall in Büffelherde in Brandenburg

Maul- und Klauenseuche: Massive Folgen für Schlachthof in Wittlich

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Martin Schmitt
Martin Schmitt am Mikrofon

Ein Fall der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg wirkt sich auch im 700 Kilometer entfernten Wittlich aus: Der Schlachthof Simon ist nach eigenen Angaben betroffen.

Auf dem Betriebsgelände von Simon-Fleisch in Wittlich stehen viele Lkw. Sie haben Paletten mit Kartons geladen, die unter anderem Schweinefüße und Knochen enthalten. Diese sind für Korea, Singapur und Vietnam bestimmt. Dort gelten die sogenannten Fleisch-Nebenprodukte als Delikatessen und werden in Suppen, Eintöpfen und zur Herstellung von Gelatine verwendet.

Diese Kartons mit Fleisch sind für Korea, Singapur und Vietnam bestimmt. Wegen der Maul- und Klauenseuche haben diese Länder die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland verboten.
Diese Kartons mit Fleisch sind für Korea, Singapur und Vietnam bestimmt. Wegen der Maul- und Klauenseuche haben diese Länder die Einfuhr von Schweinefleisch aus Deutschland verboten.

Simon-Fleisch verliert wichtige Exportmärkte

"Hunderte Tonnen stehen fertig etikettiert auf dem Hof und sind bereit für den Transport", sagt Geschäftsführer Bernhard Simon. Doch seit dem 10. Januar haben viele Länder außerhalb der EU die Einfuhr von Fleisch aus Deutschland gestoppt. Grund ist der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei einer Büffelherde im brandenburgischen Hönow - mehr als 700 Kilometer von Wittlich entfernt.

Länder wie Singapur, Südkorea und Vietnam gehören zu den wichtigsten Exportmärkten von Simon-Fleisch. Seit dem Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ist fast der gesamte Export in Länder außerhalb der EU zum Erliegen gekommen. Einzig in einige Länder Afrikas wäre der Export vielleicht noch möglich, so der Geschäftsführer.

Fleisch-Nebenprodukte müssen weggeworfen werden

Laut Simon-Fleisch kann die Ware zwar mehrere Monate tiefgefroren gelagert werden, doch letztlich sei sie "totes Kapital", wenn sie nur auf dem Hof stehe. Wann die Exportsperren wieder gelockert werden, sei noch völlig unklar. Daher bleibe ihm aktuell nichts anderes übrig, als die Fleisch-Nebenprodukte wie Füße oder Knochen zu vernichten, denn in der EU gebe es dafür keinen Markt mehr.

So werden Knochen in der Tierkörperbeseitigungsanlage in Rivenich verbrannt oder zu Dünger verarbeitet. Auf den Kosten bleibt Simon-Fleisch sitzen: Der Schlachthof muss die Entsorgungskosten selbst tragen.

Export von Schweinefleisch nach Großbritannien gestoppt

Auch der Export von Fleisch und Wurst nach Großbritannien ist seit dem Ausbruch der Tierseuche in Brandenburg nicht mehr möglich. Mehrere Lkw mit Schweinefleisch stünden derzeit im französischen Calais still. Sie seien auf dem Weg nach Großbritannien gewesen, dürften jetzt aber nicht mehr auf die Fähren. "Selbst dann nicht, wenn die Ware schon vor dem Ausbruch der Seuche bei uns verpackt wurde", so Geschäftsführer Simon. Teilweise hätten die englischen Veterinäre an der Grenze sogar verlangt, dass die Ware vernichtet werden müsse. "Das konnten wir aber verhindern."

Das Fleisch für Großbritannien versucht Simon-Fleisch an andere Abnehmer innerhalb der EU zu verkaufen, denn dort ist der Handel mit Fleisch nach wie vor erlaubt. Aber auch innerhalb der EU spürt Simon eine Kaufzurückhaltung, beispielsweise in Italien. "Die haben Sorge, dass sie sich die Seuche ins Land holen."

Folge der Tierseuche: Schweinefleischpreise brechen ein

Die Folgen der Maul- und Klauenseuche kosten den Schlachthof viel Geld. Wie hoch der Schaden genau ist, kann das Wittlicher Unternehmen derzeit noch nicht abschätzen. Fest steht aber: Wegen der unsicheren Lage will der Fleisch-Großproduzent in den nächsten Wochen möglicherweise weniger Schweine schlachten. Normalerweise werden in Wittlich etwa 22.500 Schweine pro Woche geschlachtet. "Wir werden von Tag zu Tag schauen, wie sich die Situation weiterentwickelt", so der Geschäftsführer.

Die Situation wird sich auch finanziell auf die Landwirte auswirken: Der Preis, den Betriebe für ihre Schweine vom Schlachthof Simon bekommen, werde deutlich sinken, so Simon. Momentan erhalten sie etwa 180 Euro pro Schwein. "Aber dieser Preis könnte bald um 10 bis 20 Euro fallen. Es ist sogar möglich, dass der Preis noch weiter sinkt."

Bernhard Simon schätzt, dass der deutschen Landwirtschaft durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ein Schaden im Milliardenbereich entstehen könnte.
Bernhard Simon schätzt, dass der deutschen Landwirtschaft durch den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche ein Schaden im Milliardenbereich entstehen könnte.

Mehr Verantwortung gefordert

Während professionelle Landwirte ohne Desinfektion und Schutzkleidung nicht mehr in den Stall gehen, nähmen manche Tierhalter das Thema Biosicherheit "nicht ganz so ernst". Das müsse sich ändern. "Dadurch können immense Schäden für die Wirtschaft und letztendlich die Gesellschaft entstehen."

Maul- und Klauenseuche: Keine Gefahr für Menschen

Wer Lebensmittel von an Maul- und Klauenseuche erkrankten Tieren verzehrt, muss keine Erkrankung befürchten. Für Menschen ist das MKS-Virus nicht gefährlich. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung hin. Infektionen des Menschen mit dem MKS-Virus seien grundsätzlich selten - und Folge eines unmittelbaren intensiven Kontakts mit erkrankten Tieren. Es sei nicht bekannt, dass eine Infektion und eine Erkrankung nach dem Verzehr von Lebensmitteln möglich sei. Auch die Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch sei nicht bekannt.

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