Der Zug hat Verspätung, alle sind genervt, wer kennt das nicht? Da kommt es über Lautsprecher: "Liebe Fahrgäste, gebt mal Ruh und hört mal eurem Fahrer zu, die Strecke vor uns ist leider voll, das finden wir alle gar nicht toll." Die Ansage kommt von Andreas Frank. Er arbeitet beim privaten Bahnunternehmen vlexx und er nennt sich selbst Eisenbahnpoet.
Eisenbahnpoet wurde er an Fastnacht
Vor vielen Jahren ist er aus Thüringen nach Rheinhessen gekommen und hat während der Fastnachtszeit Spaß am Reimen bekommen. Er habe das einfach mal ausprobiert, wie es ankommt, wenn er seine Durchsagen in Reimform macht. Seitdem gehört das zum Tagesgeschäft.
Reime gibt es immer bei Dienstantritt und zur Verabschiedung, manchmal auch zur Begrüßung der zugestiegenen Fahrgäste oder eben, wenn es Behinderungen gibt.
Das macht kein Spaß, ach hör doch auf, jetzt haben wir schon über zehn Minuten Verspätung drauf! Ja, liebe Leut, lasst misch net lüsche, da draußen fahr´n halt jede Menge Züsche.
Wenn die Bahnreisenden seine Reime per Lautsprecher hören, schauen sie teilweise verwirrt, einige schmunzeln und lachen. Eine Frau im Zug sagt: "Man ist gleich nicht mehr ganz so verärgert über die Verspätung wenn man das mit Humor nimmt."
Reime im Zug sollen unterhalten und entspannen
"Die Leute werden gechillter", sagt Lokführer Frank. "Man kann merklich Stress rausnehmen." Aus dem Abteil, das an die Lokführerkabine angrenzt, habe er auch schon Applaus gehört. Das motiviere ihn. Er wirbt für sich als Eisenbahnpoet in sozialen Netzwerken. Damit will er auch zeigen, wie viel Spaß ihm der Job als Lokführer macht.
Sein lustigstes Erlebnis sei gewesen, als ein Fahrgast in Saulheim im Kreis Alzey-Worms einmal zur Verabschiedung zu ihm vorgekommen sei und ebenfalls gereimt habe, erzählt er. Und an den Reim kann sich Andreas Frank noch erinnern: "Die Uhr schon auf halb elf gedreht, einen schönen Abend auch für den Eisenbahnpoet."