Firmensitz in Nassau

Historiker soll NS-Geschichte von Firmengründer Leifheit untersuchen

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Günter Leifheit war ein beliebter Unternehmer und Förderer der Stadt Nassau, dann deckte eine Studie seine NS-Verstrickungen auf. Ein Historiker soll nun seine Vergangenheit aufarbeiten.

Der Unternehmer Günter Leifheit und seine gleichnamige Firma, deren Sitz bis heute in der Stadt Nassau (Rhein-Lahn-Kreis) ist, sind vielen wegen der bekannten Wäscheständer oder Bügelbretter ein Begriff. Der Firmengründer genoss lange Zeit hohes Ansehen in der Stadt. Leifheit war der wichtigste Förderer der Stadt - unter anderem trägt ein privates Gymnasium seinen Namen. Eine Studie des Historikers Stefan Holler rückte den Unternehmer im letzten Jahr in ein neues düsteres Licht. Laut Hollers Studie sei der 2009 verstorbene Günther Leifheit ein überzeugter Nazi gewesen. Holler nannte einige Beispiele. So sei Leifheit beispielsweise 1932 mit elf Jahren freiwillig in das "Deutsche Jungvolk" eingetreten und dort in acht Jahren zum hauptamtlichen "Jungbannführer" aufgestiegen. Holler schreibt zudem in der Studie, dass Leifheit 1938 der NSDAP beigetreten sei und 1940 freiwillig in die Waffen-SS.

Historiker soll NS-Vergangenheit von Leifheit aufarbeiten

Holler kommt auch zu dem Schluss, dass Leifheit sich nie zu seiner nationalsozialistischen Vergangenheit bekannt hatte. Zudem hätten die Familie, die Leifheit Stiftung, die private Schule und die Stadt Nassau sowie die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, die 57 Millionen Euro Stiftungsgeld bekam, die NS-Vergangenheit verschwiegen. Der Historiker Professor Dr. Joachim Scholtyseck, der in Bonn lehrt, bekam nun den Auftrag, die NS-Vergangenheit des Unternehmers Günter Leifheit genauer zu untersuchen. Das teilte der Bürgermeister von Nassau, Manuel Liguori, am Samstag in einer Pressemitteilung mit.

Es erfüllt die Stadt Nassau mit großer Freude, dass wir mit Herrn Prof. Dr. Scholtyseck einen ausgewiesenen Fachmann auf diesem Gebiet für diese wichtige Aufgabe gewinnen konnten. Wir sehen den Ergebnissen seiner Untersuchungen mit Spannung entgegen.

Scholtyseck beschäftige sich mit der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts - auch mit der Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte der Bundesrepublik, hieß es weiter. Der Auftrag sei unter Federführung der "LongLeif GaPa gGmbH" und der Leifheit Stiftung, sowie mit Hilfe der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen, der Stadt Nassau und der Leifheit AG erteilt worden.

Forschungsprojekt soll Rolle im Zweiten Weltkrieg untersuchen

Es handele sich dabei um "ein wissenschaftlich unabhängiges Forschungsprojekt". Das Forschungsprojekt habe sich zum Ziel gesetzt "Leifheits Lebensgeschichte in die allgemeine Geschichte der Weimarer Republik und des 'Dritten Reiches' einzubetten und besser zu verstehen". Dabei solle unter anderem untersucht werden, welche Rolle Leifheit während des Zweiten Weltkriegs und in der Waffen-SS einnahm.

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