Am Sonntagabend (Ortszeit) ist eine erste Maschine im Bundesstaat Indiana gelandet. Sie war am Samstag mit mehr als 31 Tonnen medizinischer Spezial-Nahrung für Babys mit Kuhmilch-Allergie von Ramstein aus in die USA gestartet. Nach Angaben der US-Luftwaffe stammt die Lieferung aus der Schweiz.
US-Präsident Joe Biden kündigte eine zweite Lieferung an: "Wir haben einen zweiten Flug bekommen, um die spezielle Säuglingsnahrung von Nestlé nach Pennsylvania zu transportieren", erklärte er auf Twitter.
Die erste Lieferung decke etwa 15 Prozent des unmittelbaren Bedarfs, sagte der Wirtschaftsberater des Präsidenten, Brian Deese, dem Sender CNN. Die Säuglingsnahrung wurde nach Indiana geflogen, weil sich dort ein Drehkreuz von Nestlé befindet. Dort soll sie in einem Labor auf ihre Qualität geprüft werden, bevor sie im Land verteilt wird.
Produkte wegen Angst vor Verunreinigung zurückgerufen
Hintergrund der Engpässe ist der Ausfall einer Fabrik von Abbott, dem größten Hersteller von Säuglingsmilchnahrung in den USA. Abbott hatte mehrere Produktlinien zurückgerufen, nachdem möglicherweise wegen bakterieller Verunreinigungen vier Säuglinge erkrankt und zwei gestorben waren. Die Produktion in einem Werk der Firma im Staat Michigan wurde im Februar vorerst gestoppt. Biden hat die Engpässe zur Chefsache erklärt und unter anderem ein für Kriegszeiten gedachtes Gesetz aktiviert, um die Produktion anzukurbeln.

Zudem hatte der Präsident vergangene Woche die "Operation Fly Formula" (in etwa: "Operation Babynahrung Fliegen") ausgerufen. Verteidigungsminister Lloyd Austin ordnete am Freitag die entsprechenden Flüge an. Das Weiße Haus teilte mit, wegen der Dringlichkeit würden dafür zunächst Militärflugzeuge aus Ramstein eingesetzt, weil am Wochenende keine kommerziellen Flüge verfügbar gewesen seien. Künftig würden die meisten Lieferungen aber mit kommerziellen Fliegern abgewickelt.
Hersteller: "Es tut uns für jede Familie leid"
Abbott-Chef Robert Ford drückte am Samstag sein Bedauern aus. "Es tut uns leid für jede Familie, die wir im Stich gelassen haben, seit unser freiwilliger Rückruf den Mangel an Babynahrung in unserem Land verschärft hat", schrieb Ford in der "Washington Post". Man glaube dennoch, dass der Rückruf richtig gewesen sei. "Wir werden keine Risiken eingehen, wenn es um die Gesundheit von Kindern geht." Man wisse, dass wegen fehlender Abbott-Spezialnahrung einige Kinder, die andere Nahrung und Milch nicht verdauen könnten, ins Krankenhaus gekommen seien. "Das ist tragisch und herzzerreißend."
Ford kündigte Maßnahmen an, um die Engpässe zu überwinden. Der Herstellung dieser Spezialnahrung werde die höchste Priorität eingeräumt, schrieb der Abbott-Chef. Den betroffenen Familien solle mit einem Fonds von fünf Millionen Dollar (4,73 Millionen Euro) geholfen werden. Außerdem sei nun ein anderes Abbott-Werk, das sonst Produkte für Erwachsene herstelle, auf Babynahrung umgestellt worden. Zusätzlich werde Babynahrung von einer Fabrik in Irland eingeflogen. Man gehe davon aus, das Werk in Michigan in der ersten Juniwoche wieder öffnen zu können.