Betrug in der ambulanten Pflege ist ein großes Problem, sagt Henrike Stephani vom Fraunhofer-Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik aus Kaiserslautern. Was aber vor allem schwierig sei: den Betrug in den Abrechnungen der Pflegedienste überhaupt erst nachzuweisen. Deshalb hat ein Forscherteam in Kaiserslautern genau dafür eine Künstliche Intelligenz entwickelt. Bald will man diese auch der Polizei in Kaiserslautern vorstellen.
Pflegedienste, die systematisch betrügen
"Es gibt schon krasse Fälle, wo einzelne Patienten gar nicht angefahren wurden", erzählt Stephani. Es komme aber auch vor, dass Pfleger, die nicht qualifiziert sind, zu den Leuten nach Hause geschickt werden. Die Pflegedienste würden dann später trotzdem für die Leistungen Geld von den Versicherungen abkassieren. Das passiere vor allem dann, wenn keine Verwandten da seien, um zu kontrollieren, ob beispielsweise Eltern oder Großeltern auch wirklich versorgt werden.
"Es gibt schon krasse Fälle, wo einzelne Patienten gar nicht angefahren wurden."
KI aus Kaiserslautern soll Ermittlungen einfacher machen
Solche Betrugsfälle von Pflegediensten sind für die Staatsanwaltschaft und die Polizei sehr viel Arbeit. Denn welcher Pfleger, wann, welchen Patienten besucht hat, wird sehr oft noch handschriftlich in ein Abrechnungsdokument geschrieben, erklärt Henrike Stephani. Hunderte von diesen Abrechnungen und Wochenplänen der Pflegedienste müssten Beamte während der Ermittlungen über Monate hinweg händisch auf Auffälligkeiten prüfen. Und genau diese schwierige und langwierige Arbeit kann die KI aus Kaiserslautern übernehmen.

Und so funktioniert`s im Groben: Die Künstliche Intelligenz scannt die Pflegedokumente und kann dann beispielsweise feststellen, ob ein Pfleger angeblich bei unterschiedlichen Patienten zur gleichen Zeit war. Markus Rauhut, Abteilungsleiter beim Fraunhofer-Institut, erklärt, dass manchmal dabei auch Unterschriften der Pfleger von Pflegediensten gefälscht werden. Deshalb haben die Forscher der KI auch beigebracht, diese Fälschungen zu erkennen.
Hilft KI bald schon der Polizei in Kaiserslautern?
Bisher kann die entwickelte KI nur von den Experten am Fraunhofer-Institut verwendet werden. Staatsanwaltschaft und Polizei können die Forschenden beauftragen, Beweismittel durch die KI zu jagen. Das Ziel wäre aber, erklärt Markus Rauhut, dass die Software in Zukunft bundesweit von den Ermittlern selbst eingesetzt wird. Ob das bald in Kaiserslautern der Fall sein könnte, ist noch unklar. Die KI-Experten wollen jedenfalls noch vor Jahresende der Kaiserslauterer Polizei ihre Künstliche Intelligenz vorstellen.