Bereits im ersten Wahlgang erhielt die 57-Jährige am Samstag in Frankfurt eine deutliche Mehrheit der Stimmen. 82 von 119 stimmberechtigten Synodalen stimmten für die Professorin für Systematische Theologie an der Universität Zürich. Tietz, die auch Pfarrerin im Ehrenamt in der Dreikönigsgemeinde in Frankfurt ist, nahm die Wahl an und bedankte sich. Sie freue sich sehr auf die neue Aufgabe, sagte sie direkt nach der Wahl.
Tietz wurde 1967 in Frankfurt geboren. Sie hat sich auch bereits in der Kirchensynode der EKHN sowie im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) engagiert. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir auch in den kommenden Jahren eine hörbare Stimme und soziale Säule unserer Gesellschaft bleiben", erklärte sie nach ihrer Wahl.
ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch
Die künftige Kirchenpräsidentin räumt dem Klimaschutz eine wichtige Rolle ein: "Ich mache mir viele Gedanken, was ich esse, wie ich reise", sagte sie. Die Rolle der Kirche bestehe hier auch in der Bildung: Menschen einen neuen Blick auf die Welt zu eröffnen, weil sie eine Schöpfung Gottes sei.
Tietz möchte nach ihren Worten zudem Formate stärken, in denen Kinder und Jugendliche den christlichen Glauben erfahren. Sie warb für ein Miteinander von "Innovation und dem, was aus guten Gründen heute noch trägt."
Dazu brauche es "warmherziges Augenmaß und mutige Nüchternheit". Ihr erster Arbeitsschwerpunkt werde die Beschäftigung mit der ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch sein. Sie wolle die in der Studie aufgezeigten Defizite der Kirche wie Konfliktunfähigkeit bearbeiten.
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) sagte, er freue sich, dass Tietz Brücken bauen wolle zwischen ganz unterschiedlichen Gruppen innerhalb und außerhalb der Kirche. "Und ich begrüße auch sehr, dass sie sich in besonderer Weise dafür einsetzen will, dass das Thema der sexualisierten Gewalt auf allen Ebenen der EKHN präsent ist und Konsequenzen aus der ForuM-Studie gezogen werden."
Amtsinhaber Jung trat nicht erneut an
Volker Jung, seit 2009 Kirchenpräsident der EKHN, trat nicht erneut an. Die Amtsübergabe findet im Januar 2025 statt, die offizielle Einführung ist für den 26. Januar in Wiesbaden vorgesehen. Die Wahl gilt für acht Jahre.
Die EKHN hat rund 1,3 Millionen Mitglieder in rund 1.000 Gemeinden. Das Kirchengebiet umfasst Teile von Mittel- und Südhessen sowie von Rheinland-Pfalz mit Mainz. Es reicht von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden sowie von Bad Ems im Westen bis zum Vogelsberg im Osten.