27 Staaten unter einem Dach

70 Jahre Frieden, Stabilität und Freiheit: EU-Parlament feiert in Straßburg

Stand
AUTOR/IN
Henning Winter
ONLINEFASSUNG
Ulrike Liszkowski

Das EU-Parlament hat in Straßburg Jubiläum gefeiert: 70 Jahre gelebte Demokratie für Europa. Da gab es viele bedeutende Momente. Einer hat sie fast alle miterlebt.

Saaldiener Carlos Cordeiro hat schon viele bewegende Momente im Plenarsaal des europäischen Parlaments erlebt. Die schönsten waren immer diejenigen, wenn der Europäische Geist greifbar wurde, erzählt er. Frieden, Stabilität und Freiheit - für diese Werte stehe die EU, sagt Carlos Cordeiro. Er weiß, wovon er spricht: Als junger Mann hat der Portugiese noch erlebt, was Diktatur bedeutet. Es ist noch gar nicht so lange her.

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Gerade die Menschen in den Grenzregionen seien Vorreiter für die neue europäische Wirklichkeit, unterstreicht die Präsidentin des Parlaments, Roberta Metsola:

"Es geht über den Symbolwert hinaus. Sie kommen aus einer Region, die Konflikte erlebt hat und Grenzen hat, die immer wieder in Frage gestellt wurden. Die EU schätzt offene Grenzen und verteidigt sie."

Erst nur ein Forum für Diskussionen

Am Anfang des EU-Parlaments stand die Montanunion, die gemeinsame Aufsicht über Kohle und Stahl. Frankreich wollte Deutschlands Schwerindustrie unter Kontrolle behalten. Im Herbst 1952 trafen sich zum ersten Mal 78 Abgeordnete aus den sechs Gründungsländern - aus Frankreich, Deutschland, Italien und den drei Benelux-Staaten. Alle wurden von ihrer Regierung entsandt. Sie sollten diskutieren und beraten, mitentscheiden durften sie noch nicht.

Mehr Macht und Selbstbewusstsein

Seit 1979 können die Bürger Europas ihre Volksvertreter direkt und in freier Wahl bestimmen. Inzwischen sind es 705 Abgeordnete aus 27 Mitgliedsländern. Sie können Kommissions-Kandidaten durchfallen lassen oder auch die Bedingungen für den globalen Handel mitbestimmen. Das Parlament zeigt Selbstbewusstsein auch gegenüber den nationalen Parlamenten. Immer öfter muss der Bundestag Richtlinien umsetzen, die das Europaparlament auf den Weg gebracht hat.

Immer neue Krisen

Mit dem Brexit 2020 wurden nicht nur Sessel im Parlament frei, es musste auch ein neues Handelsabkommen mit Großbritannien abgeschlossen werden. Dann stellte die Corona-Pandemie Europa vor neue Herausforderungen: Gesundheits-, Grenz- und Wirtschaftsmaßnahmen mussten koordiniert werden. Aktuell beschäftigt der Ukraine-Krieg das EU-Parlament. Jüngst verurteilte es Russland als staatlichen Unterstützer von Terrorismus und sprach sich für weitere finanzielle Strafmaßnahmen aus. Gleichzeitig fordert die Parlamentarier der Klimawandel. Es gilt, schneller energieunabhängig und klimaneutral zu werden.

Die ganze Sendung SWR Aktuell Baden-Württemberg mit Dreiland Aktuell vom 26. November 2022:

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