Musikstück der Woche vom 23.09.2013

One-Hit-Wonder

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Autor/in
Kerstin Unseld

Spontan und aus dem Herzen schrieb Joseph Achron seine "Hebräische Melodie": Singen wollte er auf seinem Instrument - der Geige, und vor allem seine Musik - die der jüdischen Gemeinschaft.

Arnold Schönberg bezeichnete ihn als "einen der am meisten unterschätzten modernen Komponisten"; berühmt geworden ist Joseph Achron in der Tat nicht - aber beliebt durch seine "Hebräische Melodie", die der junge israelische Geiger Itamar Zorman beim Festival "Heidelberger Frühling" am 14.04.2013 spielte.

Begeistert von einer Idee

Joseph Achron war schon 25 und ein angesehender Geiger, als er 1911 die "Gesellschaft für jüdische Volksmusik" kennenlernte. Diese 1908 in St. Petersburg gegründete Gesellschaft war die erste jüdische Musikinstitution in Rußland, die bereits fünf Jahre nach ihrer Gründung über 1000 Mitglieder zählte. Achron war am St. Petersburger Konservatorium in die Violinklasse des berühmten Pädagogen Leopold Auer gegangen, hatte Kompositionsunterricht bei Anatoli Ljadow genommen und begann sich dann mit jüdischer Volksmusik auseinander zu setzen. Nach einem Sinfoniekonzert, in dem Achron als Solist gemeinsam mit dem Dirigenten Sergey Koussevitzky aufgetreten war, kam er mit der "Gesellschaft für jüdische Volksmusik" in Kontakt, die ihn für eine Mitarbeit gewinnen wollten.

Denn neben der Sammlung, Bearbeitung, Publikation und Aufführung jüdischer Folklore engagierte sich die Gesellschaft vor allem darin, junge Komponisten für neue jüdische Werke zu gewinnen und den Austausch untereinander zu fördern. In seiner Autobiographie beschreibt Achron, wie er nach dem ersten Gespräch mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft spontan die "Hebräische Melodie" geschrieben habe. Dabei ist interessant, dass es sich bei diesem kleinen Werk für Violine und Klavier nicht um eine Bearbeitung jüdischer Volksmusik handelt, die in jener Zeit besonders üblich war. Vielmehr ist es ein künstlerisch eigenständiges Genrestückchen. Achrons "Hebräische Melodie" wurde vor allem auch in ihrer Interpretation durch Jascha Heifetz berühmt.

Itamar Zorman (Violine)

Itamar Zorman wurde in Tel-Aviv in eine Familie von Musikern hineingeboren, begann seine musikalische Ausbildung an der Jerusalem Academy of Music und machte 2009 seinen Master an der Juilliard School. Von der Presse wird er als ein “Virtuose der Emotionen” gefeiert. So gewann er jüngst u.a. den Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb in Russland und im April 2012 den Juilliard Berg Konzert Wettbewerb.
Als Kammermusiker hat Itamar Zorman in berühmten Konzertsälen wie dem Lincoln Center, der Carnegie Hall und dem Kennedy Center in Washington gespielt. Er ist Gründungsmitglied des »Israeli Chamber Project«, mit dem er in den letzten vier Spielzeiten auf Tour in Israel und Nordamerika war. Unterstützt wird Itamar Zorman von der America-Israel Cultural Foundation und der Ilona Feher Stiftung. Er spielt auf einer Pietro Guarneri Violine von 1737 aus der privaten Sammlung von Yehuda Zisapel.

Julien Quentin (Klavier)

Der französische Pianist Julien Quentin studierte zunächst am Genfer Konservatorium, beendete seine Ausbildung 2002 an der Indiana University und graduierte anschließend an der New Yorker Juilliard School. Er debütierte erfolgreich mit Recitals im Salle Cortot in Paris, in der Conservatoire Hall Genf und im Bargemusic in New York. In den vergangenen fünf Jahren gab Quentin regelmäßig Konzerte in den USA und Europa. Außerdem führten ihn Tourneen nach Japan, Australien und in den Mittleren Osten. Julien Quentin ist ein leidenschaftlicher Kammermusiker, der mit Kollegen wie Nicola Benedetti, David Aron Carpenter, David Garrett und Ilya Gringolts zusammenarbeitet. Gemeinsam mit dem Komponisten Justin Messina und dem Pianisten Francesco Schlimé realisierte er Projekte, die von Improvisation bis zu Elektronischer Musik reichen. Als Cembalist konzertierte Quentin u.a. mit Sarah Chang und dem Verbier Festival Chamber Orchestra.

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Kerstin Unseld