Musikstück der Woche mit dem Oliver Schnyder Trio

Bedřich Smetana: Klaviertrio g-Moll op. 15

Stand
Autor/in
Wibke Gerking

In seinem Klaviertrio g-Moll schrieb sich Smetana den Schmerz über den Tod seiner kleinen Tochter von der Seele. Das Oliver Schnyder Trio spielte dieses aufgewühlt-melancholische Werk bei den Ettlinger Schlosskonzerten des SWR am 16.02.2014.

Trio mit Trauerrand

„Zur Erinnerung an unser erstes Kind Bedřiška, welches uns durch sein außerordentliches Musiktalent entzückt hat, jedoch uns durch den unerbittlichen Tod im Alter von viereinhalb Jahren entrissen wurde“ – so hat Smetana sein Klaviertrio g-Moll überschrieben. Drei Töchter hatten er und seine Frau und Jugendliebe Katerina Kolarova, und die kleine Bedřiška war ohne Zweifel sein Herzenskind. Der Verlust wog vermutlich umso schwerer, als das glückliche Privatleben in dieser Zeit Smetanas einziger Halt im Leben war.

Zwar hatte er es geschafft, durch sein privates Musikinstitut endlich seinen Lebensunterhalt einigermaßen zu sichern, doch seine sonstigen ehrgeizigen Pläne für das Prager Musikleben – ein Sinfonieorchester zu etablieren, oder wenigstens einen Musikverein – scheiterten samt und sonders an den engen politischen Verhältnissen. Der Tod der Tochter war der Tiefpunkt in einer unglücklichen Lebensphase.

Die Unerbittlichkeit des Todes deutet sich gleich am Anfang des Werks an. Es geht chromatisch abwärts, ein uraltes musikalisches Muster für Schmerz und Tod, das Smetana hier aufgreift und variiert. Der ganze erste Satz ist eine Klage, bis auf das kleine Seitenthema, das man als Erinnerung an hellere Tage lesen darf. Im zweiten Satz hat Smetana sein verlorenes Töchterchen porträtiert.

Spielerische Motive und Tanzrhythmen tauchen auf, man meint, das liebevolle Auge des Vaters auf dem Kind ruhen zu sehen. Doch das ist nur eine Atempause: Der Schmerz bricht sich im letzten Satz wieder Bahn, wenn die Themen und verwandte Motive der ersten beiden Sätze in einen gespenstischen Trauermarsch münden. Die Romantik zeigt hier die dunkelste Seite ihrer Schönheit: im Hang, sich Melancholie und Trauer völlig hinzugeben.

Oliver Schnyder Trio

Man kann sagen, dass das Oliver Schnyder Trio in der Zürcher Tonhalle geboren ist und auch dort auch ein Zuhause hat: Hier debütierte es im Jahr 2012, und hier treten der Geiger und der Cellist des Trios, Andreas Janke und Benjamin Nyffenegger, regelmäßig als Mitglieder des Tonhalle-Orchesters auf: Janke ist erster Konzertmeister, Nyffenegger stellvertretender Solocellist. Benannt ist das Trio in guter alter Tradition nach seinem Pianisten: Oliver Schnyder. Auch der ist dem Tonhalle-Orchester und seinem ehemaligen Chef, David Zinman, als Solist verbunden.

Oliver Schnyder ist als gefragter Kammermusiker und Solist auf den Festivals und Konzertbühnen der ganzen Welt zu Hause. Studiert hat er in der Schweiz bei Emmy Henz-Diémand und Homero Francesch, danach in den USA bei Leon Fleisher. Bei RCA Sony sind preisgekrönte CDs mit Werken von Mozart, Schumann, Liszt, Haydn, Schubert und Mendelssohn erschienen.

Der Geiger Andreas Janke erhielt seine Ausbildung in Salzburg bei Igor Ozim und beim Hagen Quartett. Er ist Preisträger mehrerer bedeutender internationaler Wettbewerbe (u. a. Concours Reine Elisabeth in Brüssel, Fritz Kreisler in Wien). Seit 2013 lehrt er als Professor an der Zürcher Hochschule der Künste.

Der Cellist Benjamin Nyffenegger studierte in Zürich bei Walter Grimmer und Thomas Großenbacher. Er ist ebenfalls Preisträger mehrerer nationaler und internationaler Wettbewerbe, Solist bei führenden europäischen Orchestern und Mitglied des Julia Fischer Quartett.

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Autor/in
Wibke Gerking