Hans-Peter und Volker Stenzl

George Gershwin: Rhapsody in Blue

Stand
Autor/in
Doris Blaich

Musikstück der Woche vom 15.9.2014

So klingt Amerika: In seiner berühmten Rhapsody in Blue hat Gershwin das amerikanische Lebensgefühl in Töne gesetzt. In unserer Aufnahme spielen die Brüder Hans-Peter und Volker Stenzl, der Mitschnitt stammt vom März 2009 aus Schloss Waldthausen.

Gershwin bleibt Gershwin

„Bleiben Sie lieber ein erstklassiger Gershwin, statt ein zweitklassiger Ravel zu werden“ – diesen Komplimenten-Korb erhält George Gershwin, als er 1928 in Paris sein großes Vorbild Maurice Ravel um Kompositionsunterricht bittet. Auch Igor Strawinsky lehnt es ab, den jungen Amerikaner zu unterrichten, denn Gershwin ist in seinem eigenen Metier tatsächlich schon längst erstklassig: Im Musical und im Jazz.

Vom Underdog zum Star

Der amerikanische Komponist und Pianist George Gershwin in einer undatierten Aufnahme.
Der amerikanische Komponist und Pianist George Gershwin.

In diesen Genres wird Gershwin, der als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer aus ärmlichen Verhältnissen stammt, zu einem der erfolgreichsten (und reichsten!) Musiker Amerikas. Schon als Teenager verdient er sich ein Taschengeld bei einem Notenverlag für Schlager und Tanzmusik; dort macht er am Klavier den potentiellen Kunden die Neuerscheinungen schmackhaft – für ihn ist es ein ideales Versuchslabor, denn er kann dort unmittelbar die Wirkungen von Musik auf den Zuhörer erforschen. So bekommt er ein untrügliches Gespür für musikalische Effekte, gute Melodien, die Wirkung von Harmonie und Rhythmus, Spannung und Entspannung. Schon bald komponiert und arrangiert er selbst und macht Unmengen von Aufnahmen (damals noch nicht auf Schallplatten, sondern auf Tonrollen). Zwischen 1917 und 21 erhält er professionellen Kompositionsunterricht.

Bald schafft er den Sprung an den Broadway – zunächst als Korrepetitor, dann als Songschreiber und Musicalkomponist. Seine sozialkritische Oper „Porgy and Bess“ (1935) gilt als bedeutendste amerikanische Oper des 20. Jahrhunderts – bei ihrer Uraufführung ist sie allerdings ein Flop. Danach zieht Gershwin nach Hollywood und komponiert Filmmusiken. 1937 stirbt er – nur 38 Jahre alt – an einem Hirntumor.

Blaue Rhapsody

Gershwin ist durch und durch Klavierkomponist. Die Rhapsodie in Blue, sein erstes Werk für Klavier und Orchester, instrumentiert ein Freund für ihn. (Sein nächstes großes Orchesterwerk, das Concerto in F, instrumentiert er dann selbst). 1924 ist die Rhapsody entstanden, es gibt davon drei Fassungen: für Klavier und großes Sinfonieorchester, für Klavier und Jazzband (die Originalfassung) sowie für Klavier zu vier Händen.

Ursprünglich soll das Stück „American Rhapsody“ heißen. Das Blau im Titel stammt von Gershwins älterem Bruder Ira und ist inspiriert von Bildern des nordamerikanischen Impressionismus. Gershwin will mit der Rhapsody in Blue ein „musikalisches Kaleidoskop Amerikas“ zeichnen, wie er sagt, „unseres ungeheuren Schmelztiegels, unserer typischen nationalen Eigenheiten, unseres Blues, unserer großstädtischen Unrast.“

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Autor/in
Doris Blaich